
Chaotische türkische „Grammy“-Nacht

20 Künstlerinnen und Künstler haben bei den diesjährigen "Kral TV Video Music Awards" in Istanbul einen Preis abgesahnt. Unter anderem Murat Basaran als "Bester Popkünstler", Deniz Seki als "Beste Popkünstlerin", Demet Akalin in der Kategorie "Bester Song" (Askin açamadigi kapi), Yildiz Kaplan als "Beste Newscomerin" und Grup Hepsi als "Beste Gruppe".
Für viele anwesende Künstler war die Verleihung deshalb eine Farce. Popsängerin Izel bezeichnete den Abend als "Fiasko". Wie viele andere stellte auch sie die Organisatoren und die Preisträger in Frage. "Gott sei Dank, bin ich leer ausgegangen", spottete sie.
Schon im Vorfeld wurden Zweifel an der Rechtschaffenheit des Mega-Events laut, denn der Musiksender Kral TV beauftragte die Musikproduktionsgesellschaft Serbesler Müzik mit der Organisation der Veranstaltung.
So wunderte sich auch niemand, dass ausgerechnet Künstler, die bei Serbesler Müzik unter Vertrag standen, an dem Abend mit abräumten.
Den Mut zum größten Protest zeigte die Sängerin Tugba Ekinci. Nachdem Yildiz Kaplan – unter Vertrag bei "Serbesler Müzik" – den Preis als "Beste Newcomerin" engegennahm, stieg Ekinci plötzlich auf die Bühne. In einem paramilitärischen Anzug und mit einem Spielzeugmaschinengewehr bewaffnet riss die 29-Jährige das Mikro an sich und äußerte: "Dieser Preis müsste eigentlich mir gehören. Ihr könnt von Glück reden, dass Sahin Özer (Anm.d. Red.: Produzent von Tugba Ekinci) krank ist." Vielleicht sei dies auch das letzte Mal, dass sie bei einer Kral TV- Preisverleihung aufgetreten sei, so Tugba Ekinci weiter.
Doch der eigentliche Skandal gilt laut Medienberichten dem Umstand, dass nicht die von der Bevölkerung per SMS ernannten Künstler mit Preisen bedacht wurden. So hatte zum Beispiel laut Kral TV Teletext Yalin und nicht Murat Basaran in der Kategorie "Bester männlicher Künstler" die meisten SMS erhalten.