
Keine Chance für „O Bir Hanimefendi“

Nach massiven Protesten hat der türkische Fernsehsender Kanal 1 die Reality-Show "O Bir Hanimefendi" ("Er ist eine Dame") schon vor der ersten Ausstrahlung aus dem Programm genommen. In der türkischen Version der US-amerikanischen Transgender-Show "He’s a Lady" sollten sich acht Männer zwischen 19 und 39 Jahren als Frauen verkleiden, und um den Titel "beste Dame" buhlen. Die Show sollte 21 Tage lang dauern und in einer Wohngemeinschaft in Istanbul stattfinden.
Per Publikumsabstimmung sollten jede Woche zwei Kandidaten herausgewählt werden. Der überzeugendste Frauendarsteller wäre mit einem Geldpreis von 50.000 YTL (umgerechnet 29.397 Euro) nach Hause gegangen.
Wegen der zahlreichen Protestanrufe bei der Medienkontrollbehörde RTÜK habe Kanal 1 beschlossen, auf die Ausstrahlung zu verzichten, sagte der Direktor des Senders, Aydin Erdem, am Montag (08.05.2006).
Der Programmchef des Senders, Oguz Kologlu, bewertete die Proteste auf die Show als Doppelmoral. Seit Jahren schaue das TV-Publikum der Türkei die Transvestiten-Show "Huysuz Virjin", ohne dass irgendjemand darin etwas moralisch Verwerfliches sehe. Genausso sei es auch mit einer Kredit Karten-Werbung des Entertainers Okan Bayülgen für eine staatliche Bank. Bayülgen sei als Frau verkleidet, und auch daran habe sich niemand aufgestoßen.
Eine Abgeordnete der islamischen Regierungspartei AKP, Ayhan Zeynep Tekin Börü aus Adana, hatte in der vergangenen Woche eine Untersuchung darüber gefordert, welche Auswirkungen Sendungen wie "O Bir Hanimefendi" auf die Öffentlichkeit haben.
Die Teilnehmer der Show waren laut türkischen Pressemeldungen „ganz normale Männer“. Fast alle seien verheiratet und hätten Kinder. Sie durften mit dem Segen ihrer Ehefrauen an der Sendung teilnehmen.
In der Slideshow können Sie sehen, welche Männer mitgemacht hätten.