Schwul, türkisch, erfolgreich.

Adriana Lima

Wer in diesem Sommer eine Modezeitschrift aufschlägt, wird fast unvermeidlich auf ihre Anzeigenmotive stoßen. Der Türke Mert Alas (31) und sein Freund Marcus Pigott (32) gehören derzeit zur Weltspitze der Modefotografen. Das große Talent der beiden wurde erstmals durch das Style-Magazin "Dazed and Confused" entdeckt. Danach folgte eine Bilderbuchkarriere. Nach einer Modestrecke für die Zeitschrift "Visionaire" machten die beiden 1999 ihre ersten Werbeaufnahmen – für Levi’s "Engineerd Jeans"

Wie alle Fotografen verdienen Alas und Pigott mit Anzeigenkampagnen ihr Geld, und mit Bildstrecken in Magazinen gewinnen sie Reputation, was wiederum neue Werbeaufträge nach sich ziehen soll. Typisch für die Bilder von Alas und Pigott ist eine distanzierte Eleganz: Teilnahmslos, mit entleerten Gesichtern schauen die Models ihre Betrachter an, schön, aber unnahbar. "Wir wollen starke Frauen zeigen", sagt Alas. Die Models sollen dabei sexy aussehen. Doch das Augenmerk liegt in der Perfektion.

Gerade hat das Londoner Duo Nick Knight, einem der erfolgreichsten Modefotografen, einen lukrativen Auftrag abgejagt: Drei Jahr lang werden sie die Kampagnen der Kosmetik-Firma Lancôme fotografieren. Im September sollen dann Fotos für die italienische "Vogue" folgen. Damit gehören Sie dann definitiv zur Weltspitze der Modefotografen.

Zu den wichtigsten Arbeiten von Alas und seinem Kumpel zählen u.a. Kampagnen für Louis Vuitton, Fendi, Hugo Boss, Missoni, Gucci, Sergio Rossi, Emanuel Ungaro… Für Missoni und Hugo Boss haben die beiden schon drei Kampagnen hintereinander fotografiert, für Louis Vuitton zwei, für Fendi zwei. Auch die Frühjahr- Sommerkollektion 2002 von Palmers ist von Mert Alas und Marcus Pigott aufgenommen, sowie diverse Ausstellungen und Publikationen in Österreich, Italien, Japan, USA und im Magazin "ID" and "The Face".

Wie alles begann Mert Alas mag zwar derzeit zu den weltbesten Modefotografen gehören, gelernt hat er sein Handwerk allerdings erst vor kurzem. Als Sohn eines Soldaten und eines Ex-Models wurde er in Istanbul geboren und in der großen Metropole am Bosporus aufgewachsen. Mit 12 Jahren ließen die Eltern ihn auf seine musikalische Begabung hin testen, denn Profi Musiker sollte er werden. Tatsächlich wurde Alas für geeignet befunden, Cello und Klavier zu lernen. Doch die Welt der Mode faszinierte ihn noch mehr. So machte er im jungen Alter von 20 Jahren mit Freunden zusammen einen Modesalon auf, wo exklusive Abendgarderoben und Einzelstücke für die Istanbuler Schickeria geschneidert wurden.

Alas und Pigott – Liebe auf den ersten Blick Alas erkannte, dass er sich zu Männern hingezogen fühlte. In seinem Umkreis und insbesondere bei seinen Eltern würde seine sexuelle Neigung auf Unverständnis stoßen. Als er das Versteckspiel nicht länger aushalten konnte packte er seine Sachen und reiste 1994 nach London, wo er noch im selben Jahr seinen Kollegen und Freund Marcus Pigott kennen lernte. Seit dem leben die beiden in einer homosexuellen Lebensgemeinschaft. Mit Pigott zusammen, der in Brighton Fotografie und Grafikdesign studiert hat, entdeckte auch Alas seine Begabung für die Bildinszenierung und die Fotokamera. Seit 1994 ist Mert Alas nicht mehr in die Türkei zurückgekehrt.

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