Betörende Schönheit der Loreley am Rhein

Deutsche Kultur Loreley
UNESCO

Was den Griechen die Sirenen, ist den Deutschen ihre Loreley. Es geht um Damen, die laut Sagen, mit ihrer betörenden Anmut und ihrem lieblichen Gesang Unglück über die Männer, insbesondere Schiffsleute bringen. Sie inspirierte den berühmten deutschen Dichter Heinrich Heine 1824 zu seinem Werk Lore-Ley. Die Ballade über ihren gleichsam schönen wie unheilsamen Gesang avancierte im 19. Jahrhundert zu einem Volkslied in Deutschland und gilt als Weltliteratur. Wie das Gros der deutschen Volkslieder wurde auch dieses von den Nationalsozialisten instrumentalisiert.

Der deutsche Dichter Clemens Brentanos schreibt in seiner Ballade von 1801 „Zu Bacharrach am Rheine“ und in seinem Roman „Godwi“ von ihrer bezaubernden Schönheit, die die Männer um ihren Verstand und dann zu Tode bringt. Er war der erste, der das Felsgebirge personalisierte und Echo-Nymphen in das Gestein einnistete. Damit schlug er unverkennbar Parallelen zur griechischen Mythologie ein und machte damit weltweit Furore. Vielleicht würde man heute sein Werk als Plagiat bezeichnen und Spott statt Ruhm wären die Konsequenz.  Fakt ist, die Loreley diente im weiteren Lauf der Zeit vielen deutschen Dichtern als Inspiration und Textvorlage. Was bleibt: Die Männer haben die Ehr‘, die Frauen die Schuld.

Wo liegt die Loreley?

Die Lorely ist ein Schieferfelsen und mit 132 über dem Meeresspiegel nicht besonders hoch, seine flach auslaufende Form ist auch als solche nicht besonders markant, wenn sie sich an einem anderen Ort innerhalb eines Gebirges befinden würde. Doch markant und brisant macht sie eben ihre Lage am heutigen Rheinkilometer 555. Bekannt als unübersehbare Wegmarke war sie schon im Mittelalter. Der Schieferfelsbereich befindet sich im Oberen Mittelrheintal bei Sankt Goarshausen im Bundesland Rheinland-Pfalz. Eine weitere beliebte Sehenswürdigkeit ist die Burg Katz in Sankt Goarshausen. Die UNESCO ernannte diesen Bereich zum Welterbe. Mag sich der Verdacht aufdrängen, dass die deutschen Dichter zu dieser Ehrung ordentlich beigetragen haben.

Das Tiefgründige der Loreley

Sicherlich zählt Schwermut zu den beliebten Beigaben deutscher Kultur. So sind die zahlreichen Gedichte und Balladen und Romane als tiefgründige künstlerische Mitgift der Loreley zu verstehen. Doch Anlass dafür war und ist ihr naturgegebener unheilvoller Tiefengrund: Sandbanken und Felsrippen sorgten an dieser Stelle für starke Strudelbildungen, die unzähligen Schiffsleuten und Schiffspassanten den Tod brachten. Viele Schiffer forderten ihre Mannschaften durch drei Glockenschläge zum Gebet auf, bevor sie diese Stelle passierten. Die riskantesten Felsen im Fahrwasser rund um die Loreley wurden im letzten Jahrhundert längst weggesprengt. Dennoch bleibt die Loreley-Passage eine riskante Herausforderung für die Schifffahrt bei hohem und niedrigem Wasserstand.  Auch in diesem Jahrhundert liefen bereits Linienschiffe des Personenverkehrs und Güterschiffe an dieser Stelle auf. Ungebrochen bleibt auch die Schönheit der Loreley.

Ein Besucherzentrum mit Museum informiert heute anschaulich über die Geschichte, Natur und Kultur der Region. Auf dem bestgelegensten Aussichtspunkt, dass die Groß-Event-Meister der NS 1939 zur Freilichtbühne Loreley ausbauten, finden heute Rockfestivals von internationalem Rang statt. Für Leichtigkeit bei all‘ dem Tiefgründigen sorgt eine Sommerrodelbahn von der Aussichtsplattform der Loreley. Tief ins Glas schauen lässt sich dort übrigens auch gut. Denn die Umgebung rund um die Loreley ist bekannt für ihren hervorragenden Weinanbau.