Eine Brücke, die Welten verbindet

Am 30. Oktober 1973, genau einen Tag nach dem 50. Jahrestag der Türkei, war das Weltwunder vollbracht: Istanbul weihte seine Bosporusbrücke ein. Zum ersten und einzigen Mal in der Geschichte der Menschheit war damit eine Brücke errichtet, die zwei Kontinente miteinander verband.

400 Arbeiter und 35 Ingenieure waren an dem Großprojekt beschäftigt. Der Bau der Brücke wurde 1957 unter dem Ministerpräsidenten Adnan Menderes beschlossen. 1968 lagen die Pläne vor, und im Jahr 1970 begannen die Arbeiten zu dem imposanten Bauwerk, das ein für alle Mal die tektonische Trennung zwischen Europa und Asien aufhob. Das symbolträchtige Monument, das komplett aus Stahl besteht, gehört mit 1,5 Kilometer seither zu den längsten Hängebrücken der Welt. Die Kosten für die Bogazici Köprüsü, wie sie in der Türkei heißt, betrugen 200 Millionen Dollar.

Die Brücke, die 39 Meter breit und 64 Meter hoch ist, verbindet die Stadtteile Ortaköy und Beylerbeyi miteinander. Am einen Ende der Bogazici Köprüsü steht "Willkommen auf dem europäischen Kontinent", am anderen "Willkommen auf dem asiatischen Kontinent." Der Beylerbeyi-Palast, in dem die osmanischen Sultane im ausgehenden 19. Jahrhundert lebten, befindet sich am asiatischen Ufer des Bosporus. Hinter dem Palast erhebt sich der Camlica-Hügel, von dort aus hat man einen herrlichen Blick über die Dächer der Metropole.

Die Bosporusbrücke hat Istanbul verändert, sie hat einen rasanten Entwicklungsschub in der Weltmetropole vorangetrieben. Da die Entfernungen innerhalb der Stadt zeitlich erheblich verkürzt wurden, konnte sich die Urbanisierungswelle, die seit den 1950er Jahren im europäischen Teil der Stadt begonnen hatte, in den asiatischen Teil fortsetzen. Industriebetriebe zogen auf die andere Seite des Bosporus und mit ihnen Bevölkerungsgruppen mit niedrigen Einkommen. Neue Industrie- und Wohngebiete entstanden, die Vororte verlagerten sich. Dabei dehnte sich die Stadt kreisförmig aus und zeigte in den späten 1970er und frühen 1980ern ihr jetziges Erscheinungsbild einer modernen Metropole.

An die 200.000 Fahrzeuge überqueren heute täglich die Meeresenge bei Istanbul. 1988 wurde aufgrund des starken Verkehrsaufkommens eine zweite Brücke, die "Fatih Sultan Mehmet – Brücke" gebaut.

In der Slideshow sehen Sie u.a. Bilder vom Bau und der Eröffnung der Bosporusbrücke.

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