„Garten der Religionen“
Wenn Christen, Juden und Moslems ins schöne Belek bei Antalya reisen und ihr Gebet an Gott verrichten wollen, müssen sie nicht mehr lange suchen. Seit dem 8. Dezember 2004 ist ein Toleranzzentrum eröffnet worden, das den Gläubigen der drei großen Weltreligionen die Möglichkeit bietet, sogar unter einem Dach zu beten. Eine christliche Kirche, eine Synagoge und eine Moschee stehen in Belek einträchtig nebeneinander. Grundsätzlich können im "Garten der Religionen" auch Gottesdienste abgehalten werden.
Zur Eröffnung des Prestigeobjekts, das eine Woche vor dem EU-Gipfeltreffen in Brüssel eröffnet wurde, kamen neben dem türkischen Ministerpräsidenten Erdogan auch Würdenträger der verschiedenen Religionen sowie der niederländische Europa-Minister Atzo Nicolai als Vertreter der EU-Ratspräsidentschaft.
Erdogan betonte in seiner Rede die friedensstiftende Funktion des "Gartens der Religionen". Niemand habe das Recht das heiligste Menschenrecht einer Glaubenszugehörigkeit zu missbrauchen, so Erdogan. Dagegen sehe jeglicher Fanatismus nur sich selbst und spreche jedem, der anders ist, das Lebensrecht ab, fuhr er fort. Jeder auf der Welt müsse, so Erdogan, gegen den Fanatismus kämpfen.
Mit dieser Geste bemühte sich der türkische Ministerpräsident der Kritik zu begegnen, dass es in der Türkei neben dem sunnitischen Islam keinen Platz für religiöse Minderheiten gebe.
Alphonse Sammut, Gesandter des Vatikan äußerte, dass die Türkei an einem Wendepunkt angekommen sei, weil sie es nach 80 Jahren zum ersten Mal wieder möglich gemacht habe, ein neues Kirchengebäude zu errichten: "Es ist ein Meilenstein, dass in der Türkei die erste neue Kirche seit 80 Jahren errichtet wurde", so Alphonse Sammut.
Dositheos Anagnostopoulos vom ökumenischen Patriarchat schrieb in das Stammbuch des Toleranzzentrums: "In der Türkei gibt es heilige Stätten aller drei monotheistischen Religionen, der eigentliche Reichtum des Landes. Zur geistigen Grundlage, der Liebe, gehört als einziger Weg die Toleranz. Die darf keine leere Hülse bleiben."
Die Bauarbeiten zum Toleranzzentrum hatten am 15. April 2004 begonnen. Finanziert wurde der "Garten der Religionen" u.a. von der Tourismusbranche in Belek und der Stadtverwaltung von Kadriye. Die Beteiligung der ansässigen Tourismusunternehmen soll bei ungefähr 500.000 Euro liegen.