
Arche Noah auf der Spur

Zu sehen ist nicht viel, doch davon lässt sich Daniel McGivern nicht beeindrucken. Der amerikanische Unternehmer und tiefgläubige Christ ist sicher, auf Satellitenbildern vom Berg Ararat im Osten der Türkei die Arche Noah erkannt zu haben.
Eines der aus dem Weltraum aufgenommenen Fotos zeigt eine Linie im Schnee, die wie ein Schiffsrumpf geformt ist; ausserdem ist ein brauner Vorsprung zu sehen, der aus der vereisten Wand des Ararat ragt. Daniel McGivern hatte die Satellitenfotos in Auftrag gegeben, um nach der Arche zu fahnden. Der besonders heisse Sommer des vergangenen Jahres habe selbst auf der Spitze des 5200 Meter hohen Ararat für eine ungewöhnlich starke Schneeschmelze gesorgt und damit die Reste der Arche entblösst, sagt McGivern. In diesem Sommer will er nun selbst auf dem Ararat nachschauen.
Bis heute fehlen Beweise Gemäss der Bibel landete Noah mit der Arche nach der Sintflut auf dem «Gebirge Ararat». Als ein türkischer Luftwaffen-Pilot 1957 aus seinem Flugzeug Aufnahmen machte, die angeblich die Arche zeigten, begannen Forscher und Abenteurer mit der Suche nach dem biblischen Gefährt. Seitdem wollen zahlreiche Ararat-Bezwinger nahe dem Gipfel ein hölzernes Gebilde gesehen haben. Beweise fehlen aber bis heute. Erschwert wurde der Ararat-Tourismus zuerst durch den Kalten Krieg – an der türkischen Ostgrenze standen sich Nato und Sowjetunion direkt gegenüber – und dann durch die Kämpfe zwischen der türkischen Armee und den Kurdenrebellen von der PKK. Zudem ist der Ararat für Bergsteiger eine Her-ausforderung, und das oft schlechte Wetter in den oberen Bergregionen machte selbst die satellitengestützte Forschung schwierig. McGivern glaubt aber, dem Ararat mit seinen angefertigten Aufnahmen ein Schnippchen geschlagen zu haben. 2003 habe Europa den heissesten Sommer seit fünfhundert Jahren erlebt, sagte der Unternehmer aus Hawaii jetzt bei einer Pressekonferenz in Washington. Wegen der starken Schneeschmelze sei mehr von der Arche zu sehen gewesen als sonst. Dass der Ararat keineswegs in Europa liegt, beirrt McGivern nicht. Das Gebilde, das er auf den Satellitenfotos gesehen habe, sei «von Menschenhand gemacht». Er sei «zu 98 Prozent» sicher, dass es die Arche sei.
Ausstehende Genehmigung Im Sommer will McGivern, der sich nach US-Medienberichten in seiner Heimat in einem christlich-fundamentalistischen Verband engagiert, mit Archäologen und Geologen auf den Ararat steigen. Dabei wolle er Noahs Schiff weder ausgraben noch Teile davon mitnehmen. Nur Fotos will er machen: «Und dann, wenn Gott es will, werden Sie alle es sehen.» Geführt wird die Ararat-Expedition vom türkischen Experten Achmet Ali Arslan, der 1989 selbst Fotos von der angeblichen Arche gemacht hat. Die Noah-Forscher brauchen für ihr Vorhaben noch die Genehmigung der türkischen Behörden, was angesichts der Öffentlichkeitswirksamkeit der Expedition und der Aussicht auf neue Bibel-Touristen im armen Osten der Türkei kein Problem sein dürfte. Die Arche zu finden wird schon schwieriger.
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