
Im Gespräch mit Tarkan

Das internationale Publikum lernte Superstar Tarkan Ende der neunziger Jahre kennen und lieben. "Simarik" – lautete der Titel seines frechen Knutschsongs, mit dem es ihm als erstem Künstler gelang, die Menschen von Südamerika bis Russland für türkische Songs zu begeistern. Jetzt hat ihn das internationale Publikum wieder zurück. Mit der Singleauskopplung "Bounce" feiert Tarkan sein Comeback. Eine weitere Überraschung: Auch das langersehnte englischsprachige Album "Come Closer" ist fertig und kommt am 7. April in den Handel. Vaybee!-Redakteurin Yildiz Turak sprach mit dem türkischen Popstar vor seinem Auftritt bei Stefan Raab in den "TV total"-Studios in Köln.
Selam Tarkan, du hast bis zu deinem 15. Lebensjahr in Deutschland gelebt. Tarkan (korrigiert): 13.
Sprichst du noch deutsch? Können wir das Interview auf Deutsch führen? Tarkan (lacht): Ein bisschen. (Auf Türkisch) Bitte auf Türkisch. Wenn du magst kannst du mir die Fragen gerne auf Deutsch stellen und ich antworte auf Türkisch.
Dann machen wir das doch so. Du bist heute Abend zu Gast bei Stefan Raab. Er war mit dir sicherlich auf der Keupstraße. Dorthin schleppt er seine türkischen Gäste in der Regel hin. Wie war es dort? Ja, das stimmt. Wir waren dort. Wir haben im "Kervansaray" gegessen und Döner geschnitten (lacht). Es war nett. Die Menschen haben mich sehr warmherzig empfangen. Ich war zum ersten Mal in diesem Viertel. Es hat mich stark an die Türkei erinnert. Überall Türken. Ich fand es sehr schön. Ich will mich an dieser Stelle auch für das große Interesse und die Freundlichkeit meiner Landsleute bedanken.
Für uns in Deutschland lebende Türken ist es eine Überraschung, dass du in "TV total" auftrittst, zumal du in der Türkei TV-Auftritte meidest. Das stimmt nicht ganz. Am Anfang meiner Karriere bin ich sehr oft im Fernsehen aufgetreten. Aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Medien vieles von dem, was ich sage oder tue, ins Negative ziehen. Das hat mich so stark beunruhigt, dass ich für mich persönlich die Entscheidung getroffen habe, seltener aufzutreten. In Deutschland befinde ich mich am Anfang meiner Karriere – zumindest was mein englischsprachiges Album betrifft. Deshalb trete ich auch in der einen oder anderen Sendung auf. Nichtsdestotrotz bleibe ich wählerisch und lehne auch hierzulande Einladungen ab.
Dir ist als erster türkischer Künstler der weltweite Durchbruch gelungen. Warum hat es solange gedauert, bis du dich mit dem Album "Come Closer" wieder "nach draußen" getraut hast? Nach dem Riesenerfolg von "Simarik" wollte ich, dass alle nachfolgenden Songs kraftvoller sind. Denn ein Erfolg, wie ich ihn mit "Simarik" weltweit hatte, lässt sich nicht so leicht wiederholen. Mit diesem türkischsprachigen Song, den das internationale Publikum zwar nicht verstanden, aber dennoch geliebt hat, habe ich den Durchbruch geschafft. Später kamen "Kuzu Kuzu" und das "Karma"-Album dazu. Wenn ich aber ehrlich bin, war ich mir nicht sicher, ob ich meinen damaligen Welterfolg mit diesem Song und diesem Album wiederholen könnte. Und so habe ich mich bewusst für ein englischsprachiges Album entschieden. Der Gedanke ist allerdings erst mit der Zeit gereift. Sicherlich auch deshalb, weil ich eine Weile in den USA gelebt habe – und wegen der Probleme, die ich wegen des Militärdienstes in der Türkei hatte. Wenn du dich erinnerst, ich konnte zwei Jahre lang nicht in die Türkei.
Ist "Come Closer" eine Fortsetzung deiner früheren Musikprojekte oder ist es ein Bruch mit ihnen? Zu allererst ist es etwas Neues. Natürlich enthält das Album östlich-orientalische Einflüsse in Form von Baglama und Ud. In "Bounce" haben wir zum Beispiel Baglama mit Hiphop verschmolzen, aber die Menschen werden mich trotzdem heraus hören. Sie werden sich nicht fragen "Wer ist das?". Meine Stimmlage, meine Art zu singen, sind gleich geblieben, nur vom Sound her ist das Ganze westlicher, weil es ja auch als internationales Projekt angelegt ist. Mir liegt viel daran, dass dieses Album in der Türkei gut ankommt, aber letzten Endes habe ich "Come Closer" produziert, um weltweite Beachtung zu finden. Das Album ist sehr kosmopolitisch, weil es alle Kulturen der Welt miteinander verbindet. Genauso fühle ich mich auch – als Kosmopolit. Ein Großteil des Albums ist in den USA entstanden, ein anderer Teil in London und wiederum ein anderer Teil in Istanbul. Wir haben in vielen Ländern dieser Welt gearbeitet.
Warum hast du dich für "Bounce" als erste Singleauskopplung entschieden? Ich fand die Mischung aus Hiphop-Rhythmen und türkischen Instrumenten sehr interessant und habe von vielen Leuten positives Feedback auf "Bounce" bekommen. Ich mag aber auch den Text. "Bounce" lädt die Menschen ein zu tanzen, frei zu sein und sie selbst zu sein. Außerdem sind die Beats sehr lasziv und sehr sexy.
Gibt es von deiner Seite Ambitionen in Richtung eines Duetts mit einem internationalen Star. Mir fällt da Mustafa Sandal feat. Gentleman ein. Ja, die gibt es zum Beispiel mit Beyonce Knowles. Ich habe auch schon einige Songs an sie geschickt. Die sind bei ihrem Management sehr gut angekommen, aber wir konnten leider noch keinen Termin finden, an dem wir uns mal zusammensetzen und alles ausarbeiten können, weil wir beide sehr beschäftigt sind. Ein weiteres Duett könnte es mit Shakira geben – eine wunderbare Frau, die gute Musik macht und klasse tanzt. "Insallah" klappt es. Auf dem "Come Closer"-Album befindet sich übrigens auch ein featuring-Projekt mit Fugees-Gründer Wyclef Jean. Es heißt "Aman, Aman".
Schaut ein Superstar wie Tarkan eigentlich zu anderen Superstars hoch? Natürlich. Als Teenager war ich ein Fan von Stevie Wonder. Er hat eine umwerfend schöne Stimme. Oder Michael Jackson. Er war für mich immer ein Idol, ein grandioser Popstar. U2 gehören seit Jahren auch dazu und Madonna – zwar nicht im Sinne eines Idols, aber diese Frau ist seit Jahren always on top.
Und in der Türkei. Wen bewunderst du dort?
Sezen Aksu natürlich. In ihren Texten liegt so viel Poesie. Sie ist eine Dichterin und war für mich immer ein Vorbild. In "Come Closer" habe ich mich von der Art und Weise ihres Songwritings inspirieren lassen.
Hast du dich als Popkünstler nur der Popmusik verschrieben, oder magst du auch "Türküs"? Ich habe seit meiner Kindheit die Begabung, jede Art von Musik zu interpretieren. Ich singe gerne Alaturka, Sanat Musik, Türkü, Türk Pop, und zurzeit singe ich auf Englisch. Ich liebe es zu singen. Wenn die Songs gut sind, singe ich alles, ob Türkü, Arabesk oder Pop, das macht mir nichts aus. Aber ehrlich gesagt: Mir liegt Pop sehr nahe, weil ich Pop dynamischer, moderner und irgendwie glücklicher finde.
Tarkan, vielen Dank für das schöne Interview. Wir wünschen dir viel Erfolg mit deinem englischsprachigen Album.