Eczacibasi rettet Villeroy & Boch

Ohne die Hilfe vom Bosporus sähe es für das Traditionsunternehmen Villeroy & Boch Fliesen finster aus.

Volle Lager und leere Kassen war die Situation des einstigen Weltführers für Fliesen. Die Konzernsparte Villeroy & Boch Fliesen schrieb zweistellige Millionenverluste. Wie bisher konnte es für das Traditionsunternehmen nicht weiter gehen. Doch es war ein Schock, als gerade der türkische Lifestylekonzern Eczacibasi mit 51 Prozent bei den Saarländern einstieg. Doch seit dem Einstieg der Türken laufen die Uhren in Merzig anders. Der Konzern schreibt heute wieder schwarze Zahlen.

Mit Eczacibasi kam Eckard Kern. Er wurde neuer Geschäftsführer und sein Name verrät, dass es keinen Kulturwechsel im Konzern gab, Kern ist nämlich Deutscher. Viele Mitarbeiter fürchteten die Schließung des Merziger Werks und eine vollständige Ausgliederung des Konzerns in die Türkei.

Kern nahm 19 Mio. Euro in die Hand und investierte davon sieben Millionen Euro in die Produktion. Denn Villeroy & Boch Fliesen war nicht mehr wettbewerbsfähig gewesen. Der Konzern produzierte wenig und teuer, wechselte abgenutzte Maschinen nicht aus, investierte nicht mehr in neue Technologien und vernachlässigte Innovationen. Er kauft beispielsweise eine neue Presse und eine neue Glasuranlage. Der Löwenanteil von zwölf Mio. Euro floss in den Vertrieb. Auch hier herrschte Nachholbedarf.

Durch den Zusammenschluss mit dem Lifestylekonzern Eczacibasi, der bisher auf den türkischen Märkten deutsche Verkaufsschlager wie Nivea, Erdal oder Vicks Hustenbonbons vertreibt, konnten Villeroy & Boch das Angebot hochfahren und gleichsam kostengünstiger produzieren. Viel wichtiger aber war das Gefühl von Neuanfang. Starre Strukturen lösten sich, die Trägheit des jahrhundertealten Konzerns verschwand. Villeroy & Boch Fliesen sei ein Traditionsunternehmen. Aber das sei auch das größte Problem gewesen, gab ein langjähriger Mitarbeiter zu.

Es ist jedoch noch nicht sicher, ob der Einstieg der Eczacibasi dauerhaft ist. Die Angst, dass Eczacibasi, nachdem sie das Wissen des ehemaligen Weltmarktführers aufgenommen haben, den deutschen Standort schließen, bleibt. Die Villeroy & Boch AG hat sich noch nicht geäußert, für wie lange die Lizenzvereinbarung mit Eczacibasi getroffen wurde.

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