Kutoglu entwirft „First Lady-Kopftuch“

Es ist wohl der heikelste Auftrag, den der in Wien lebende türkische Modeschöpfer Atil Kutoglu bisher übernommen hat: Er soll das Kopftuch "modernisieren", das Hayrünisa Gül, die Gattin des türkischen Präsidenten in spe, Abdullah Gül, künftig tragen soll.

Abdullah Güls Kandidatur für die Präsidentschaft stieß in der Türkei in gewissen Kreisen auf Kritik und Ablehnung und entzündete in den vergangenen Tagen eine kleine Krise. Aufgrund der absoluten Trennung von Staat und Religion ist es Amtsträgerinnen in der Türkei nicht gestattet religiöse Symbole, wie das Kopftuch zu tragen. Deshalb sprach auch die türkische Armee vehement gegen eine First Lady mit Kopftuch.

Um nun dieser heiklen Debatte ein Ende zu setzen, soll Kutoglu eine Lösung für das Problem "First Lady mit Kopftuch" finden. Er soll Frau Güls "Türban" so verändern, dass er auch den Generälen, sozusagen ein Kompromiss-Kopftuch kreieren: "Es geht darum, dem Kopftuch einen anderen Touch zu verleihen", erklärt der Mode-Designer im Gespräch mit der Presse. Dabei sei nicht nur an neue Farben oder Muster gedacht, sondern auch an die Form, in der das Tuch gebunden wird. Details verrät Kutoglu noch nicht, doch will er das Ganze nicht auf das Tuch des Anstoßes reduziert wissen: "Es geht um den ganzen Look, Frau Gül möchte, dass ich ihre Garderobe gestalte, auch für Staatsempfänge".

Aber noch ist Abdullah Gül gar nicht Präsident, der erste Wahlgang im Parlament ist für den 20. August angesetzt. Der 1968 in Istanbul geborene Kutoglu lernte Familie Gül in New York kennen, wo er seit sechs Jahren regelmäßig bei der Fashion Week vertreten ist: "Frau Gül hat sich als großer Fan meiner Mode geoutet", so der Designer. Allgemein sei Frau Gül sehr Mode- und Kunstinteressiert. Sie habe schon des Öfteren von Atil Kutoglu kreierte Tücher gekauft und sie zu einem Kopftuch gebunden. Auch das Tuch, was sie während ihres Staatsbesuches in Japan über einem Kimono getragen hat sei von Kutoglu.