Warum ist die Schönheitsoperation in der Türkei so beliebt?

Schönheitsoperation Türkei
AA - DHA

Die Schönheitsoperation in der Türkei boomt. Die wachsende Zahl von Schönheitskliniken und die Kommerzialisierung des Gesundheitswesens im Land sind die Hauptgründe für den Gesundheitstourismus.

Darüber hinaus haben sich in den letzten Jahren die Möglichkeiten für minimalinvasive ästhetische Behandlungen ständig erweitert. Heute reicht eine ambulante kosmetische Behandlung aus, für die man sich früher unters Messer legen musste. Das ist um ein Vielfaches günstiger als ein chirurgischer Eingriff. Hinzu kommt, dass die Eingriffe schneller abheilen und regenerieren. Die Patientinnen und Patienten können unmittelbar nach dem Eingriff in ihren Alltag zurückkehren.

Insbesondere kosmetische Beinverlängerungsoperationen erfreuen sich bei ausländischen Patienten in der Türkei großer Beliebtheit. Trotz der bekannten Risiken wie starke Schmerzen, Infektionen, schwache Knochenbildung, eingeschränkte Beweglichkeit und der Gefahr eines Implantatbruchs mit lebenslangen Folgen.

Die Beliebtheit zeigt sich am Beispiel eines 32-jährigen Patienten aus den USA, der sich in Istanbul einer kosmetischen Beinverlängerung unterzog und durch zwei verschiedene Operationen innerhalb von sieben Monaten insgesamt 12 Zentimeter an Körpergröße gewann. Der Patient ist mit dem Ergebnis zufrieden, obwohl es für ihn eine schwierige Zeit war.  In einem Interview sagte er: „Der Heilungsprozess war lang und sehr schmerzhaft. Aber es hat sich gelohnt, denn jetzt kann ich besser flirten. Außerdem erhalte ich von meinen Mitmenschen mehr Respekt.“

Wie wird eine kosmetische Beinverlängerung durchgeführt?

Bei der Verlängerungsoperation, die durchschnittlich 2,5 bis 3 Stunden dauert, wird der Arm- oder Beinknochen an der Stelle durchtrennt, an der er voraussichtlich am besten verwachsen wird. In den Raum zwischen den beiden Knochenenden werden dehnbare medizinische Fixateure eingesetzt. In diesem Raum findet die Knochenverlängerung statt. Patienten aus dem Ausland werden gebeten, mindestens 3 Monate in der Türkei zu bleiben und den Verlängerungsprozess in der Türkei abzuschließen.

Personen, die eine Bürotätigkeit ausüben, können innerhalb von 6 bis 7 Monaten an ihren Arbeitsplatz zurückkehren. Bei schweren Arbeiten, die Muskelkraft erfordern, kann dieser Zeitraum bis zu einem Jahr betragen.

Entscheidend ist das Alter des Patienten. Für Personen über 30 Jahre ist sie nicht geeignet. Eine Operation bei Personen zwischen 20 und 30 Jahren kann erfolgreich sein, wenn das Fusionspotential, d.h. die Knochenheilung und die Flexibilität im Sehnenbereich hoch sind.

Die Kosten für Verlängerungsoperationen sind aufgrund der verwendeten medizinischen Materialien und der Pflege während des Heilungsprozesses relativ hoch.

Druck, schöner zu sein, in den sozialen Medien

Trotz Risiken und hoher Kosten bleibt der Wunsch nach „Schönheit“ bestehen, vor allem durch die „perfekten“ Fotos in sozialen Medien ausgelöst.

In Social Media werden oft ideale Schönheitsstandards wie kleine, nach oben gebogene Nasen, volle Wangenknochen und straffe Gesichter präsentiert. Viele fühlen sich diesem Druck ausgesetzt, diesen Standards zu entsprechen. Gleichzeitig gewinnt das Konzept der „Körperbejahung“, das die Selbstakzeptanz des eigenen Körpers betont, an Bedeutung. Diejenigen, die diesem Druck nicht standhalten können, neigen zur plastischen Chirurgie.

Der Selfie-Trend, bei dem das Gesicht aus nächster Nähe gezeigt wird, verstärkt diese Tendenz weiter. Eine häufige ästhetische Anwendung ist in der Türkei die Nasenkorrektur, obwohl sie Risiken wie erschwerte Nasenatmung und dauerhafte Schwellungen birgt.

Türkische Medien berichten auch über Touristen, die für riskante chirurgische Schönheitsbehandlungen ins Land kommen und dann an Komplikationen versterben. Ein Beispiel dafür ist der Fall einer 31-jährigen Britin, die sich im Jahr 2019 einem brasilianischen Po-Lifting unterzog und während der Operation an den Folgen eines Gerinnsels in ihrer Lunge starb. Diese Schönheits-OP zählt zu den riskantesten überhaupt. In einer Stellungnahme des Krankenhauses hieß es, die Patientin sei über die Risiken und Komplikationen aufgeklärt worden.

Aber auch relativ kleine Behandlungen wie Botox und Hyaluronsäure können Nebenwirkungen haben. Botox kann zu hängenden Augenlidern oder Kopfschmerzen führen, manche Patienten entwickeln Unverträglichkeiten gegen Botox. Noch gravierender sind die Folgen einer Behandlung mit Hyaluronsäure. Trifft die Nadel statt der Hautschichten ein Blutgefäß oder einen Nerv, können Zellen absterben. Die Folge ist eine Nekrose, die sich durch dunkle bis schwarze Flecken bemerkbar macht.

Worauf sollte ich bei meiner Schönheitsoperation in der Türkei achten?

Es ist ratsam, sich im Vorfeld gründlich zu informieren, wenn man sich für eine Schönheitsoperation interessiert. Insbesondere sollte man auf die Qualifikation des behandelnden Arztes und seine Erfahrung mit den geplanten Eingriffen achten.

Die Operation sollte immer von dem Arzt durchgeführt werden, der auch den Patienten berät. Anzumerken ist, dass der Begriff „Schönheitschirurg“ rechtlich nicht geschützt ist.

Wichtig zu wissen ist, dass Ärzte, die den Titel „Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie“ führen, entsprechend spezialisiert sind. Aber auch andere Ärzte wie Chirurgen, Dermatologen oder Gynäkologen dürfen solche Eingriffe vornehmen.

Nicht nur die Wahl des Arztes ist entscheidend, sondern auch, welche Materialien bei der OP zum Einsatz kommen. Hochwertige und zertifizierten Materialen bieten die größtmögliche Sicherheit. Insbesondere bei Eingriffen, wie Brustvergrößerungen.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Zertifizierung der Klinik oder des Arztes nach europäischen Standards, erkennbar z.B. am ISO-Zeichen. Diese Zertifikate weisen unter anderem darauf hin, dass die Klinik regelmäßig kontrolliert wird.

Schönheitsoperation in der Türkei: Gesundheitstourismus verfehlt Ziel 2023

Seit dem 1. Februar 2024 gibt es in der Türkei 643 Krankenhäuser, 1043 zwischengeschaltete Einrichtungen, 177 private medizinische Zentren und 2029 Arztpraxen, die vom Gesundheitsministerium für den Gesundheitstourismus zugelassen sind.

Die Zahl der Gesundheitstouristen in der Türkei hat sich in den letzten 10 Jahren vervierfacht. Mit 1,26 Mio. Patienten wurde im Jahr 2022 der Rekord der vergangenen Jahre gebrochen. Im selben Jahr überstiegen die Einnahmen aus dem Gesundheitstourismus die Marke von 2 Mrd. US-Dollar.

Die beliebtesten Leistungen in 2022 waren Haartransplantationen und Schönheitsoperationen. Gefolgt von Onkologie sowie Herz- und Gefäßchirurgie. Nach Angaben der Internationalen Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie (ISAPS) kamen in diesem Jahr die meisten ausländischen Patienten aus Deutschland in die Türkei. Dahinter folgten Großbritannien und die Schweiz. Die beliebtesten Eingriffe im nicht-chirurgischen Bereich waren Faltenbehandlungen mit Botox und Hyaluronsäure. Im operativen Bereich belegten die ersten drei Plätze Fettabsaugungen, Nasenkorrekturen und Brustvergrößerungen.

In den ersten drei Quartalen des Jahres 2023 ist die Zahl der Gesundheitstouristen nach Expertenmeinung aufgrund des Erdbebens leicht zurückgegangen. Sie blieb aber auf einem ähnlich hohen Niveau wie im Vorjahr.

Weltweiter Gesamtumsatz mit der Schönheitschirurgie

Laut einem Branchenbericht, der am Freitag in Paris veröffentlicht wurde, wird der weltweite Gesamtumsatz der Schönheitschirurgie im Jahr 2023 rund 15 Milliarden Euro betragen, fast die Hälfte mehr als vor der Corona-Pandemie im Jahr 2019.

Dem Bericht zufolge ist die Nachfrage in den USA, China und Brasilien besonders stark gestiegen.