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Alt 29.03.2014, 10:34
Ask_Sehidi
 
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Standard Mahnendes Beispiel für alle Frauen

All die an Realitätsverzehrung leidenden Frauen, die die moderne, von Atatürk gegründetete Türkei gegen eine von der sunnitisch-hanefitischen Rechtschule a la Afghanistan (sind auch hanefiitsche Sunniten) geführtes Scharia-Land vorziehen würden, sollen bitte diesen Artikel als mahnendes und abschreckendes Bespiel lesen und daraus die richtigen lehren ziehen. Insallah!

Chefredakteurin in Saudi-Arabien: "Frauen müssen immer um Erlaubnis fragen" (Bitte zum lesen des Artikels den angebenene Link anklicken)


SPIEGEL ONLINE
"Saudi Gazette"-Chefredakteurin Somayya Jabarti: "Erlebe alles als Zumutung"
Somayya Jabarti ist die erste Chefredakteurin einer Tageszeitung in Saudi-Arabien. Für Menschen im Westen ist kaum vorstellbar, wie kompliziert manches für sie ist: das Land verlassen, reisen. Jeden Tag, erzählt sie, koche sie vor Wut.

Die Journalistin Somayya Jabarti, 44, leitet seit Februar als Chefredakteurin die englischsprachige saudi-arabische Zeitung "Saudi Gazette". Ihre Ernennung ist etwas Besonderes für Saudi-Arabien, denn Frauen haben in dem Land nicht annähernd die gleichen Rechte wie Männer.

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Mit SPIEGEL ONLINE sprach Jabarti über die Situation der Frauen in dem Golfstaat. Nach Deutschland kam sie auf Einladung von Novatec Consulting, einer deutschen Firma, die derzeit den Verlag der "Saudi Gazette" berät.
SPIEGEL ONLINE: Welche Probleme gibt es, wenn Sie, eine Frau, für Ihre Zeitung ins Ausland reisen wollen?

Jabarti: Frauen müssen immer eine Reiseerlaubnis haben - entweder eine ständige, die fünf Jahre gilt, so lange wie ihr Reisepass, oder sie müssen jedes Mal um Erlaubnis bitten, wenn sie reisen wollen. Das System wurde inzwischen elektronisiert. Die Erlaubnis wird über eine Webseite erteilt und erscheint direkt auf dem Bildschirm, wenn die Frau im Flughafen durch die Passkontrolle geht.

SPIEGEL ONLINE: Eine schriftliche Erlaubnis haben Sie nicht?

Jabarti: Nein, die Erlaubnis ist jetzt nur elektronisch. Früher war es ein Stück Papier, das an den Reisepass getackert war. Das war mir persönlich lieber. Ein Stück Papier hält man in den Händen. Technik ist manchmal unzuverlässig. Ich bin immer angespannt, bis ich problemlos durch die Passkontrolle gekommen bin. Erst dann atme ich tief durch.

SPIEGEL ONLINE: Gab es denn schon Fälle, wo etwas schief lief?

Jabarti: Es gab schon mehrere. Neulich habe ich von einer Geschäftsfrau gelesen, die ihren Flug verpasst hat. Ihr Vormund, ihr Vater, ein etwas älterer Herr, hatte vergessen, irgendetwas zu erledigen und dann stand sie da und kam nicht durch die Passkontrolle. Es gibt auch Situationen, wo der Vormund die Reiseerlaubnis als Druckmittel einsetzt. Es gab da den Fall einer über 50-Jährigen, die ihren Sohn um die Erlaubnis bitten musste, und er wollte sie ihr nur gegen Geld geben. Das ist demütigend.

SPIEGEL ONLINE: Moment, der eigene Sohn war der Vormund?

Jabarti: Ja, ein männlicher Vormund kann jeder sein, zu dem die Frau in einer solchen Verwandtschaftsbeziehung steht, dass sie ihn nicht heiraten kann - also ein Vater, ein Bruder, ein Sohn, ein Onkel. Oder eben der Ehemann, mit dem ist sie ja schon verheiratet.

SPIEGEL ONLINE: Ihr Vormund ist...?

Jabarti: ...mein Mann.

SPIEGEL ONLINE: Er hat Ihnen eine Erlaubnis für fünf Jahre erteilt?

Jabarti: Ja, ich gehöre zu den Glücklichen. Wenn ich ihm sage, wie sehr mich die Verhältnisse frustrieren, sagt er: Was beschwerst du dich denn, ich lasse dich doch reisen. Ich habe ihm geantwortet: Ja, und genau damit habe ich ein Problem, mit dem: du lässt mich. Diese Vorstellung ist demütigend.

SPIEGEL ONLINE: Wie hat Ihr Mann reagiert?

Jabarti: Er sagt: "Aber so sind die Gesetze." Inzwischen versteht er mich besser. Ich habe ihm gesagt: Versetze dich in meine Situation. Du kannst nicht reisen ohne meine Erlaubnis. Du kannst kein Konto für dein Kind eröffnen. Du kannst keinen Reisepass erneuern und wenn ich ihn für dich erneuere, dann kannst du ihn nicht einmal selbst abholen. Der Zustand, dass es keine rechtliche Existenz für eine Frau gibt ohne einen Mann, ist einfach nicht mehr praktikabel heutzutage.

SPIEGEL ONLINE: Fühlen Sie sich als Bürger zweiter Klasse?

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Jabarti: Wenn ich mich selbst so fühlen würde, würde das bedeuten: Alles, was um mich geschieht, ist normal. Aber ich behalte das Gefühl, dass ich ein Mensch bin mit vollen Rechten. Und das heißt, ich erlebe das alles als eine Zumutung. Innerlich brodele ich immer.
SPIEGEL ONLINE: Was bedeutet es für Ihre Arbeit, dass Sie eine Frau sind?

Jabarti: Im Privatsektor gibt es inzwischen mehrere Führungsfrauen. Dort denkt man sehr pragmatisch: Wer ist geeignet für den Job? Nicht: Welches Geschlecht hat die Person? Ich hatte noch nie ein Problem, dass etwa ein Interviewpartner nicht mit mir reden wollte, weil ich eine Frau bin. Das größte Problem ist der Transport. Man muss einen Fahrer haben oder ein Taxi nehmen. Es ist gut, dass immer häufiger Männer und Frauen zusammenarbeiten. Es ist lehrreich für beide Seiten. Und es ist notwendig, damit es zur Normalität wird.

SPIEGEL ONLINE: Was gibt Ihnen Ihre Stärke?

Jabarti: Hmm. Ich glaube, es ist die Sorge um meine Familie, die mich antreibt. Ich habe eine Tochter. Immer male ich mir Worst-Case-Szenarien aus. Was passiert, wenn mein Mann stirbt? Mein Vater würde mein Vormund und für meine Tochter wäre es ihr Onkel. Jedes Mal, wenn wir zusammen reisen wollten, müssten wir beide um Erlaubnis fragen. Ich als Elternteil hätte überhaupt kein Mitspracherecht über das Leben meiner Tochter - obwohl ich ihre Ernährerin bin.
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