En vogue – islamisch korrekte Badeanzüge

"In meinem ganzen Leben habe ich etwas derart Bizzares noch nie gesehen", schrieb Moderator Reha Muhtar in seiner "Sabah"-Kolumne. Ahmet Hakan, ein Kolumnist vom Konkurrenz-Blatt "Hürriyet", zeigte sich sogar empört und bezeichnete sie als "dumm, lächerlich und geschmacklos."

Zu moderateren Tönen griff der britische "Daily Telegraph" (20.07.2006). Sie seien ein "Phänomen", hieß es dort.

Trotz der vielen Kritik, eins ist nicht von der Hand zu weisen – an türkischen Stränden sind sie immer öfter anzutreffen. "sie", das sind die islamisch korrekten Ganzkörperbadeanzüge, mit denen muslimische Badenixen das Kleidergebot des Islam einhalten wollen, ohne dabei auf ihren Badespaß am Strand verzichten zu müssen. Denn religiös konservative Frauen hatten bisher einen Bogen um Strände gemacht.

Die korankompatiblen Badeanzüge, auf die säkulare Kreise der türkischen Gesellschaft mit naserümpfender Verachtung reagieren, heißen Hasema, benannt nach ihrem Hersteller "Hasema Textil".

Das Unternehmen hat seinen Sitz im konservativen Istanbuler Fatih-Viertel und wurde 1989 gegründet. Laut "Daily Telegraph" wurden allein 2006 25.000 solcher Hasemas unter gottgefällige Musliminnen gebracht. Sehr zum Ärger einiger Strandbetreiber. Die verwehren den Hasema-Trägerinnen sogar den Zutritt an ihre Strände, weil sie sonnenhungrige Westeuropäerinnen vergraulen könnten.

Doch ungeachtet ihrer Unbeliebtheit – die neue islamische Elite der Türkei nimmt die modische Errungenschaft gerne an. So soll auch die Ehefrau des Außenministers Abdullah Gül, Hayrünnisa Gül, ein solches sittsames Stück aus wassertauglichem Kopftuch, weit fallendem Oberteil und langer Hose besitzen.

Sich bräunen können die frommen Frauen trotzdem – die Textilien sind blickdicht, aber UV-durchlässig.