Bau- und Heimwerkermärkte in der Türkei

Bau – und Heimwerkermärkte sind ein Symbol für den Aufstieg einer neuen Mittelklasse in der Türkei. Diese Sicht hat Zeit und Geld, um sich den eigenen vier Wände zu kümmern.

45.000 Kunden hat die Heimwerker-Kette Baumax aus Klosterneuburg jeden Monat in ihrer Samsun-Filiale in der Türkei, die sie im März dieses Jahres eröffnet hat. Zum Baumax nach Samsun kommen die Heimwerker bisweilen von weit her.

Rund 340 Kilometer legt Yilmaz zurück, von Sinop im Westen nach Samsun und zurück. Alles wegen einer Palette Steinfliesen inklusive Fugenzement, nicht so sehr des Preises, sondern der Auswahl wegen, erklärt Yilmaz. Baumax wirbt mit seiner Position als einziger großer Heimwerkermarkt an der immerhin 1300 Kilometer langen Schwarzmeerküste.

Die anderen Großen der Branche – Praktiker, Bauhaus, Mr Bricolage – sind auch schon im Land. 72 Millionen Einwohner und mehr als acht Prozent Wirtschaftswachstum in diesem Jahr sind die besten Vorzeichen für die Branche.

Der Soziologe Caglar Keyder von der Bosporus-Universität in Istanbul erklärt uns, dass die neue Mittelklasse der Türkei ein eigenes, unabhängigeres Leben führen will, mit weniger Verwandten, weniger Nachbarn und weniger sozialer Kontrolle. Laut Caglar braucht die neue Generation auch nicht mehr die Eltern, um zu Wohlstand zu kommen. Kredite zum Konsum oder zum Kauf von Wohnungen sind mittlerweile leicht zu haben, wenn man Arbeit hat.

Die alte Mittelklasse im Land hat unter der wirtschaftlichen Liberalisierung während der Regierungszeit von Turgut Özal in den 1980er- bis 1990er-Jahren gelitten, die neue Generation ist in den vergangenen zehn Jahren dank der Konjunktur stetig gewachsen, sagt Nilüfer Narli, Soziologin an der Bahcesehir Universität in Istanbul. Es ist eine Mittelschicht, die vom Land kommt, konservativ und konsumorientiert ist.