Balkonkraftwerk: Ist die Solarstromerzeugung auf dem Balkon wirtschaftlich?

Balkonkraftwerk_steckerfertige Solaranlage
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Solarstromerzeugung auf dem Balkon mit einem so genannten Balkonkraftwerk wird immer beliebter. Wer seinen eigenen Strom erzeugt, kann Geld sparen. Doch wie ist das Preis-/Leistungsverhältnis dieser Methode? Was sollte beachtet werden?

In Deutschland boomt die Installation von steckerfertigen Solaranlagen. Nach Angaben der Bundesnetzagentur hat sich die Zahl der registrierten kleinen Solaranlagen im ersten Quartal dieses Jahres im Vergleich zum Vorjahreszeitraum mehr als versiebenfacht.

Experten gehen von einem riesigen Markt aus. So könnten bis 2030 in Deutschland 12 Millionen Plug-in-Solaranlagen installiert sein. Setzt sich dieser Trend fort, könnte in sieben Jahren jedes vierte Haus in Deutschland seinen eigenen Strom aus der Sonne erzeugen.

In China und anderen Ländern werden kleine Solaranlagen immer beliebter. Sie werden vor allem auf großen Wohnanlagen installiert.

In Italien ermutigt auch der größte Stromversorger Enel die Verbraucher, ihren eigenen Strom zu erzeugen. In anderen europäischen Ländern wie Polen, Frankreich, den Niederlanden, dem Vereinigten Königreich, Österreich, der Schweiz und Ungarn gibt es ebenfalls großes Interesse an dieser Technologie und unbürokratische Installationsinitiativen.

Wie funktioniert ein Solarmodul?

Kleine Solaranlagen haben in der Regel ein bis drei Photovoltaikmodule. Sie werden auf Balkonen, an der Hauswand oder auf der Terrasse, im Garten oder auf dem Dach montiert.

Das Wichtigste dabei ist: Mieterinnen und Mieter können auch selbst Strom aus Sonnenenergie erzeugen und die Mini-Kraftwerke einfach „plug-and-play“ installieren, ohne dass ein Handwerksmeister nötig ist.

Der Gleichstrom aus dem Solarmodul wird in eine kleine Box geleitet. Dort wird er von einem Wechselrichter in netzkonformen Wechselstrom umgewandelt und über eine Steckdose in das Hausnetz eingespeist. Der Großteil des auf diese Weise erzeugten Stroms wird direkt zu Hause verbraucht, was die Stromkosten senkt. Der überschüssige Strom wird in das öffentliche Netz eingespeist.

Wie viel Strom erzeugt ein Balkonkraftwerk?

Solarmodule erzeugen eine große Menge Strom, wenn sie direktes Sonnenlicht erhalten. Sie sind daher in sonnigen Regionen und in den Frühlings- und Sommermonaten besonders effizient.

In sehr sonnigen Regionen, vor allem in Afrika, dem Nahen Osten, Australien, Teilen Chinas, Lateinamerikas und den USA, kann ein 400-Watt-Modul bis zu 800 Kilowattstunden Strom pro Jahr erzeugen. In Deutschland und vielen Teilen Mitteleuropas, wo die Sonneneinstrahlung geringer ist, halbiert sich diese Menge. In diesem Fall ist es am besten, die Module nach Süden und in einem günstigen Winkel auszurichten.

Wird das Balkonkraftwerk ohne Neigung montiert, ist der Wirkungsgrad geringer. In Deutschland beispielsweise erzeugt ein 400-Watt-Modul, das senkrecht an einer nach Süden ausgerichteten Fassade oder einem Balkon angebracht ist, durchschnittlich 260 kWh Strom pro Jahr. Ist das Modul nach Osten oder Westen ausgerichtet, kann es etwa 190 kWh pro Jahr erzeugen.

Reicht ein einziges Balkonmodul aus?

In den Industrieländern verbrauchen die Menschen viel Strom. Deshalb kann ein Balkonmodul nur einen Teil des Strombedarfs im Haushalt decken. In Deutschland verbraucht ein Vier-Personen-Haushalt durchschnittlich 4000 kWh Strom pro Jahr, eine Person etwa 1500 kWh.

Im Frühjahr und Sommer kann ein gut ausgerichtetes 400-Watt-Modul durchschnittlich 320 Watt erzeugen. Bei leichter Bewölkung ist es etwa halb so viel, bei starker Bewölkung etwa 50 Watt.

Im Herbst und Winter werden bei Sonnenschein etwa 160 Watt erzeugt, bei bedecktem Himmel nur 20 Watt.

Selbst bei Dunkelheit im Winter kann also genug Strom erzeugt werden, um z.B. einen Internet-Router zu betreiben, der etwa 10 Watt verbraucht. Ein Balkonmodul kann genug Strom für einen kleinen Kühlschrank (80 Watt) und einen Laptop (40 bis 100 Watt) liefern.

Für den Betrieb eines sehr leistungsfähigen Computers mit zwei Monitoren (bis zu 900 Watt), einer Wärmepumpe, die etwa 1000 bis 2500 Watt Leistung benötigt, eines Warmwasserbereiters (600 bis 2000 Watt) oder einer Waschmaschine (etwa 2000 Watt) reicht die Leistung eines einzigen Balkonmoduls jedoch nicht aus. Hierfür müssen mehrere Module installiert werden.

Was kostet eine steckerfertige Solaranlage und wie sicher ist sie?

Steckerfertige Solaranlagen mit ein bis drei Modulen werden im Internet für 400 bis 1.200 Euro angeboten. Nach Angaben des Bundesverbandes Solarwirtschaft in Berlin amortisieren sich die Kosten bei einem Strompreis von 30 bis 50 Cent pro Kilowattstunde in sechs bis neun Jahren.

Danach wird der Strom für mindestens 10, bis zu 15 Jahre kostenlos erzeugt. Denn Solarmodule können heute im Schnitt mehr als 25 Jahre mit hohem Wirkungsgrad arbeiten, Wechselrichter bis zu 15 Jahre.

Wie sicher sind steckbare Solaranlagen? Grundsätzlich sind steckerfertige Solarmodule sehr sicher. Diese Solarmodule sollten mit Schutzmechanismen ausgestattet sein, um einen sicheren Betrieb zu gewährleisten. Dazu gehören Überlast-, Kurzschluss- und Überspannungsschutz. Vor der Installation eines steckbaren Solarmoduls sollten Sie darauf achten, dass es den geltenden Sicherheitsnormen entspricht und von einer vertrauenswürdigen Zertifizierungsstelle geprüft wurde.Auch wenn steckbare Solarmodule eine Erleichterung bei der Installation sein sollen, ist es wichtig, die Anweisungen des Herstellers genau zu befolgen.

Es wird empfohlen, das Balkonkraftwerk im Fachhandel oder bei autorisierten Händlern im Internet zu erwerben. Die Komponenten sind miteinander kompatibel. Montageanleitungen und Beratung sind leicht verständlich. Nicht empfehlenswert ist, Solaranlagen bei Discountern oder nicht autorisierten Händlern zu kaufen.

Um Wind und Wetter zu trotzen, müssen die Module zudem gut an Balkonen und Wänden verankert und verdübelt werden.

Die Installation von steckerfertigen Solaranlagen wird in immer mehr Ländern zugelassen. In der EU beispielsweise sind sie in 25 der 27 Mitgliedsstaaten erlaubt. Nur in Belgien und Ungarn sind Balkonanlagen noch nicht erlaubt.

Die Übertragung von bis zu 800 Watt Solarstrom über Steckdosen in Wohnungen gilt als technisch unbedenklich. Denn normale Stromleitungen sind für Ströme bis zu 3.500 Watt ausgelegt. Der Verband der Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik (VDE) hat daher keine Bedenken hinsichtlich Installation und Sicherheit.

Die Bundesregierung sieht in der Solarstromerzeugung einen wichtigen Baustein der Energiewende hin zu erneuerbaren Energien. Sie will die Installation von Solarstrom-Steckdosen bürokratisch erleichtern und Anreize schaffen. Es wird erwartet, dass in naher Zukunft die Hausnetze in Deutschland für die Einspeisung von Solarstrom mit 800 Watt statt wie bisher mit 600 Watt zugelassen werden.

Ist ein Balkonkraftwerk die ideale Lösung für die Energiewende?

Experten der Solarbranche sind sich einig, dass steckerfertige Solaranlagen nur einen Bruchteil des künftigen Strombedarfs decken können. Um die Energie der Sonne effizienter und flächendeckender zu nutzen, müssen Solaranlagen auf Dächern installiert werden. Außerdem müssen größere Solarparks gebaut werden.

Aber auch für die Verbraucherinnen und Verbraucher bieten Balkonmodule viele Vorteile. Balkon-Solaranlagen sind sehr wichtig, um die Menschen für die Energiewende zu mobilisieren. Die Menschen müssen neue Lösungen für die Energiewende erkennen und Zugang dazu finden.