
Skandal um „Popstar Alaturka“

Die 17-jährige Schülerin Hasret Karaca hat entgegen allen Erwartungen das Castingformat "Popstar Alaturka" gewonnen. Die aus Istanbul stammende Kandidatin hat 100.000 YTL (umgerechnet 53.000 Euro) erhalten und will mit dem Geld ihr Studium und den Unterhalt ihrer Familie finanzieren. Hasret bereitet sich momentan auf die Aufnahmeprüfung für das Musikkonservatorium vor. Das Geld kann die 17-Jährige sehr gut gebrauchen. Hasret verlor als Baby ihren Vater und lebt mir ihrer Mutter und Schwester von Spendengeldern einer Stiftung für bedürftige Familien. Die Deniz Feneri, so der Name der Stiftung, zahlt die Miete der Familie.
Hasrets Mutter Serpil Hanim macht unterdessen keinen Hehl daraus, dass die Familie auf das Preisgeld angewiesen ist. "Alle Finalisten hatten eine tolle Stimme. Aber wir sind am meisten auf das Geld angewiesen. Wenn ich versucht habe, das zu erwähnen, wurde mir der Vorwurf gemacht, emotionale Erpressung des Publikums zu betreiben. Für uns ist dieses Geld wie eine Medizin. Denn seit dem 5. Januar ist die Unterstützung der Stiftung ausgelaufen. Das heißt, wir hätten nicht einmal mehr unsere Miete bezahlen können."
Eine, die Hasret den Sieg nicht gönnt und ihr vorwirft, mit einer intelligenten PR-Strategie Siegerin geworden zu sein, ist Bülent Ersoy, die berühmteste Transsexuelle der Türkei. Im Gegensatz zu den anderen Jurymitgliedern gratulierte Ersoy der Siegerin nicht einmal und sie ließ sich auch nicht auf der Siegerparty blicken. In der Sendung "Dobra Dobra" nutzte sie stattdessen die Gelegenheit zum Nachtreten. Während der Telefonschaltung giftete sie: "Sie haben doch nur mit Ihrem Geheule das Publikum für sich eingenommen. Ihr Ziel war es, nicht den Wettbewerb zu gewinnen, sondern das Geld zu kassieren."
Für Bülent Ersoy heißt der wahre Gewinner Armagan Uzun. Der großgewachsene und attraktive 25-Jährige hatte es der umstrittenen Diva besonders angetan. Während der Sendung versäumte sie es nie, sein gutes Aussehen und seine Stimme zu loben. Doch für den wochenlang als Publikumsfavoriten geltenden Armagan, der bis zum Finale die Zuschauervotings für sich entschied, sind die Avancen von Frau Ersoy offenbar zum Verhängnis geworden. Gerüchte, die Diva wolle nach Izmir fahren und sich bei Armagans Eltern vorstellen, mochten dem Publikum dann doch zu weit gegangen sein. Nur 32,8 Prozent der Zuschauer voteten für Armagan. Für Hasret waren es 37,8 Prozent. Dabei gehörte Hasret zu jenen Kandidaten, die einige Male vor dem Rausschmiss standen.
Die Sendung "Popstar Alaturka"sorgte von Anfang an für Schlagzeilen und scheint ein Glückfsgriff für den Sender Star TV zu sein. Dafür sorgte nicht zuletzt die bunte Mischung der Jury. Neben Armagan Caglayan, der "Casting-Bohlen" der Türkei und dem Arabesk-Gott Orhan Gencebay, saßen auch die Arabesk-Musikerin Ebru Gündes und Frau Ersoy in der Jury. Eine scheinbar explosive Mischung, denn Sticheleien unter der Jury standen an der Tagesordnung. Für den Höhepunkt aller Fauxpas und Missgeschicke sorgte der vornehme Orhan Gencebay. Er gilt als Mensch mit viel Taktgefühl und Integrität. Doch ausgerechnet ihm entglitt das peinliche "Bülent Bey", auf das Millionen Zuschauer nur gewartet hatten. Die temperamentvolle Bülent Ersoy reagiert nämlich auf die männliche Anredeform ihrer Person äußerst pikiert und setzt nicht selten ihre Fäuste ein. Doch der erhoffte große Skandal blieb aus. Ersoy blieb ganz die Diva und duellierte lieber mit Ebru Gündes um das prunkvollste Outfit und die beste Frisur.