
Haluk Levent wieder auf freiem Fuß

Zwei Tage nach seiner Festnahme ist der türkische Rocksänger Haluk Levent (35), der auf einem kurdischen Kulturfestival in Gelsenkirchen aufgetreten ist, am Dienstag wieder aus der Haft entlassen. Haluk Levent war am Sonntag in der Türkei festgenommen worden. Während seines Auftritts auf dem Kulturfestival in Gelsenkirchen am 13. September hatten Besucher Poster des Führers der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK, Abdullah Öcalan, geschwenkt, und Symbole der verbotenen PKK präsentiert.
Haluk Levent und 15 weiteren Festival-Teilnehmern, unter denen sich auch der Liedermacher Musa Eroglu befand, wurde die «Unterstützung einer illegalen Vereinigung» vorgeworfen. Das Festival sei angeblich von der KADEK, der Nachfolgeorganisation der Terrororganisation PKK, organisiert worden.
Zwei inhaftierte Gitarristen von Haluk Levents Band wurden Berichten der türkischen Presse zufolge ebenfalls auf freien Fuß gesetzt. Das Gericht habe zudem eine Klage der Staatsanwaltschaft wegen Unterstützung von Separatisten gegen zwei führende Politiker abgelehnt, die auf dem Festival Reden gehalten hatten. Den Vorsitzenden der prokurdischen Demokratischen Volkspartei (DEHAP), Tuncer Bakirhan, und der Partei für Freie Gesellschaft (ÖP), Ahmet Turan Demir, hätten ansonsten fünf Jahre Haft gedroht. Pressekonferenz
Bei seiner Freilassung gab Haluk Levent in Gegenwart von mehreren Journalisten eine Pressekonferenz. Dabei erklärte der Künstler sein Bedauern über den Vorfall. Haluk Levent bekräftigte außerdem, niemals separatistische Bestrebungen zu unterstützen.
"Ich bin ein Mensch mit dem Geist eines Kuvayi Milliye (Anm. der Redaktion: Mitkämpfer der kemalistischen Bewegung im türkischen Freiheitskampf) und habe aus diesem Grunde nie Sympathien für separatistische Ideen gehegt. Ich empfinde es als eine große Zumutung, dass ein Mensch der noch vor drei Monaten jeden Tag Lieder mit kemalistischem Inhalt sang, heute der Vorwurf gemacht wird, unter dem Deckmantel einer politischen Vereinigung zu singen. Es ist für mich ein großes Unglück, dass gerade mich ein solcher Vorwurf trifft.“
Auf die Frage eines Pressevertreters, wie er die Festnahme empfunden hat, antwortete Haluk Levent: "Ich werde den gesamten Vorfall nicht zu einer Agitation stilisieren."
Ein anderer Pressevertreter fragte den Künstler, ob er seine Festnahme als Inspiration zu einem neuen Song nutzen wolle. Die Antwort des Rockmusikers lautete: "Ich habe in der Vergangenheit oft gesellschaftskritische Lieder gesungen und mir damit viele Probleme aufgehalst. Ich sollte von nun an nur noch Liebeslieder produzieren. Spaß bei Seite, ich bin ein Mensch dieses Landes, und wenn mir Ungerechtigkeiten auffallen, werde ich sie zur Sprache bringen. Von nun an werde ich sowohl Mustafa Kemal-Lieder singen wie auch Ahmet Kaya-Lieder. Das beweist, dass ich kein Separatist bin. Außerdem werde ich von nun an mir die Organisatoren von Konzerten näher anschauen. Ich dulde es auch nicht, dass mich manche Medien innerhalb von zwei Minuten zu einem KADEK-Anhänger abstempeln. Ich war sehr traurig darüber, viel trauriger als über meine Festnahme."
Der türkischen Tageszeitung Milliyet gegenüber äußerte Haluk Levent, dass er in den kommenden Monaten keine Konzerte mehr im Ausland geben werde.
Kritik in der Türkei
Haluk Levents Festnahme stieß in der Türkei auf erhebliche Kritik. Seine Inhaftierung könnte der EU-Bewerbung des Landes schaden, hieß es in Zeitungsberichten. Erst kürzlich hat die Türkei im Hinblick auf den gewünschten EU-Beitritt ihre Gesetze zur freien Meinungsäußerung gelockert.