Schönheitsoperationen

Die Nasenkorrektur als Geschenk zum 18. Geburtstag und der vergrößerte Busen zum Schulabschluss – solche Blüten, wie sie der Schönheitskult in den USA blühen lässt, treibt der Hang zu immer mehr äußerlicher Perfektion in Deutschland bislang nicht. Aber die Zahl der Schönheitsoperationen steigt stetig. Um 10 bis 15 Prozent wächst der Markt pro Jahr, schätzen Experten.

Von der allgemeinen wirtschaftlichen Lage ist nichts zu bemerken. Obwohl es immer mehr Operateure werden, kann die Nachfrage noch lange nicht erfüllen werden.

Ganz oben in der Gunst der Patientinnen rangiert dabei das Absaugen lästiger Fettpölsterchen, gefolgt von verschiedenen Brustmodulationen sowie Lidstraffungen, Ohrenanlegen, Nasenkorrekturen, Gesichts-Lifting und dem Straffen des Bauchgewebes.

Klassische Klienten: Frauen aus der Ober- und Mittelschicht Frauen aus Ober- und Mittelschicht machen das Gros aus. Aber auch immer mehr Männer wollen ihrem äußeren Adonis nachhelfen. «Die Nachfrage von Männern wächst, aber nicht so stark, wie es in der Öffentlichkeit oft dargestellt wird. Ihr Anteil liegt bei etwa zwölf Prozent», berichtete Marita Eisenmann-Klein von der Vereinigung der Deutschen Plastischen Chirurgen (VDCP) auf einer Fachtagung. Allerdings setzten Männer andere Prioritäten: Bei ihnen stehen Nasen-Korrekturen an der Spitze, gefolgt vom Beseitigen von Tränensäcken und hängenden Augenlidern. Beliebt sei auch das Fettabsaugen am Bauch und an den «Rettungsringen» über der Hüfte, sagt Witzel.

Neben der Tatsache, dass derartige Eingriffe meist aus privater Tasche bezahlt werden, gibt es einen weiteren Grund für die stark auseinander gehenden Schätzungen: Der Beruf des Schönheitschirurgen ist in Deutschland gesetzlich nicht geschützt. Jeder Facharzt, vom Gynäkologen über den Zahnarzt bis zum Hautarzt, darf Schönheitsoperationen ausführen. Zwar ist es ihm verboten, sich als «plastischer Chirurg» zu bezeichnen, doch ein Zusatz wie «kosmetische Operationen» darf auch seine Visitenkarte schmücken.

Übung an Schweinsköpfen «Scharlatane», urteilen Experten über diese wachsende Zahl von Kollegen, die ihr schönheits-chirurgisches Fachwissen in Schnellkursen erwerben. Sogar Wochenendseminare, bei denen Fettabsaugen an Schweineköpfen geübt werden, sind mittlerweile im Angebot. Plastische Chirurgen hingegen müssen eine sechsjährige Zusatzausbildung absolvieren. Seit Jahren machen sich die Spezialisten deshalb für eine Qualitätskontrolle und gegebenenfalls eine gesetzliche Regelung stark – doch die Lobby der niedergelassenen Fachärzte ist bislang zu stark.

Im Dunkel liegen vor diesem Hintergrund auch die Zahlen der missratenen Operationen, der Kunstfehler und Schadenersatzfälle – nicht zuletzt, weil so mancher selbst ernannte Schönheits-Mediziner den Patienten im Fall des Streits lieber ein Schweigegeld zahlt, als den Ruf zu ruinieren.

Dabei schreiten die medizinischen Möglichkeiten andererseits stetig voran – und dank «mikroinvasiver» Eingriffe werden sie immer unkomplizierter. Mittlerweile stehen mehr als drei Dutzend verschiedener Wirkstoffe zur Unterspritzung von Hautfalten zur Verfügung – neben dem bereits zu zweifelhafter Berühmtheit gelangten Nervengift «Botox», das Teile der Gesichtsmuskulatur lähmt und damit faltenfrei macht. Auch Lasermethoden zum Entfernen von Hautflecken oder zur Glättung der Haut durch Lichtimpulse werden ständig perfektioniert.

Eine Vielzahl von Methoden gibt es zudem für die Vergrößerung der Brust: Nach Jahren der Kritik sind Silikon-Implantate mittlerweile wieder gang und gäbe. Die Füllung besteht nicht mehr aus flüssigem Silikon, das möglicherweise auslaufen kann, sondern aus einer Art Silikon-Schwamm.

Trend Brustvergrößerung hält an Ein Trend, der eindeutig aus den USA komme, zeichne sich auch hier ab: Früher lag das Verhältnis von Brustvergrößerungen zu – verkleinerungen, die von den Chirurgen großteils aus medizinisch- orthopädischen Gründen durchgeführt wurden, bei einem Drittel zu zwei Dritteln, berichten Experten. Der VDÄPC-Hochrechnung zufolge (Vereinigung der Deutschen Ästhetisch- Plastischen Chirurgen) hat die Zahl der Vergrößerungen die der Verkleinerungen mittlerweile jedoch deutlich überstiegen. Der Anteil «ästhetischer» Operationen, die medizinisch nicht notwendig sind, sei stetig gewachsen. Er liege inzwischen bereits bei 50 Prozent, resümiert die Fachärztin.

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