Masters of Shaolin

25 Masters of Shaolin im Alter von 8 bis 75 Jahren traten am 28. September 2002 ihre Reise von China nach Deutschland an. Die zweimonatige Reise führte sie durch unzählige deutsche Städte, wo sie in über 40 Shows die Geschichte der Shaolin-Mönche erzählten. Vaybee! besuchte die Masters of Shaolin während ihrer Probe in Oberhausen. Als Interviewpartner standen Großmeister Wang Bingwen, Großmeister Liu Yong Chun, Herr Liu, Manager und Herr Schmuck, Produktionsleiter, zur Verfügung.

Wer nimmt an der Produktion ‚Masters of Shaolin‘ teil? Sind es Mönche des Shaolin-Klosters? Manager: Nein, Mönche nehmen nicht an diesen weltlichen Dingen teil. Sie leben im Kloster und gehen nicht auf Tournee. Bei den Masters of Shaolin handelt es sich um Kung Fu-Meister und Großmeister sowie Welt- und Landesmeister. Viele von ihnen haben Jahre lang im Kloster gelebt, einige nur ein paar Monate. Worum geht es in der Produktion ‚Masters of Shaolin‘? Produktionsleiter: Die Show erzählt die Entstehungsgeschichte des Klosters und die Geschichte der alten Shaolin-Kämpfer in atemberaubenden Darbietungen. Ein Weltlicher kann diese dargebotenen Übungen nicht begreifen. Manche dieser Übungen sind sehr schmerzvoll. Durch den Einsatz von Konzentration und innerer Kraft wird der Körper gegenüber den Schmerzen unempfindlich gemacht. Welchen Zusammenhang gibt es zwischen dem Shaolin-Kloster und Kung Fu? Großmeister Liu Yong Chun: Vor über 1500 Jahren hatten es sich Kung Fu-Kämpfer zum Ziel gemacht, bedürftigen Menschen zu helfen, die Guten zu schützen und Verbrecher zu strafen. Die weltlichen Kämpfer wurden von der damaligen korrupten Regierung verfolgt, manche sogar getötet. Um dieser Verfolgung zu entgehen, flohen die Kung Fu-Kämpfer ins Shaolin-Kloster. Die Shaolin-Mönche hatten das Recht, die weltlichen Kämpfer aufzunehmen, und im Kloster brachten die Kämpfer den Mönchen Kung Fu bei. So ist der Shaolin-Kung Fu entstanden. Der Ursprung des Shaolin-Kung Fu ist also ein weltlicher gewesen.

Gibt es nur ein Shaolin-Kloster? Großmeister Liu Yong Chun: Es gibt nur ein einziges Shaolin-Kloster. Es liegt in der Provinz Henan. Dieses Kloster ist 1980 durch den Film ‚Das Shaolin Kloster‘ weltberühmt geworden. Shaolin Kung Fu ist ein sehr renommierter Name. Viele Klöster haben zwar auch Kämpfer, aber das Shaolin-Kloster ist das weltweit berühmteste.

Die Medien berichten vor allem von einer Darbietung: Mit einer fliegenden Nadel soll Großmeister Wang Bingwen ein Fensterglas so durchwerfen, dass ein hinter dem Fensterglas platzierter Luftballon beim Eindringen der Nadel zerplatzt. Das Fensterglas bleibt unbeschadet. Manager: Wer die Übung sieht, traut seinen Augen nicht. Sie verlangt äußerste Konzentration. Schauen Sie sich diese Übung mal während der Show an, Sie werden danach keine Fragen mehr haben. Unter den 25 Masters of Shaolin, die heute Abend sportliche Höchstleistungen zeigen, ist auch der Schüler Le le dabei. Unser Nachwuchs. Er ist 8 Jahre alt, und schon seit 3 Jahren dabei. Le le besucht die Kung Fu-Schule, wo er auch in Sprachen und in Mathe unterrichtet wird, d.h. vormittags lernt er Mathe- und Sprachen, nachmittags Kung Fu.

Wie erklären Sie sich die Popularität der Shaolin-Kampfkünste im Westen? Produktionsleiter: China war lange Zeit ein unbekanntes Land. Durch den Film ‚Das Shaolin-Kloster‘ wurde in den 80er Jahren eine Welle in Bewegung gesetzt; die Nachfrage nach Shaolin-Kung Fu und sämtlichen fernöstlichen Kampfsportarten stieg. Es war dieser einzige Film, der das Shaolin-Kloster weltberühmt machte. Natürlich ist es auch die Einstellung der Shaolin-Kämpfer und der Mönche, die beeindruckt: Gewalt bedeutet hier immer Verteidigung und Zurückhaltung, niemals Angriff. Welche Kriterien bestimmen über die Aufnahme ins Kloster. Werden z.B. Ausländer aufgenommen? Großmeister Wang Bingwen: Ausländer können das Kloster besuchen, oder in eine der vielen Kung Fu-Schulen, die in der Nähe des Klosters sind, um diese Kampfsportart zu lernen. Sie dürfen aber nicht im Kloster leben, weil sie keine Shaolin-Mönche oder Meister werden können. Kung Fu ist eine chinesische Spezialität, die für Europäer nicht einfach zu beherrschen ist. Es ist ähnlich wie mit der chinesischen Kalligraphie. Ein Europäer beherrscht diese Dinge nicht so einfach, weil er eine andere Kultur hat, ihm fehlt die Geduld dazu. Produktionsleiter: Das Sportliche kann im Prinzip jeder lernen, aber nicht die geistige Einstellung.

Können Frauen auch ins Kloster eintreten, um Kung Fu zu lernen? Gibt es ein separates Frauenkloster? Großmeister Liu Yong Chun: Frauen treten natürlich auch ins Kloster ein, wie z. B. Nonnen, aber sie haben in der Regel nichts mit dem Kung Fu zu tun. Sie haben auch die Möglichkeit, Meister zu werden, das hängt aber von Voraussetzungen wie bestimmtem Rang, Klasse und Kategorie ab.

Wie wird man denn Kung Fu-Großmeister? Großmeister Liu Yong Chun: Als erstes sind ein gutes Denken, der Kopf, bzw. der Geist wichtig. Körper und Sportlichkeit als zweites und als drittes die Technik und die Kampfkunst. Ein Kung Fu-Meister ist eine offiziell anerkannte Person in China. Er hat einen hohen gesellschaftlichen Status.

Wie sieht ein Tag im Shaolin-Kloster aus? Ist es ähnlich spartanisch wie in westlichen Klöstern? Großmeister Liu Yong Chun: Der Tag beginnt immer um 5.30 Uhr. Man steht auf, kehrt den Hof, meditiert und frühstückt anschließend. Nach dem Frühstück widmet man sich zwei Stunden lang der Sutra, d.h. den buddhistischen Lehrsätzen, das kann entweder im Selbststudium erfolgen oder gemeinsam in der Gruppe. Bis zum Mittagsessen folgen dann die Kung Fu-Übungen. Nach dem Mittagessen gibt es eine einstündige Pause, erneut das Studium, wo die Schüler ihrem Abt oder ihrem Großmeister Fragen stellen können. Dann folgt das Abendessen, ein kleiner Spaziergang, und bevor man sich zwischen 21.00 und 22.00 Uhr ins Bett legt, schaut man noch ein wenig Nachrichten, um zu sehen, was so in der Welt geschieht. Welche Philosophie herrscht im Shaolin-Kloster? Großmeister Liu Yong Chun: Es geht um die Einheit zwischen Körper und Geist, um Werte wie Nächstenliebe. Ziel ist es, gemeinsam ins Nirwana einzugehen, und Harmonie und Frieden zu erreichen. Das ist das absolute Ziel. (Anm. d. Red. Im Buddhismus wird an den Zwang zur Wiedergeburt geglaubt. Es ist möglich, aus dem Kreislauf der Wiedergeburten auszubrechen und in das "Nirwana" einzugehen. Das Nirwana ist ein Zustand vollendeter Seelenruhe, in dem man von der Seelenwanderung befreit ist.) Großmeister Wang Bingwen: Der größte Feind des Menschen ist er selbst. Es geht darum, diesen Feind zu überwinden. Wie überwindet man denn diesen Feind? Großmeister Wang Bingwen: In dem man zum Beispiel frühmorgens um 5.30 Uhr aufsteht. Viele Menschen haben einfach keine Ausdauer, sie liegen müde im Bett herum und wollen weiter schlafen. Selbstdisziplin ist aber sehr wichtig. Es heißt auch. "Die Arbeit von heute sollst du nicht auf Morgen verschieben."

Vielen Dank für das schöne Interview Großmeister Wang Bingwen, Großmeister Liu Yong Chun, Herr Liu und Herr Schmuck.

Yildiz Turak

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