Gleiche Job-Chancen für Mehmet und Klaus

Ab Herbst testen fünf deutsche Unternehmen und das Bundesfamilienministerium anonymisierte Bewerbungen. Dabei solle nur die Qualifikation entscheiden, wer zum Vorstellungsgespräch eingeladen wird, hieß es bei der Präsentation des Pilotprojektes in Berlin. Die Bewerbungen enthielten kein Foto mehr, keinen Namen und keine Angaben über Alter, Geschlecht, Familienstand oder Herkunft. Damit, so die Hoffnung der Initiatoren, könnten Frauen, ältere Menschen oder Ausländer bessere Chancen haben. Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt hatte die Pläne als schwer umsetzbar kritisiert. IZA-Direktor Klaus F. Zimmermann äußerte sich am Dienstag in Berlin zum Hintergrund des Projekts: "Diskriminierung auf dem Arbeitsmarkt ist auch weiterhin ein verbreitetes Phänomen von erheblichem Ausmaß. Es handelt sich dabei nicht nur um ein gesellschaftspolitisches, sondern auch um ein gesamtwirtschaftliches Kernproblem. Diskriminierung bedeutet einen Verzicht auf wirtschaftliche Effizienz und damit einen Wohlfahrtsverlust. Gerade in Deutschland müssen wir unsere personellen Ressourcen vor dem Hintergrund des wachsenden Fachkräftebedarfs künftig besser ausschöpfen. Anonymisierte Bewerbungsverfahren können dabei helfen, Diskriminierung zumindest in der ersten Stufe des Bewerbungsprozesses zu reduzieren."

Am Pilotprojekt der ADS werden sich fünf Unternehmen sowie das Bundesfamilienministerium beteiligen. Bei den Firmen handelt es sich um die Deutsche Post, die Deutsche Telekom, das Kosmetikunternehmen L’Oréal, den Erlebnisgeschenkdienstleister MYDAYS und den Konsumgüterkonzern Procter & Gamble. Wie ADS-Leiterin Christine Lüders in Berlin bekannt gab, werden die beteiligten Unternehmen ein Jahr lang Bewerbungen ohne Foto, Name, Alter, Geschlecht, Nationalität, Geburtsort, Familienstand und Angabe einer etwaigen Behinderung testen.