Die Türkei ist ein zerrissenes Land. Die Diskrepanz zwischen den Regierungsbefürwortern und Regierungsgegner ist verdammt groß. Ich möchte kurz erklären, wieso ich zu diesem Schluss komme. Vor einigen Tagen ist eigentlich ein großer Telekulak-Skandal geplatzt, wo Richter und Staatsanwälte vom Staat telefonisch abgehört wurden und in einer westlichen Demokratie hätte dieses gewiss politische Konsequenzen mit sich gezogen. Aber in der Türkei bzw. in der türkischen Presse haben die Regierungsbefürwortern dieses Abhören zu beschönigen, zu rechtfertigen, zu bagatellisieren, zu verteidigen versucht oder als Ablenkungsmanöver, härtere Abhörgesetze als Ergenekon-Manöver etc. bezeichnet. Die Regierungsgegner bzw. die oppositionellen Zeitungen haben dieses Abhören als Kontrolle der Regierung über die Judikative, als Verletzung der Gewaltenteilung, als orwellsche Überwachungsstaat, interpretiert.

Demnach sehen die Einen Weiß und die Anderen wiederum Schwarz. Was für die Einen richtig erscheint, scheint für die Anderen falsch zu sein. Es gibt also keinen gemeinsamen Nenner.


Die EU wird nicht ein so zerrissenes Land wie die Türkei aufnehmen. Ganz objektiv betrachtet, ich würde diese Türkei auch nicht aufnehmen wollen.
In einem Buch (der Name ist mir jetzt entfallen) werden drei Voraussetzungen für die Aufnahme in die westliche Welt definiert:

1. Die politische und wirtschaftliche Elite des Landes müssen die Neudefinition der eigenen Identität hin zur westlichen Identität grundsätzlich unterstützen und aufrichtig begrüßen.
2. Die Öffentlichkeit muss bereit sein, diese Neudefinition ihrer Identität zumindest stillschweigend hinzunehmen.
3. Die dominierenden Elemente des Westens müssen bereit seit, den Konvertiten zu akzeptieren.

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