Die Realschule

Während Hauptschule, Gesamtschule und Gymnasium immer wieder zu Zankäpfeln in der bildungspolitischen Debatte werden, ist es um die Realschule vergleichsweise ruhig geblieben. Das hat einen nicht zu unterschätzenden Vorteil: Fernab ideologischer Grabenkämpfe und reformerischer Wetterwechsel konnte hier ruhig und beständig gearbeitet werden. Wirtschaft und Eltern wissen das zu schätzen: Bei beiden Gruppen erfreut sich die Realschule wachsender Beliebtheit. Im Schuljahr 2000/2001 besuchten nach Angaben des Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden 25,1 Prozent der Siebtklässler diese Schulform.

Die Realschule soll in meist sechs Schuljahren eine fundierte Allgemeinbildung vermitteln, wobei sich theoretische und praktische Fertigkeiten ungefähr die Waage halten. Am Ende der 10. Klasse schließen die Schüler mit der Mittleren Reife ab. Danach können sie eine Ausbildung absolvieren, wobei in der Mehrzahl gehobene kaufmännische oder technische Berufe angestrebt werden. Überdurchschnittlich leistungsstarken Schülern gelingt aber auch der Sprung auf die Fachoberschule oder auf das Gymnasium. Dort können sie die Fachhochschul- beziehungsweise die Allgemeine Hochschulreife erwerben. Dafür ist es aber meist erforderlich, ab Klasse sieben eine zweite Fremdsprache erlernt zu haben.

«Inzwischen haben viele erkannt, dass die Realschule eine Abkürzung zum Hochschulabschluss bietet», sagt Josef Kraus, Präsident des Deutschen Lehrerverbandes (DL) in Bonn. Wer der Mittleren Reife den zweijährigen Besuch der Fachoberschule anschließt und danach vier Jahre an der Fachhochschule (FH) studiert, kann mit 22 Jahren im Berufsleben stehen – und damit etliche Jahre vor einem Gymnasiasten, der den zeitraubenden Weg an die Universität gewählt hat. Zudem gilt der FH-Abschluss in der Wirtschaft längst nicht mehr als Diplom zweiter Klasse. «Das Gros der FH-Studenten speist sich aus ehemaligen Realschülern», so Kraus.

Auch sonst hängt der Aufschwung der Realschule zum Teil mit den Schwächen der anderen Schulformen zusammen. So sind die Lerneinheiten hier wesentlich kleiner als in der Gesamtschule, so dass eine intensivere Betreuung der Schüler möglich ist. «Gegenüber Gymnasiasten haben Realschüler den Vorteil, dass sie meist über eine größere soziale Kompetenz verfügen», sagt Donate Kluxen-Pyta von der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) in Berlin.

So erweist sich die ehemalige Mittelschule für viele Jugendliche als goldener Mittelweg.

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