Nahost-Krieg drückt türkische Wirtschaft

Für den 100. Geburtstag der türkischen Republik verfolgt die Türkei große Ziele. So will das Land bis zum Jahr 2023 zu den 10 wichtigsten Volkswirtschaften der Welt gehören. Um das Ziel zu erreichen, investiert Ankara massiv in Straßen, Flughäfen, Energie und Telekommunikation. Doch der Investitionsbedarf der Infrastruktur ist weitaus höher.

Internationale Organisationen halten das Ziel angesichts der bereitgestellten Gelder zu ambitioniert. Aktuell leidet die türkische Wirtschaft massive unter dem Krieg vor seiner Haustüre. Die Wirtschaftsdaten zeigen nach unten. Die Industrieproduktion des Landes ist rückläufig. Im Juli des laufenden Jahres wies die Arbeitslosigkeit den höchsten Stand seit vier Jahren auf. Im Juli brach der Exporte im Vergleich zum Vorjahresmonat um satte 46% ein. Laut Angaben des Verbands der türkischen Exporteure lag der Einbruch im September 2014 noch bei 27%. Wie lange der Krieg anhält, vermark keiner abzuschätzen.

Wesentlicher Grund für die fehlenden Ausfuhren ist der Handelspartner Irak. Das Land ist nach Deutschland für die Türkei das wichtigste Abnehmerland. In den Irak liefert die türkische Industrie Lebensmittel, Textilien und Baumaterialien. Die Industrie muss derzeit auch höhere Transportkosten verkraften, weil die bisherigen Stecken durch die IS-Besetzung großräumig umfahren werden müssen. Dieser Umweg verzögert die Lieferung um bis zu 5 Tage.

Den Einbruch versucht die Regierung in Ankara über verstärkten Handel mit Russland zu kompensieren. Die Türkei ist für das unter den EU-Sanktionen leidende Russland willkommen. Brüssel schmeckt das Vorgehen des NATO-Partners Türkei überhaupt nicht.