Aufwind für Mardin-Tourismus
Im äußersten Südosten der Türkei, ca. 35 km von der Grenze zu Syrien entfernt, liegt die Provinzstadt Mardin mit der gleichnamigen Hauptstadt.
Seit Jahrhunderten schon leben Christen und Muslime an diesem Ort. Deshalb gilt Mardin als Stadt der verschiedenen Kulturen und Religionen. Reisende dürfen sich also nicht wundern, wenn nach dem Gebetsruf des Müezzin plötzlich die Kirchglocken läuten. Um die Freundschaft zwischen den beiden Religionen zu verfestigen, gab der assyrische Metropolit Salibe Özmen während des diesjährigen Ramadan für 3000 Muslime ein Essen zum Fastenbrechen.
Doch obwohl Mardin wegen seiner kulturellen Vielfalt, den unzähligen Kirchen und Klöstern, die teilweise aus dem zweiten Jahrhundert nach Christus stammen und seiner prunkvollen Basaltarchitektur eine Attraktion ist, fand der Anschluss an den Tourismus nie so richtig statt.
Daran könnte die TV-Serie "Sila" nun etwas ändern. So wie seinerzeit "Asmali Konak" das touristische Interesse an Kappadokien weckte, melden die Medien, so ist es der Erfolgsserie "Sila" gelungen, spürbar mehr Touristen nach "Mardin" zu locken. Viele Menschen kämen aus Istanbul, Ankara und Izmir angereist, um sich ein Bild von diesem geschichtsträchtigen Ort zu machen.
Insbesondere das antike Midyat mit seiner hohen Kirchen- und Klosterdichte erweise sich als Touristenmagnet. In dieser einst von Urchristen bewohnten Stadt, die mal den Ruf hatte, die einzige türkische Stadt zu sein, in der mehr Christen als Muslime lebten, wird die TV-Serie gedreht.
Sehenswürdigkeiten in Mardin
Bischofspalast Einer der Metropoliten der syrisch-orthodoxen Kirche, deren Mitglieder man nach ihrem ersten und bedeutendsten Kirchenlehrer Jacob Baradair (490-578), der als Wandermönch 35 Jahre lang durch Syrien gezogen war, auch Jakobiten nennt, residierte in Mardin. Die Jakobiten spalteten sich von der byzantinischen Reichskirche ab, nachdem im Jahre 451 auf dem Konzil zu Chalkedon (Kadiköy bei Istanbul) der Monophysitimus Christi, wonach Jesus stets göttlich, nie aber Mensch gewesen sei, abgelehnt worden war.
Isa Bey Külliyesi Östlich des Zentrums oberhalb der Hauptstraße steht an der Bergflanke das am besten erhaltene Bauwerk der Stadt, ein Koranschulenkomplex, der 1385 durch Isa Bey gestiftet worden ist. Er zeigt vor allem an den Portalen sehenswerte Dekorationen. Die Anlage mit Kuppelmoschee, Mausoleum und zwei Innenhöfen (wird z. Zt. restauriert, kann aber besucht werden) ist heute Internatsschule und z. T. Museum (seltenstes Ausstellungsstück: seldschukischer Türkloper der Ulu Cami von Cizre).
Kasim Bey Külliyesi Dieser Stiftungskomplex einer theologischen Hochschule im Westen der Stadt besteht aus Medrese und Kuppelmoschee. Die Anlage stammt von den Akkoyun Ogullari aus dem 15. Jahrhundert. An der Hauptachse der Stadt liegt die Latifiye-Moschee von 1371 mit sehr schönem Portal und einem später angefügten Minarett (1845).
Mardin Kalesi Über der Stadt erhebt sich in der Nachbarschaft einer Radarstation der USA (Betreten teilweise nicht gestattet) auf hohem Felsen die Burg von Mardin, Telhan Kalesi, an der sich viele Eroberer vergeblich versuchten. Zu ihr führt ein steiler Weg von der Sultan Isa Medresesi hinauf. Die Anlage geht auf die Römerzeit zurück, wurde bis ins 15 Jh. erweitert, so dass im Bedrohungsfall die gesamte Bevölkerung der Stadt dort Unterschlupf finden konnte. Das Eingangstor ist reliefiert mit zwei prächtigen Löwen.
Ulu Camii Die große Moschee im Zentrum der Stadt wurde im 11. Jh. von den Ortokiden erbaut, aber bereits 1176 durch einen Neubau ersetzt. Der auch heute noch ansehnliche Bau erlitt 1832 bei einem Aufstand starke Beschädigungen (partiell restauriert). Unter einer prismenförmigen Steinkuppel verbirgt sich ein durch Säulen dreigeteilter Betsaal. Von der Uranlage stammten lediglich noch die drei einfach gehaltenen Eingangstore.
Midyat Die um 3000 v. Chr. enstandene Stadt Midyat ist ca. 1, 5 Std. von Mardin entfernt und befindet sich wie auch Mardin in einer der ältesten Regionen der Welt, im oberen Mesopotamien. Die der Architektur Mardins ähnelnde Bauweise der handgefertigten Steinhäuser, mysteriöse Klöster, alte Moscheen, geheimnissvolle Innenhöfe, enge und verwinkelte Gassen haben immer noch die Atmosphäre einer antiken Stadt bewahrt. Man spürt in jedem Schritt durch die Stadt, wie verschiedene Kulturen und Religionen tausende von Jahren hier zusammengelebt haben.
Hasankeyf Hasankeyf gilt als einer der ältesten Siedlungen des antiken Zeitalters und war als Hauptstadt der Artuklular bekannt. Der Ort befand sich auch in der Herrschaft von Römern, Byzantinern, Sasaniern und Arabern und spielte eine bedeutende Rolle bei der Ausbreitung des Christentums. Tausende in Felsen gehauene Häuser, Läden und Kirchen, die Überreste der grossartgen antiken Brücke, antike Tore und Minarette, das einzigartige Mausoleum des Zeynel Abidin Bey oder das Artuklu Akropol sind nur einige Beispile, die den Ort faszinierend machen. Ausserdem sollten unbedingt folgende Sehenswürdigkeiten besucht werden: Zinciriye Medresesi (1385), Latifiye und Sehidiye Moscheen (1371), Deyrülzafaran Seyh Zirrar Moschee (13. Jhd.), Kasimiye Medresesi, Kirklar Kirche (569), Mar Mihail Kirche (186) und die antike Stätte von Dara.