
Erst super sexy, dann super fromm

In den Klatschblättern der Türkei hat das brasilianische Fotomodell Raphaella Ferraro einen Stammplatz. Seit sie vor gut einem Jahr an den Bosporus zog und zu einem der angesagtesten ausländischen Models des Landes geworden ist, sorgt sie in regelmäßigen Abständen für Schlagzeilen.
Erst kürzlich ließ sich die 24-Jährige in Bodrum von einer Sicherheitstruppe zum Baden ins Meer begleiten, um aufdringliche Männer von sich fernzuhalten. Später folgten Bilder, die Ferraro in einem knappen Bikini unter der Dusche zeigten. Daran wäre nichts auszusetzen gewesen, hätte das Model in den Augen der AKP-Parlamentsabgeordneten Gülseren Topuz nicht den Bogen überspannt. Denn für eine neue Reklamekampagne ließ sich die Brasilianerin in ein strenges islamisches Gewand mit Kopftuch stecken.
"Das Kopftuch steht mir sehr gut. Es gibt mir so viel Ruhe", äußerte sie dabei keck. Schließlich ergänzte Raphaella Ferraro, die mit ihrem Agenturchef Ali Soydan zusammen ist: "Wenn ich meinen türkischen Freund heirate, werde ich Muslimin."
Für die Parlamentsabgeordnete Topuz war das offenbar zu viel des Guten: "Diese Frau macht sich lustig über unsere Religion. Die hat doch keine Ahnung vom Islam", regte sie sich auf. Es gehe nicht an, dass das Model zuerst halbnackt vor der Kamera posiere und anschließend ein Kopftuch trage. "Als hätten wir keine eigenen Models", ätzte sie weiter.
Für Raphaella Ferraro könnte das Engagement im Kopftuch allerdings auch das letzte in der Türkei sein. Denn auf Anfrage der AKP-Politikerin bei den Ministerien für Inneres und Finanzen stellte sich heraus, dass die Brasilianerin keine Arbeitserlaubnis hat.
Die Agentur des Models bemüht sich unterdessen um Schadensbegrenzung: "Sie ist nicht zum Arbeiten in der Türkei. Sie hat nur an einer PR-Kampagne teilgenommen", heißt es in einer Erklärung.
Um zu unterstreichen, wie sehr sie die Türkei liebt, ließ Raphaella dieser Tage ein Foto veröffentlichen, auf dem sie die türkische Fahne küsst. "Ich will dieses Land auf keinen Fall verlassen. Bitte weist mich nicht aus", fleht sie.