Türkei: Vor Anstieg der Lebensmittelpreise im Winter wird gewarnt

Türkei Lebensmittelpreise
AA / DHA

Die Lebensmittelpreise, die selbst in den Sommermonaten, in denen in der Türkei reichlich produziert wird, immer weiter steigen, beunruhigen Produzenten und Konsumenten angesichts der bevorstehenden Winterzeit. Experten gehen davon aus, dass die horrenden Preissteigerungen für Lebensmittel anhalten werden.

Medienberichten zufolge sind die weltweiten Lebensmittelpreise laut der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) im August auf den niedrigsten Stand seit zwei Jahren gefallen. Während die Preise für Fleisch, Milch, Sonnenblumenöl und Getreide im August sanken, stiegen nur die Preise für Zucker und Reis. Der FAO-Nahrungsmittelpreisindex, der die monatlichen Veränderungen der internationalen Preise für weltweit gehandelte Nahrungsmittel misst, fiel im August um 2,1 Prozent gegenüber dem Vormonat und um 12 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat auf 121,4 Punkte.

Anstieg der Lebensmittelpreise seit 36 Monaten ohne Unterbrechung

In der Türkei ist die Inflation der Lebensmittelpreise aufgrund der Produktions-, Logistik- und Energiekosten sowie der Tatsache, dass die Zahl der Landwirte in den letzten 20 Jahren zurückgegangen ist, sogar in den Sommermonaten, in denen die Preise eigentlich hätten sinken müssen, weiter gestiegen. Infolgedessen steigen die Nahrungsmittelpreise in der Türkei seit 36 Monaten in Folge.

Der Verbraucherpreisindex Türkei für August 2023 wurde mit 9,09 Prozent im Vergleich zum Vormonat und 58,94 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat bekannt gegeben. TURKSTAT gab die Lebensmittelinflation für den Zeitraum August 2023 mit 72,9 Prozent an.

Produktionskosten steigen

Darüber hinaus zeigt der kürzlich veröffentlichte Preisindex für landwirtschaftliche Betriebsmittel, dass sich der Anstieg der Lebensmittelpreise in den kommenden Monaten fortsetzen wird. Es wird erwartet, dass sich der Anstieg der Lebensmittelpreise insbesondere in den Wintermonaten beschleunigen wird, wenn die landwirtschaftliche Produktion zurückgeht.

Nach Angaben von TURKSTAT stieg der Preisindex für landwirtschaftliche Betriebsmittel (Agri-GPI) im Juli auf Monatsbasis um 6,54 Prozent und auf Jahresbasis um 34,32 Prozent. Im Vergleich zum Zwölfmonatsdurchschnitt stieg der Agri-GPI damit um 69,23 Prozent.

Untergruppen mit der höchsten monatlichen Teuerung waren Energie und Öle mit 23,76 Prozent und Veterinärausgaben mit 18,80 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahresmonat war die Teuerung bei den Veterinärausgaben mit 95,89 Prozent und bei den sonstigen Waren und Dienstleistungen mit 89,23 Prozent am höchsten.

Experten erwarten weitere Preissteigerungen für Lebensmittel in den Wintermonaten

Ali Ekber Yıldırım, wissenschaftlicher Redakteur für Agra und Landwirtschaft, sagte gegenüber türkischen Medien, dass die stark steigenden Erzeugerpreise für landwirtschaftliche Produkte die Handelspreise in den kommenden Wintermonaten bestimmen werde.

Yıldırım wies darauf hin, dass die letzten von TURKSTAT veröffentlichten Daten zur Inflation der landwirtschaftlichen Betriebsmittel vom Juli stammen und machte dazu die Anmerkung: „Die Erzeugerpreisinflation wird im August und September noch stärker steigen. Denn in den letzten drei Monaten gab es Preissteigerungen von über 100 Prozent bei Diesel, Energie und Düngemitteln, also bei den grundlegendsten Produkten. Zu Beginn der Wintermonate ist daher ein Anstieg der Lebensmittelpreise unausweichlich“.

Landwirte ziehen sich aus der Produktion zurück

Die Lebenshaltungskosten in der Türkei sind im August 2023 stark gestiegen, so die am Montag vom Türkischen Statistikamt veröffentlichten Zahlen des offiziellen August-Warenkorbs. Demnach sind die Preise für Lebensmittel um 73 Prozent gestiegen.

Laut einer Studie von DISK-AR (Devrimci İşçi Sendikaları Konfederasyonu) schwanken die Lebensmittelpreise, unter denen vor allem Geringverdiener in der Türkei leiden, zwischen 90 und 115 Prozent.

Hasan Murat Kapıkıran, Präsident der Kammer der Landwirtschaftsingenieure, weist darauf hin, dass die Landwirte angesichts der steigenden Produktionskosten fast mit Verlust produzieren und deshalb begonnen haben, sich vom Anbau neuer Produkte abzuwenden. Da die Landwirte nicht organisiert seien, müssten sie die niedrigen Preise der Zwischenhändler akzeptieren, so Präsident Kapıkıran. Diese Situation wirke sich negativ auf das Angebot aus und führe zu einem schnelleren Preisanstieg auf den Absatzmärkten.