Türkei: Viele Haushalte sitzen in der Schuldenfalle

Faktisch stehen viel Haushalte und Kleingewerbetreibende in der Türkei vor der Insolvenz. Mert Yildiz, Ökonom bei Renaissance Capital, ist der Überzeugung, dass es aktuell zu keiner akuten Pleitewelle kommt, weil die Kreditzinsen derzeit noch niedrig sind. Ein Anstieg der Kreditzinsen würde zu massenhaften Zahlungsausfällen bei Banken und Handelsunternehmen führen, ist sich Yildiz sicher.

Schuld an der Situation sind niedrige Einkommen gekoppelt mit hohen Schulden. Die niedrigen Zinssätze haben in den letzten Jahren zu einem regelrechten Kreditboom bei einkommensschwachen Türken geführt. Über 50 Prozent der Kredite werden in der Türkei an Menschen vergeben, deren monatliches Einkommen 875 Euro nicht übersteigt. Innerhalb der Schwellenländer haben türkische Banken die meisten Kredite laufen und haben damit die Verschuldung in der Bevölkerung vervielfacht.

Die dauerhaft niedrigen Zinsen führen in der Wirtschaft zu einem Anstieg der Inflation. Im Januar 2012 betrug die Inflationsrate 10,6% und erreichte damit den höchsten Stand seit 3 Jahren. Yildiz vermutet, dass die AKP-Regierung unter Erdogan Vorkehrungen treffen wird, damit die Zinsen nicht ansteigen.