Mahir Günsiray inszeniert Goethes Faust

Intendant Anselm Weber beauftragte den türkischen Regisseur Mahir Günsiray, um Goethes Weltendrama zu inszenieren

Mahir Günsiray, in Istanbul geboren, stammt aus einer bekannten türkischen Schauspielerfamilie. Er war Darsteller, bevor er sich zum Regisseur weiterbildete, gründete eine freie Theatergruppe und lehrte Schauspiel und Regie an verschiedenen Universitäten. «Faust» ist seine erste Inszenierung in Deutschland. Der 50-Jährige brauchte nur dreieinhalb Stunden, um beide Teile der Tragödie auf die Bühne des Großen Hauses zu bringen. Das Publikum applaudierte nach der Premiere am Samstagabend kräftig, allerdings mischten sich auch unüberhörbar Buhrufe in den Schlussbeifall, als das Leitungsteam die Bühne betrat.

Mahir Günsiray greift stark in den Text ein, aktualisiert ihn und interpretiert ihn tief pessimistisch. Am Anfang fehlt die Wette Gottes mit Mephisto um Faust. Konsequent droht Faust am Ende weder Verdammnis, noch kann er auf Erlösung hoffen. Er stirbt, ersteht wieder auf und verlässt die Bühne ­ das Spiel kann von Neuem beginnen, das Gleiche kehrt immer wieder. Diese Rondoform hat Folgen für den Aufbau ­ Günsirays Inszenierung fehlt die Spannung, da sich Faust nicht bewähren muss, Episode folgt auf Episode. So verwandelt Günsiray «Faust» in ein absurdes Drama.

Der türkische Regisseur gibt seinen Darstellern viel Freiraum. Acht Akteure spielen Mephisto, jeder bekommt Teile seines Textes, sie verkörpern aber auch noch andere Rollen: Gretchen, die schöne Helena oder die Studenten in Auerbachs Keller. Das Ensemble bewährte sich, allen voran überzeugte Andreas Grothgar als Faust durch seine Sprechkultur und Präsenz.

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