Türkische Obstpreise: Im Sommer unbezahlbar in der Türkei

Türkische Obstpreise
AA - DHA

Türkische Obstpreise könnten im Sommer drastisch steigen: Frostereignisse im Februar, März und April haben 15 landwirtschaftlichen Produkten, die in 34 Provinzen der Türkei angebaut werden, schwere Schäden zugefügt. Erzeuger und Händler erwarten, dass die Obstpreise im Sommer um bis zu 100 Prozent steigen werden.

So schlimm wie seit 30 Jahren nicht: Frost trifft Anbauzentren

Zwischen dem 10. und 12. April wurden laut Landwirtschaftsminister İbrahim Yumaklı in landwirtschaftlich bedeutenden Regionen wie Çukurova, der Ägäis und dem Schwarzmeerraum die niedrigsten Temperaturen seit drei Jahrzehnten gemessen. Die Folgen sind verheerend. „Wir erleben eine der größten Frostkatastrophen seit 2014“, so Yumaklı. Wie in mehreren türkischen Medien berichtet, sind die Auswirkungen in Antalya, einem Zentrum für Obst- und Gemüseproduktion, bereits sichtbar. Dort, wo Zehntausende vom Anbau leben, herrscht nach Angaben von Nevzat Akça, dem Vorsitzenden des örtlichen Großmarktverbands, dramatischer Mangel: „Es gibt praktisch kein Obst mehr.

Apfel, Kirsche, Pflaume: Preise explodieren

„Alle Früchte, die zur Zeit der Fröste in der Blüte standen, sind verloren“, erklärt Akça. Der Schaden sei immens: Der Ernteausfall betrage im Schnitt 50 Prozent, bei manchen Sorten sogar 100 Prozent. Entsprechend wird Obst im Sommer für viele unerschwinglich: Die Preise dürften sich mindestens verdoppeln.

Ein Beispiel sind Tomaten: Aktuell kostet ein Kilo im Großmarkt 15 bis 30 Türkische Lira (etwa 0,42 bis 0,84 Euro). In Istanbul wird mit Preisen ab 50 Lira (ca. 1,40 Euro) gerechnet – eine Preisexplosion für türkische Verhältnisse.

Weltmarktführer unter Druck: Türkische Obstpreise bedrohen den Export

Die Auswirkungen auf die türkische Obstpreise bleiben nicht auf den Binnenmarkt beschränkt. Auch der Export ist bedroht. Die Türkei zählt weltweit zu den führenden Produzenten von Haselnüssen (67 Prozent Marktanteil), Kirschen (26 Prozent), Feigen (27 Prozent) und Aprikosen (23 Prozent). 2023 lag der Export frischer Obst- und Gemüseprodukte bei 3,4 Milliarden US-Dollar – allein die Zitrusexporte machten 1 Milliarde Dollar aus. Mit dem Ausfall der Ernten könnten auch diese Einnahmen massiv einbrechen. Besonders stark gefährdet sind die Exporterlöse aus Trockenfrüchten und türkische Haselnüsse, deren Gesamtwert über 4,4 Milliarden Dollar liegt.

Strukturelle Krise: Bauernsterben in der Türkei

Neben dem Wetter belasten steigende Produktionskosten die türkische Landwirtschaft zusätzlich. Şemsi Bayraktar, Vorsitzender der Türkischen Landwirtschaftskammer, warnt: „2021 waren noch eine Million Landwirte bei der Sozialversicherung registriert. 2024 sind es nur noch 411.000.“ Die Branche überaltert rasant – das Durchschnittsalter liegt bei 59 Jahren.

Nur fünf Prozent der Landwirte sind zwischen 18 und 32 Jahre alt. Viele junge Menschen kehren der Landwirtschaft den Rücken. Bayraktar fordert daher staatliche Anreize wie die Übernahme von Sozialabgaben, um junge Menschen auf dem Land zu halten.