
Baumeister der Taj Mahal-Kuppel war ein Türke

Einer Nachricht der Neuen Züricher Zeitung zufolge sind indische Archäologen laut der Zeitung "Asian Age" erstmals auf Inschriften gestoßen, die es erlauben, die Identität und Herkunft der Planer und Baumeister des Taj Mahal in Agra festzustellen. Bei Dokumentationsarbeiten entlang der äußeren Stützmauern des 350-jährigen Mausoleums, eines der sieben architektonischen "Weltwunder", fanden Beamte des Archaeological Survey of India (ASI) nicht weniger als 670 eingemeißelte Namen und Berufsbezeichnungen von Steinmetzen, Kalligraphie-Spezialisten, Architekten und Ingenieuren. Das Bauwerk war vom Mogulkaiser Shahjahan für seine Lieblingsgattin Mumtaz 1631 in Auftrag gegeben worden, nachdem sie bei der Geburt ihres vierzehnten Kindes im Wochenbett gestorben war.
Nach Berufen geordnete Listen
Während der siebzehnjährigen Bauzeit waren rund 20 000 Arbeiter beschäftigt. Sie standen unter Leitung eines, wie sich nun herausstellte, kreativen Leitungsteams von 37 Spezialisten. Es ist das erste Mal, dass viele dieser bisher namenlosen Kunsthandwerker eine Identität erhalten. Die Namen werden in Listen aufgeführt, die nach ihren Berufen geordnet sind: Gartenbaumeister, Kuppelhersteller, Intarsienkünstler, Zimmerleute, Möbelschreiner usw.
Ismail Khan Afridi war Baumeister der Kuppel
Die Inschriften erlauben es laut ASI auch, die Herkunft der Erbauer und der Baumaterialien festzustellen. Dabei erhärtet sich die bisher nur stilistisch bewiesene Vermutung, dass es sich beim Bau des Kunstwerks um ein multinationales Unterfangen handelte. Der Baumeister der Kuppel war Ismail Khan Afridi aus der Türkei, der Kuppelaufsatz aus reinem Gold in sechzig Meter Höhe wurde von Qazim Khan aus Lahore gegossen, Bildhauer kamen aus Buchara in Zentralasien, Kalligraphie-Künstler aus Syrien und Persien, Steinmetze aus Belutschistan, Intarsien-Spezialisten aus Südindien.
Auch die Materialien legten oft einen langen Weg zurück: Kristall und Jade wurden aus China bezogen, Türkis aus Tibet, Lapislazuli und Saphire aus Sri Lanka, Diamanten aus Zentralindien und Kornelian aus Arabien. Nur die hauptsächlichsten Baumaterialien, weißer Marmor und roter Sandstein, kamen aus der Nachbarschaft. Der Marmor wurde angeblich mit Hilfe von rund tausend Elefanten aus den Steinbrüchen von Makrana in Rajasthan herangeschleppt. Der rote Sandstein stammt aus dem nahen Fatehpur Sikri, der Hauptstadt von Shahjahans Grossvater Akbar dem Grossen, der diese kurz nach ihrem Bau wegen Wassermangels aufgeben musste. Sie ist heute, unversehrt und leer, neben dem Taj Mahal und dem Roten Fort die dritte Hauptattraktion im Programm jeder Agra-Reise.