Das Ungeheuer vom Van-See

Am Montag (23.08.2004) berichteten türkische und deutsche Medien unter Berufung auf eine Meldung der Nachrichtenagentur Anadolu Ajansi, dass die Türkei um eine Legende ärmer geworden sei. Ein 20-köpfiges Forscherteam unter Beteiligung der Bonner Universität habe bei Untersuchungen des 450 Meter tiefen Van-Sees in der Osttürkei keine Spur eines anscheinend dort lebenden See-Ungeheuers finden können. Das angebliche 15 Meter lange Monster soll in den vergangenen Jahren mehrmals gesichtet worden sein.

Jetzt darf die Türkei wieder aufatmen. Denn wie der Bonner Generalanzeiger berichtet, haben die Wissenschaftler gar nicht nach dem See-Ungeheuer gesucht, geschweige denn von solch einer Legende jemals gehört. Dies versichere der Bonner Geologe Georg Heumann vom Institut für Paläontologie, der selbst bis vor kurzem von der 17-tägigen Expedition zurückgekehrt ist. Die Nachrichtenagentur Anadolu habe im "türkischen Sommerloch" die Meldung schlicht "erfunden".

17 Tage lang sammelten die Bonner Wissenschaftler zusammen mit ihren Kollegen aus der Türkei und der Schweiz auf dem Van-See von einer schwimmenden Bohrplattform aus Proben von Sedimenten, mit der sie die Klimageschichte Osteuropas und Vorderasiens erschließen wollen.

Die Forscher nahmen vor allem Pollen und Sporen als Zeugen vergangenen pflanzlichen Lebens in den Sedimenten des rund zwei Millionen Jahre alten Sees unter die Lupe – jedoch nicht die angeblich türkische Nessie, so der Generalanzeiger. "Bei dem dichten Arbeitspensum blieb absolut keine Zeit übrig, einem See-Ungeheuer nachzugehen", meint Georg Heumann.

Die Experten sollen auch eine tektonische Verwerfungslinie gefunden haben, die ein Erdbeben der Stärke 6,5 auslösen könnte.

Der Van-See

Der Van-See (Türkisch: Van Gölü) umrahmt eine der schönsten Landschaften Ostanatoliens. Um den Van-See herum gibt es Bergsilhouetten, Buchten, Strände, Inseln, Wasserfälle und verschiedene historische Stätten.

Mit 3.713 Quadratkilometern ist der Van-See der größte See in der Türkei. Er ist ein Salzsee ohne Abfluss, der sein Wasser von den umliegenden Bergen erhält. Sein Wasser ist einzigartig auf der Welt: reich an Soda und anderen Salzen, die zur Herstellung von Waschmitteln gewonnen werden. Es gibt nur eine Fischart, die in der Nähe der Flussmündungen im Brackwasser leben kann. Rund um den See liegen Obst- und Getreideanbaugebiete. Die Stadt Van liegt am Ostufer des Sees.

An den Ufern des Van-Sees war einst das Zentrum einer bedeutenden Dynastie der Bronzezeit angesiedelt, die den Orient bis heute beeinflusst. Hier findet sich das Zentrum der armenischen Kultur von einst; Jahrhunderte lang bekämpften sich dort auch der persische Schah und der osmanische Sultan.

Die Insel Achtamar

Die schönste Insel auf dem Van-See ist die Insel Achtamar, die mit Booten über einen Anlegeplatz zu erreichen ist. Auf der Insel gibt es eine Kirche aus dem 10. Jahrhundert, auf deren Fassade Reliefs mit Themen aus der Thora und der Bibel zu sehen sind.

Der Überlieferung zufolge verdankt die Insel ihren Namen einer traurigen Sage. "Ah Tamar", sollen die letzten Worte eines Mannes an seine Geliebte Tamar gewesen sein, bevor er im See ertrank.

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