Erdal Yildiz

Sein großes Ziel war es immer schon Schauspieler zu sein: Und dafür hat Erdal Yildiz hart gearbeitet, immer an sich geglaubt. Mittlerweile hat er es geschafft, er ist ein sehr gefragter Darsteller. Der durchtrainierte und sympatische Mann wurde in Tunceli geboren. Später verschlug es ihn nach Tübingen, Berlin, New York und nochmal Berlin. Nach einer professionellen Ausbildung an der renommierten New Yorker Schauspielschule „Lee Straßbourg“ zählt der Kinoliebhaber heute zu den bedeutendsten Akteuren seines Faches. Neben Hauptrollen in den Kinostreifen „Lola & Bilidekid“ und „Aprilkinder“ lief vor wenigen Wochen sein neuer Kinostreifen „Freunde“ in den Kinos an. Vaybee! hat sich mit dem Star unterhalten.

Herr Yildiz, Sie sind in Tunceli geboren und in Deutschland aufgewachsen. Erzählen Sie uns etwas über Ihre Kindheit. Yildiz: Ich bin 35 Jahre alt und bin seit meinem siebten Lebensjahr in Deutschland. Meine Kindheit habe ich im Osten der Türkei, in Tunceli, verbracht. Mit 20 Jahren wollte ich die große weite Welt kennenlernen und bin nach Berlin umgezogen.

Ihre Schauspielkarriere begann mit Kurzfilmen. Wann haben Sie es sich in den Kopf gesetzt, Schauspieler zu werden? Yildiz: Das begann schon ziemlich früh. Ich habe es mir irgendwann plötzlich in den Kopf gesetzt, dass ich unbedingt Schauspieler werde möchte. Viele haben anfangs geschmunzelt und darüber gelacht. Zugegeben, das hat sich wirklich lustig angehört, „ben artist olacam“. Meine Eltern haben damals gedacht, dass ich das nur so dahersage, aber schließlich habe ich es allen bewiesen!

Was hat Sie dazu bewogen, diesen Wunsch durchzuziehen? Es ist kein leichter Weg. Yildiz: Nun ja, in erster Linie habe ich fest an mich geglaubt. Ich bin mir sicher, dass das das Entscheidende ist, um Erfolg zu haben. Schließlich kam ich nach Berlin und habe verschiedenene Jobs gemacht und Leute kennengelernt, die in diesem Business tätig waren. Durch diese Personen habe ich meine ersten Rollen in Kurzfilmen bekommen.

Dann sind Sie also ein Quereinsteiger? Yildiz: Ja, eigentlich schon! Irgendwann beschloss ich, in diese Richtung eine Ausbildung zu absolvieren. Ich meldete mich an der bekannten „Lee Straßbourg-Schule“ in New York an. Dort lernte ich die Schauspielerei von der Pike auf.

Wie lange dauert die Ausbildung zum Schauspieler? Yildiz:Das ist unterschiedlich: Je nachdem wieviel Geld man investieren möchte. Das Kann von drei Monaten bis zu fünf Jahren dauern. Ein Jahr auf dieser renommierten Schule kostet ungefähr 10.000 Mark.

Wie ging es dann weiter? Yildiz:Nach meinem Abschluss an der „Lee Straßbourg-Schule“ habe ich mich noch ziemlich lange in New York aufgehalten. Ich wollte einfach das amerikanische Leben erleben und genießen. Nebenher habe ich ein wenig Theater gespielt. Als mein Visum ablief, wollte ich wieder nach Deutschland, um mich als Schauspieler zu beweisen.

Für einen Absolventen der „Lee Straßbourg-Schule“ war es sicherlich kein Problem Rollen zu bekommen, oder? Yildiz: So einfach war das in Deutschland nicht. Ich hatte ein Jahr lang Leerlauf, habe einfach keine Rollen bekommen. Dann lernte ich meine jetzige Agentur kennen. Doch auch dann lief es anfangs noch nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte.

Welche Rolle hat dabei Ihre Nationalität gespielt? Yildiz:Eine sehr wichtige! Diese verdammten Klischeerollen. Klar, ich habe zwischendurch Fernsehangebote bekommen, aber nach meiner harten Ausbildung wollte ich nicht in irgendeiner Serie enden. Auch wenn sich das jetzt arrogant anhört, ist meine Welt die Leinwand. Die Leinwand war es schließlich auch (Anmerk. d. Red.: Er ist begeisterter Kinogänger), die mich zur Schauspielerei gebracht hat. Vor allem möchte ich nicht Klischeerollen wie einen Dealer, Müllmann oder Supermarktleiter spielen.

Es scheint, dass diese Rollen passé sind. Hat das deutsche Fernsehen jetzt Hauptrollen für türkische Schauspieler entdeckt? Yildiz: Ja, sie meinen sicherlich Sinan Toprak, Erdogan Atalay („Alarm für Cobra11“) oder den Doktor aus der Lindenstraße („Dr.Dagdelen“). Diese Entwicklung hat sich wirklich vollzogen und das ist auch richtig so. Wir können nunmal mehr, als nur Dealer oder Kassierer darstellen, wir sind professioneller geworden.

Gab es schon mal konkrete Angebote aus der Türkei? Yildiz: Obwohl das türkische Kino sich entwickelt hat, habe ich mich bis jetzt nicht in diese Richtung bewegt. Eigentlich habe ich überhaupt kein Interesse, aber ich möchte auch nicht „nie“ sagen. Wenn die richtige Rolle käme, könnte ich mir alles vorstellen. Das deutsche Kino ist nicht mein Ziel, vielmehr will ich nach Hollywood.

Gibt es in diese Richtung Fortschritte? Yildiz:Ich habe vor einiger Zeit an einem Casting in Hollywood teilgenommen. Die Entscheidung steht aber noch aus.

Um was handelt es sich genau? Yildiz: Es ist noch nicht spruchreif. nur soviel, der Regisseur des Films ist Joel Schuhmacher („Batman“).

Wir danken Ihnen für das Gespräch!

Bülent Firat