
Tayyip Erdogan spricht Armeniern sein Beileid aus

Zum ersten Mal in der türkischen Geschichte wurde eine offizielle Erklärung zum Gedenktag der armenischen Opfer des Ersten Weltkrieges veröffentlich. US-Präsident Barack Obama bezeichnete letztes Jahr am Jahrestag der Vorfälle von 1915 die Vorgänge an den Armeniern mit den Wort „Great Tragedy“.
Die Erklärung des türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan zum Gedenktag der armenischen Opfer am 24. April ist eine historische Sensation. Erdogan drückt darin sein Beileid für die Armenier, aber auch für alle osmanischen Bürger aus, die im Krieg ihr Leben verloren haben.
Bis zur Machtübernahme der AKP-Regierung wurde das schwierige türkisch-armenische Verhältnis und die Ereignisse von 1915 verschwiegen. Einst kritisierte der ehemalige EU-Minister Egemen Bagis die Aufnahme der Ereignisse von 1915 in den Lehrplan an Schulen in Frankreich sehr heftig. Der Minister forderte Frankreich dazu auf, sich auf ihre traditionellen Nationalwerte „liberté, égalité, et fraternité“ (Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit) zu besinnen.
Nun bringt die AKP das Thema selbst auf den Tisch und bemüht sich offensiv um eine Aufklärung der gemeinsamen Geschichte. Der türkische Ministerpräsident hat die Gründung einer unabhängigen Untersuchungskommission aus armenischen, türkischen und internationalen Historikern vorgeschlagen, um die Ereignisse von damals wissenschaftlich aufzuklären.
Armenischer Staatspräsident: „Sehen Türken nicht als Feind“
Armenien sieht die Türken nicht als ihre Feinde an. Das sagte der armenische Staatspräsident Serj Sarkissian in seiner Erklärung zu den Vorfällen von 1915. Teile seiner heutigen (24.04.) Rede wurden auf der offizielle Internetseite des Staatspräsidiums veröffentlicht.
Sarkissian gedenkt in seiner Erklärung auch an die Türken, die ihren armenischen Nachbarn eine helfende Hand reichten und sich selbst und ihre Familie damit in Gefahr brachten.