Immer weniger lesen türkische Zeitungen!

Türkische Zeitungen

„Die großen türkischen Zeitungen kommen in Deutschland nicht aus der Krise“, schreibt der Düsseldorfer Handelsblatt. Burhan Gözüakca, der sich auf Marketing für türkischsprachige Medien spezialisiert hat, nennt auch den Grund für diese Entwicklung:

Türkische Zeitungen haben „verschlafen“, weil sie zu wenig auf Themen aus Deutschland gesetzt haben. Von dieser Krise ist besonders die Deutschland-Ausgabe des Print-Flaggschiffs der Dogan Media Group, „Hürriyet“, betroffen. Der Verkauf der Hürriyet sank laut der Auflagenstatistik der IVW seit Anfang 1999 um zwanzig Prozent auf knapp 50.000, so der Handelsblatt.

2002 zog die Europa-Ausgabe der Hürriyet in ein 25 Millionen Euro teures Komplex in Walldorf bei Frankfurt. Dort werden seitdem die Sportzeitung „Fanatik“, die liberale Tageszeitung „Milliyet“, aber auch das „Wallstreet Journal Europe“ und die „Sportwelt“ gedruckt.

Türkische Zeitungen erleben goldene 90er

In den 90er Jahren standen die türkischen Zeitungen noch gut da, hatte doch die Zunahme von Türken in Deutschland zu einem Wachstum in diesem Sektor beigetragen. Jo Groebel, Chef des Europäischen Medieninstituts in Düsseldorf, bestätigt diesen positiven Trend der 90er Jahre. Die Zahl der Zeitungen sei seitdem um vierzig Prozent gestiegen. Neben den englischsprachigen Ausgaben haben türkische und russische Zeitungen mit je zwei Millionen Menschen in Deutschland den größten Anteil fremdsprachiger Zeitungen und Zeitschriften, berichtet der Handelsblatt.

Ausdifferenzierung der Medienlandschaft

Allerdings hat nicht nur die starke Türkeiorientierung der Zeitungen zu ihrer derzeitigen Krise geführt. Ähnlich wie in der weltweiten Print-Medienlandschaft haben auch türkische Zeitungen ihr einstiges Informationsmonopol verloren, weil die zunehmende Digitalisierung die Entstehung neuer Informationsmedien förderte. Konkurrenzmedien wie Fernsehen per Satellitenschüssel oder das Internet trugen nicht nur zu einer Ausdifferenzierung des Informationsverhaltens bei; sie haben sich auch als eigenständiges Medium etablieren können und die strukturelle Krise der Zeitungen forciert.

Nichtzuletzt das Internet, das in den letzten zehn Jahren eine rasante Entwicklung zum hoch aktuellen Informationsmedium machte, trug zum Rückgang der Zeitungskäufe bei. Denn was morgen in den Zeitungen steht, hat man schon heute im Netz erfahren.