Imageschaden für die Türkei befürchtet

Adriana Lima

Eine 13-köpfige Jury hat sich entschieden, den Film „Takva“ (Gottesfurcht) als Beitrag für den besten fremdsprachigen Film in das Oscar-Rennen zu schicken. Während viele diese Entscheidung begrüßen – immerhin wurde Takva in der Türkei zum Kassenschlager und auf Filmfestivals weltweit mit Preisen geradezu überschüttet – können sich einige Kritiker vor Aufregung nicht einkriegen. Wie türkische Medien berichten, werden immer mehr Stimmen erhoben, die mit „Takva“ als Anwärter für den besten Auslandsfilm einen Imageschaden für die Türkei befürchten.

In Takva spiele der Islam, insbesondere der Sufismus eine zentrale Rolle und der Film sei zudem übersät mit Szenen, in denen sich Ordensanhänger im Gebet in Trance wiegen. Diese Szenen könnten die Türkei in ein schlechtes Licht rücken und dem Image des Landes schaden, schreibt zum Beispiel Kolumnist Ömür Gedik.

Regisseur Özer Kiziltan dagegen kann sich die Polemik um seinen Film nicht erklären. „Takva ist ein Kinofilm und nicht ein Werbefilm über die Türkei. Es geht um die Kunst des Films und nicht um das Image eines Landes“ erklärt Kiziltan der Presse gegenüber.

Auch Yesilcam-Diva Hülya Kocyigit hält die Imageschaden-Befürchtungen für absurd. Bei den Oscar-Verleihungen gehe es darum, wie gut ein Thema oder eine Geschichte verfilmt wird und nicht darum welcher Film sein Land von der Besten Seite zeige. „Takva war in der Türkei sehr erfolgreich und zwar bei allen Bevölkerungsschichten und Gruppen. Es war eine gute Entscheidung diesen Film in das Oscar-Rennen zu schicken. Letztendlich ist das Thema Sufismus ein für den Westen unbekanntes aber hoch interessantes Thema. Der Film könnte durchaus einen Sieg davontragen“, so Hülya Kocyigit.

In der deutsch-türkischen Produktion „Takva“, mit einem brillanten Erkan Can in der Hauptrolle, thematisiert der junge türkische Regisseur Özer Kiziltan das Aufeinanderprallen von fanatischem Glauben und westlicher Lebensweise im Islam.

Koproduzent des Films ist Fatih Akin. Es könnte also sein, dass Fatih Akin bei der nächsten Oscar-Verleihung gleich doppelt auf der Liste der Nominierten stehen. Sein Film "Auf der anderen Seite" fährt als Nominierung für den besten Auslandsfilm aus Deutschland nach Los Angeles. Die Gewinnchancen stehen gut – bereits in Cannes gewann Akins neues Werk Preise. "Das wäre ein sehr luxuriöses Gefühl, mit sich selbst in Konkurrenz zu stehen", sagte Akin der dpa und fügte hinzu: "Verrückt, möge der Bessere gewinnen!".

Die Oscars werden am 24. Februar in Hollywood vergeben.