Adalar – die Côte d’Azur von Istanbul

Istanbul hat viele Gesichter: der berstende Hexenkessel, die pulsierende Trendmetrople, der Großstadtmoloch. Ein anderes Gesicht kann man auf den Prinzeninseln finden. Sie sind nur eine Schiffsstunde von Istanbul entfernt und gehören zu den beliebtesten Ausflugszielen der "Istanbullus". Die frische Luft, die üppige Vegetation und die malerischen Villen auf den Inseln locken jeden Tag Tausende Tagesausflügler auf die Inselkette. Autos sind auf den "Adalar" tabu. Beliebtes Fortbewegungsmittel sind die unzähligen Kutschen.

In Istanbul kennt kein Türke die Bezeichnung "Prinzeninseln", sondern nennt die Eilande vor seiner Metropole einfach "Adalar" – die Inseln. Die größte und schönste der Prinzeninseln ist "Büyükada", die Große Insel. Sie misst 5,4 qkm und ist Heimat für 17.000 Menschen. Während der Überfahrt von Eminönü aus machen Kellner mit frischem Tee und Backwaren ihre Runden, und der Fährgast genießt die Atmosphäre. Die Reise lässt ihn von der ersten Prinzeninsel, der "hennafarbenen Insel" Kinali Ada, über Burgaz Ada und der "Sattelinsel" Heybeli Ada zur prunkvollen Büyükada ziehen.

Die mit Kiefern bewachsene Große Insel bietet lauschige Strandplätze – wenn auch das Marmarameer nicht zum Schwimmen geeignet ist – oder die Möglichkeit mit einer Kutsche, die Insel zu erkunden. Fünf Fußminuten vom Fähranleger entfernt liegt der Kutschplatz, der zugleich der größte und schönste Kutschplatz Europas ist. Eine Inseltour mit der Kutsche dauert ungefähr 1,5 Stunden, eine kleine eine halbe Stunde. Die Preise liegen zwischen 20 und 25 Euro.

Zur Zeit der byzantinischen Kaiser war die Inselkette ein Gefängnis für Prinzen und Prinzessinnen. Daher auch der Name der Inselkette. Sonst lebten hier nur Mönche, die sich zur Meditation zurückzogen, und Fischer und Bauern. Als im 17. Jahrhundert in Istanbul die Pest ausbrach, flüchteten Reiche und mächtige Osmanen auf das Archipel. In dieser Zeit entstanden die ersten Residenzen.

Seit 1846, dem Import von britischen Dampfschiffen, ist die Große Insel beliebte Sommerresidenz wohlhabender "Istanbullus". Vornehme Gentlemen rauchten auf der Strandpromenade ihre teuren Zigarren, die Damen führten Couture aus Paris spazieren, und im legendären Splendid Hotel stiegen Filmschauspieler und Staatsbesuche ab, wo Staatsgründer Atatürk rauschende Feste feiern ließ.

Im Herbst pilgern noch heute Hunderte Menschen hinauf zum Kloster des Heiligen Georg (Aya Yorgis), das auf dem Berg der Insel thront. Viele gläubige Muslime lassen sich an diesem Tag von den Mönchen des Klosters segnen. In der christlichen Kirche werden Heilige Schriften des Koran gelesen und alle beten zu einem gemeinsamen Gott.

ANREISE Die Inselfähre legt zehnmal täglich in Eminönü ab. Bis Kinali Ada sind es 50 bis Büyükada 90 Minuten. Eine Überfahrt kostet 2 bis 3 Euro.