Vaybee!
  |   Mitglied werden   |   Hilfe   |   Login
 
Sie sind hier: Startseite > Vaybee! Forum > Wissenschaften & Weltansichten


Hilfe Kalender Heutige Beiträge

Antwort
 
Themen-Optionen Thema durchsuchen
  #1  
Alt 03.12.2009, 14:09
Benutzerbild von Eflatun76
Eflatun76 Eflatun76 ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 31.10.2009
Beiträge: 6
Standard Geschichtsphilosophie: Oswald Spengler

Oswald Spengler - Der Untergang des Abendlandes

Sein Thema waren Hochkulturen. Er schrieb ihnen wie Lebewesen "Lebenszyklen" zu.

Der Krieg war verloren, die Wirtschaftslage desolat, und gerade hatte der Kaiser abgedankt. Alles in allem war 1918 der perfekte Moment für das Erscheinen eines Buches mit dem düsteren Titel "Der Untergang des Abendlandes".

Der Autor Oswald Spengler (1880–1936), ein schrulliger ehemaliger Gymnasiallehrer, war damals völlig unbekannt. 1911 hatte er in Hamburg den Dienst quittiert und war nach München-Schwabing gezogen, wo er sein Glück als Privatmann suchte. Spengler bewunderte Goethe und träumte davon, weltbewegende Romane und Theaterstücke zu schreiben. Doch dann brach eine gefährliche Krise an der marokkanischen Küste aus: eine Kraftprobe zwischen Deutschland, Frankreich und England. Es ging um die Macht in Afrika. Spengler sah Parallelen zwischen dieser Krise und den Kriegen in der antiken Welt sowie verschiedenen Konflikten vergangener Hochkulturen.

Hochkulturen wurden zu seinem Thema. Spengler kam zu der Überzeugung: Eine Hochkultur ist wie ein Lebewesen, sie wird geboren, wächst heran, reift und stirbt schließlich ab. "Frühling", "Sommer", "Herbst" und "Winter" nannte er diesen Lebenszyklus.

Es habe, so meinte Spengler, im Lauf der Geschichte insgesamt acht Hochkulturen gegeben: die ägyptische, die babylonische, die indische, die chinesische, die griechisch-römische, die arabische, die mexikanische und die abendländische. Nur Letztere sei noch am Leben. Was ihr bevorstehe, könne man anhand des Schicksal der anderen voraussagen. Diese Botschaft veröffentlichte er in einem Gesamtwerk, das über 1200 Seiten umfasst.

In der Zeit der Weimarer Republik war Spenglers Bild von der Weltgeschichte das große Thema unter Historikern, Literaten und Intellektuellen. Denn Spengler unterschied zum Beispiel zwischen "Kultur" und "Zivilisation". Unter dem ersten Begriff verstand er die lebendige Kreativität einer aufstrebenden Hochkultur, der zweite sei das Gegenteil: die Erstarrung schöpferischer Energie, die dann eintrete, wenn eine Hochkultur in die Jahre komme. Dann nämlich verkläre man die Vergangenheit und unterdrücke die Kreativität der Gegenwart.

Darüber hinaus behauptete Spengler, dass Hochkulturen unterschiedlich "beseelt" seien. Die griechisch-römische Antike beschrieb er als "apollinisch", sie sei erfüllt mit Sinnlichkeit. Die arabische Kultur nannte er wegen ihres Mystizismus "magisch". Unsere westliche Kultur hingegen sei "faustisch", von Ehrgeiz und Intellekt getrieben.

Spenglers Provokationen beschäftigen Historiker bis heute und gewinnen wieder an Aktualität. Denn Spengler war der erste Geschichtsphilosoph, der verstanden hatte, dass Europa keineswegs der Mittelpunkt der Welt, sondern nur eine von vielen Kulturen [Zivilisationen] ist.

Quelle: P.M. Magazin, 08/2008
  #2  
Alt 03.12.2009, 15:50
mastermind
 
Beiträge: n/a
Standard

Arnold J. Toynbee vertritt in seinem Buch "Der Gang der Weltgeschichte: Aufstieg und Verfall der Kulturen", was leider nicht mehr zu kaufen ist, die These, dass die Zivilisationen nicht unbedingt die von Sprengler propagierten Zyklen oder Kreislauf von Aufstieg, Blüte und Verfall durchlaufen müssen. Dabei beschäftigte er sich mit Aufstieg und Fall von über 30 Zivilisationen.

Die Entwicklung von Zivilisationen verläuft nach Arnold J. Toynbee jeweils unterschiedlich, je nach ihren Fähigkeiten Antworten(responses) auf Herausforderungen (challenges) zu finden.
Demnach müssen Zivilisationen sich neu organisieren, um sich den Herausforderungen stellen zu können. Wenn sich die Zivilisationen effektiv und gut organisierten, dann entwickelten sie sich weiter. Wenn sie aber Wuchs, dann traf aber sie unweigerlich auf größere Herausforderungen, die wiederum zu Reorganisation führen musste.

Unter Wikipedia steht dazu:
Zitat:
Er vertritt die Auffassung: Je höher der Anreiz zur Entwicklung einer Kultur, desto höher deren spätere Entwicklungsstufe. Die Herausforderung könne aber auch zu stark sein und zu einer Überdehnung der Kräfte führen. Demnach entwickelten sich Kulturen, die vor zu einfache oder zu schwere Herausforderungen gestellt werden, überhaupt nicht oder fallen in Stagnation. Letzteres sei beispielsweise bei den Polynesiern und den Inuit der Fall, die sich der extremen Herausforderung gestellt hätten, die Wasserwüsten des Pazifik bzw. die Eiswüsten der Arktis zu besiedeln.

Andere Kulturen hätten dagegen eine Lösung für eine zu bewältigende Aufgabe gefunden - wie etwa die altägyptische Kultur auf die jährlich wiederkehrenden Überschwemmungen des Nillandes - und seien dadurch zu großer Blüte gelangt. Einige davon gehen laut Toynbee auch wieder unter, andere dagegen erleben eine Transformation in eine oder mehrere Tochterkulturen. So seien etwa die abendländische und die byzantinische Kultur aus der römisch-hellenistischen hervorgegangen. Wieder andere erwiesen sich als sehr langlebig - weil anpassungs- und wandlungsfähig - wie etwa die chinesische Kultur. Als entscheidende Triebkraft der Geschichte sieht Toynbee keine abstrakten Ideen oder Gesetzmäßigkeiten, sondern das Wirken konkreter Menschen.

Geändert von mastermind (03.12.2009 um 20:22 Uhr).
  #3  
Alt 06.12.2009, 02:47
Benutzerbild von derkahn
derkahn derkahn ist offline
Erfahrener Benutzer
 
Registriert seit: 06.05.2008
Beiträge: 1.056
Standard

Zitat:
Zitat von Eflatun76 Beitrag anzeigen
Oswald Spengler - Der Untergang des Abendlandes
Zitat:
Spenglers Provokationen beschäftigen Historiker bis heute und gewinnen wieder an Aktualität.
Historiker lachen hoffentlich bis Heute noch darueber denn die "Parallelitaeten" sind an den Haaren herbeigezoen.



Zitat:
Denn Spengler war der erste Geschichtsphilosoph, der verstanden hatte, dass Europa keineswegs der Mittelpunkt der Welt, sondern nur eine von vielen Kulturen [Zivilisationen] ist.
Er hat nicht Europa sondern Deutschland im Mittelpunkt gesehen


1000 Jahre pro Hochkultur sind fuer die Westliche abgelaufen (wenn ich mich recht erinnere war deren Startpunk Otto's Kaiserkroenung 936) Vielleicht muss man die "amerikanische Kultur" als Erbe der westlich europaeischen Kultur betrachten?
Antwort



Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge anzufügen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

vB Code ist An.
Smileys sind An.
[IMG] Code ist An.
HTML-Code ist Aus.
Gehe zu