Handwerk sucht verstärkt nach Migranten

Adriana Lima

In den letzten Jahren ist der Ausländeranteil unter den Auszubildenden in den deutschen Handwerksbetrieben rückläufig. Von den ca. 500.000 Lehrlingen haben nur etwa fünf Prozent ausländische Wurzeln. Und gerade Handwerksbetriebe sind auf Nachwuchs angewiesen, denn in Deutschland fehlen Fachkräfte.

Der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) hat begonnen, intensiv um junge Menschen mit Migrantenhintergrund zu werben. "Der Meister der Zukunft ist ein Türke", heißt es im Integrations-Atlas, den der ZDH herausgegeben hat. Dabei geht es nicht nur um türkisch-stämmige Jugendliche, sondern generell um Bürger mit ausländischen Wurzeln. Verbandspräsident Otto Kentzler sagt, die Branche will unbedingt herausfinden, warum das Interesse an einer Lehrstelle bei jungen Menschen mit Migrationshintergrund so stark nachgelassen hat. Es soll Gespräche mit allen Betroffenen geben: mit der Stadt, mit den Schulen, mit der Agentur für Arbeit, den Handwerkskammern und auch mit den Eltern.

Migranten sind in Deutschland sehr häufig als ungelernte Arbeitskräfte tätig. Das liegt nicht zuletzt daran, dass 40 Prozent aller Jugendlichen mit ausländischen Wurzeln ohne Ausbildung bleiben. Zum Vergleich: bei deutschen Jugendlichen liegt der Anteil bei 15 Prozent. Das Handwerk will nun vor allem jungen Einwanderern vermitteln, wie wertvoll eine handwerkliche Ausbildung ist.

Für manche jungen Menschen mit Migrantenhintergrund ist die deutsche Sprache der größte Stolperstein auf dem Weg in ihre berufliche Ausbildung. Diese Erfahrung hat auch Rosemarie Titzmann gemacht. Seit 25 Jahren bildet sie im Friseurhandwerk aus. "Gerade die russischen und auch die türkischen Migrantenkinder sind nicht gut in der deutschen Sprache," sagt die Bonner Friseurmeisterin. "Sie sprechen zu Hause wahrscheinlich ihre Muttersprache und können sich dann aus diesem Grund nicht richtig artikulieren. Und sie haben auch ein großes Problem, uns zu verstehen."

Quelle: Deutsche Welle

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