Türkisches Jahrhundert- Projekt in Gefahr

Eines der gigantischsten Bauprojekte der Türkei könnte bald unterbrochen werden: das Marmaray- Projekt, das die asiatische und europäische Seite von Istanbul durch eine Eisenbahnverbindung unter dem Marmara-Meer verbindet.

Istanbuler Archäologen hatten einen sensationellen Fund gemacht. Sie fanden in Yenikapi auf der europäischen Seite der Stadt, wo ein Bahnhof entstehen soll, Überreste des Hafens von Konstantinopel aus dem vierten Jahrhundert. Der Fund sei so bedeutend, dass wichtige Ingenieur-Arbeiten in Yenikapi erst einmal ausgesetzt wurden, meldet BBC News (02.05.2006).

Das Archäologenteam unter der Leitung von Metin Gökcay von der Universität Istanbul hat 43 Meter des alten Piers des Eleutherios-Hafens aus dem 4. Jahrhundert gefunden. Außerdem wurden bisher acht Boote geborgen, hervorragend erhaltene Anker aus frühbyzantinischer Zeit sowie diverse Gebrauchsgegenstände aus jener Zeit, darunter etwa tausend Kerzenhalter. Metin Gökcay erklärte: "Ich habe schon viele Grabungen in Istanbul gemacht, aber hier sind Dinge, die ich vorher noch nie gesehen habe."

Dem Manager des prestigeträchtigen Marmaray-Projektes, Haluk Özmen, bereitet der Fund allerdings schlaflose Nächte. Özmen fürchtet, dass der Bau der Bahnstation in Yenikapi nicht rechtzeitig bis 2010 fertig werden könnte. Zwar sollten die Archäologen ihre Arbeiten schon vor vier Monaten abgeschlossen haben, aber das kümmert Gökcay angesichts der bedeutenden Funde nicht. "Das Marmaray-Team kann nicht seinen Zement aufschütten, bevor wir hier fertig sind", sagt er. "Sie müssen auf uns warten. Und ich werde meine Arbeit hier fortsetzen, bis der letzte Gegenstand, der von Menschenhand gemacht wurde, gefunden ist. Etwas anderes zu akzeptieren ist unmöglich."

Das Marmaray-Projekt Die Gesamtlänge des Istanbuler Unterwasser-Eisenbahntunnels beträgt etwa 14 Kilometer. Der Bau wird drei bis vier Milliarden US-Dollar kosten.

Wenn das Großprojekt abgeschlossen ist, sollen stündlich bis zu 75.000 Menschen in jeder Richtung durch den Tunnel unter dem Bosporus fahren. Durch den Bau der euro-asiatischen Schienenverbindung wird der Auto- und Zugverkehr stark entlastet.

Verwandte Themen