Özdags: Nett, normal und türkisch

Vorbildfamilie, Migrationswunder, Assimili-Türken – "Die Özdags" aus Köln Mülheim ziehen ins deutsche Fernsehen ein und mit ihnen die Frage, wie viel Annemie, Fred und Frank Fussbroich in ihnen steckt.

Genauer gesagt, wie viel Deutschland lässt sich in der 13-köpfigen türkisch-arabischen Bäckersfamilie ausmachen, die seit dem 7. Januar 2007 in die Fußstapfen der legendären Fussbroichs getreten ist. Wie gelungen ist also die Integration der Migrantenfamilie von der Kölner Keupstraße, einem Wohn- und Geschäftsviertel mit hohem türkischen Bevölkerungsanteil? Sind die Özdags gute oder böse Türken? Tragen die weiblichen Familienmitglieder ein Kopftuch? Sind sie unterdrückt oder gar emanzipiert?

Und die Söhne? Arbeitslos? Drogendealer? Oder Knackis mit Hang zum Prügeln ihrer Importbräute? Der Vater ein Tyrann, wie ihn das deutsche Fernsehpublikum zum ersten Mal in Hark Bohms "Yasemin" zu Gesicht bekam?

Wer gerne sehen will, wie eine türkische Drei-Generationen-Familie funktioniert, die sich jenseits von Ehrenmord und Zwangsheirat ansiedelt, sollte sich die amüsante siebenteilige Doku anschauen. Eins vorweg: Familie Özdag ist nett, normal und durch und durch türkisch. Wer die Ethno-Sitcoms des vergangenen Jahres nicht gerade zum Lachen fand, könnte dieses Mal voll auf seine Kosten kommen. Denn der türkische sense of humor ist bei den Özdags immer anzutreffen.

Mit den "Özdags" folgt die Filmemacherin Ute Diehl dem Konzept der Doku-Soap "Fussbroichs", für die sie 1990 bekannt wurde. Lange bevor Realityformate wie "Big Brother" das Alltagsfernsehen populär machten, schaute Diehl der Kölner Arbeiterfamilie beim Leben zu. Nun will die Regisseurin den Erfolg mit den Özdags wiederholen. Der WDR folgt damit einem Jahrezehnte langen Versäumnis: Fernsehen für türkische Migranten! Wer weiß. Vielleicht könnte es für Ute Diehl demnächst den zweiten Grimme-Preis geben.

Die Özdags: sonntags und montags um 22 Uhr im WDR.

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