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  #1891  
Alt 20.07.2004, 01:22
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can can ist offline
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Registriert seit: 06.05.2008
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Standard Da kommt der gute Kanake

Als Kind dachte ich, die Deutschen würden alles richtig machen. Ich war neun Jahre alt, als ich nach Deutschland kam. Alles war hier sauberer, bunter, vielfältiger, ordentlicher. Spielmöglichkeiten ohne Ende, Bäume in Mengen. Ich dachte, wenn ich erst die richtigen Freunde finden würde, könnte dieser Ort zum Paradies werden. Letzteres stellte sich nicht ein. Ich dachte, dass nach dem Erlernen der deutschen Sprache viele Probleme sich von selbst lösen würden. Ich überschlug mich, paukte, was das Zeug hielt, und je mehr ich lernte, je mehr ich verstand, desto länger erschien mir der Weg, den ich vor mir hatte. Ich hatte damals immer gedacht, dass ich es sein musste, mit der etwas nicht stimmte. Ich versuchte, alles zu so machen wie die anderen, und trotzdem war irgend etwas anders, und das schien die Leute zu stören. Irgendwann gab ich es auf, mich um ihre Nähe und Anwesenheit zu bemühen. Sie waren zu gut für mich. Das mussten sie sein, die Kinder einer, in meinen kindlichen Augen, perfekten Gesellschaft, die zur Recht eine naturgegebene Arroganz in die Wiege gelegt bekommen hatten. Die Jahre vergingen, und je mehr ich mich weiterentwickelte, desto kleiner wurden diese von mir so bewunderten Menschen.
Lange Zeit war ich sehr resignativ. Ich dachte „Was kannst du schon machen, wenn die am Drücker sind? Sie sind die Mehrheit, es ist ihre Land, sie haben die Macht. Wenn du Macht willst, musst du in dein eigenes Land.“ Jetzt denke ich anders drüber: Es gibt nicht „mein Land, dein Land.“ Wir leben hier lange genug, dass wir niemandem eine Rechenschaft über unseren Aufenthalt, unsere Lebensweise, unsere Erfolge oder Misserfolge schuldig sind.
Ich hatte so viel Zeit, die Deutschen zu beobachten. Eine Zeitlang habe ich mich sehr über die Unfreundlichkeit geärgert, mal über die Grobschlächtigkeit, mal über mangelndes Feingefühl, mal über die mangelnde Flexibilität. Aber als Beobachter vergeht der Ärger, die Wahrnehmung verschärft, und die ganze Situation stellt sich als Neuigkeit dar, obwohl sie vielleicht schon bekannt ist.
Das deutsche Leben findet in Gruppen statt, zu zweit, zu dritt, zu fünft, wie auch immer. Aber es steckt nicht an. Zähflüssig wie Teer, ich kann nicht drauf stehen, kann nicht durchschwimmen. Kann nur froh sein, wenn ich mein Steinchen finde, auf das ich mich stellen kann. Und ich frag mich, warum machen die Leute es sich so schwer? Sie lassen sich auch nicht anstecken vom Gehibbel. Sie meiden es wie die Pest. Ihre Gesellschaft lässt den Affenhaufen vermissen, dessen Unruhe in die Glieder der fährt und alles tot erscheinen lässt, was nur einen Moment steht. Ein Gehirnsturm löst sich, und von Gedankenregen durchnässt bewege ich mich. Aber hier klebt alles an der alltäglichen Regungslosigkeit.
Es gibt soviel Freiraum, und trotzdem quetschen sich alle nebeneinander in die Ecke. Man möchte fragen, „ kommt noch wer?“. Da kommt also der gute Kanake, stellt sich mitten rein, und während er sich fragt, warum die Leute so Spalier stehen, wird er im nächsten Moment auf seinen Platz verwiesen. Schließlich gehört jeder irgendwohin und der Kanake am besten ganz nah an die Abschlussrampe.
So wird hier ein- und aussortiert, und die Stücke, die zu klein, zu groß oder zu bunt sind, kommen an die Seite. Der Ausschuss formt sich aber langsam zu einem Mosaik zusammen, das die grauen, eine Maßeinheit mal eine Maßeinheit großen Stücke daneben ganz schön verblassen lässt. Und wenn sie sich noch so aneinander quetschen, sie haben doch keine Chance. Bald sind sie es, die grauen Steine, die durchfallen werden.
Dann gibt es noch die getürkten Deutschen, die Assimilfatmas, die so gern anders wären, als sie sind. Also, gar nicht anders von der deutschen Seite aus betrachtet. Diese Leute halten es für ein Kompliment, wenn sie mal nicht für einen Kanaken gehalten werden, denn sie schämen sich ihrer Herkunft und ihres Andersseins. Sie lassen sich stutzen für einen deutschen Handschlag und ein „du gehörst zu uns“ aus deutschem Munde.
Diese Leute verkaufen ihre türkische Seele für einen billigen Kneipenbesuch, legen ihre türkischbunte Kleidung ab für eine Schwarzweißpose auf einem Zeit-Magazin-Doppeltblatt und werden die Moorleichenfresse nicht los, weil sie keine türkische Schminke an den aus lauter Deutscheiferei schon ganz verbissenen Gesichtsausdruck kommen lassen. Diese Leute sind z.B. Modedesigner oder Künstler, die Farbe für Kitsch halten, und ihre Geist ist genauso kalkweiß wie die Farbe ihrer Wände. Um zu schlichter Schönheit zu gelangen, übertreffen sie sich im Zuschaustellen nichtsagender Einfalt. Sie blicken mit kalten, ermüdeten Augen, sind abgebrannt, weil sie ein ganzes Leben ein Widerstand ihrer selbst waren, sich dem Verneinen ihres Wesens widmeten, und die baldige Persönlichkeitskrise, dessen Ausweg sie sich verbarrikadiert haben, steht ihnen auf der Stirn gemeißelt. Aber sie sehen es nicht, weil sie es schon längst aufgegeben haben, in den Spiegel zu schauen, aus lauter Sorge darum, doch noch ein türkisches Gesicht darin zu erblicken. Überhaupt spricht nur Angst aus diesen Menschen, auch wenn sie sich in Siegerpose aufbäumen. Angst, gehänselt und ausgelacht zu werden, Angst, nicht mitmachen zu dürfen, Angst, nicht teilhaben zu können, Angst, zurückzubleiben, Angst, unverstanden zu bleiben, Angst vor Schlägen und vorm Versagen. Sie sind die schwächsten in der Gruppe. Sie wissen sich nur durch Anpassung zu helfen, wählen das Einfachere, reißen alle Wege und Brücken ab und beschweren sich dann auch noch darüber, dass ihre Familie keinen Zugang zu ihnen findet.
Da bau ich mir also lieber mein eigenes Zelt und muss nicht unter den Trümmern begraben werden, wenn das alte Haus Deutschland zusammenbricht, das sich die deutschen Volksvertreter seit Jahrzehnten zu restaurieren weigern. In diesem Haus steht kein Rechner, auf dem ein türkische Schriftsatz installiert ist. Griechisch, tschechisch, kyrillisch, was weiß ich noch alles. Aber alle unsere türkischstämmigen Mitbürger, über zwei Millionen an der Zahl, müssen es ertragen, wie sich die deutsche Schreibmaschinerie und Zunge gegen ihren Namen wehrt. Einige Eltern wissen sich dadurch zu helfen, dass sie ihren Sprösslingen neutrale Namen geben wie Jasmin, Deniz, Suzan oder Manolya, Manuela „auf deutsch“. Eine Seite minderqualitativer Türkischunterricht in diesem oder jenem Magazin verhilft vielleicht zu einem belustigten Lächeln, aber es ist schlauen Köpfen bekannt, dass, wer künftig mitmachen will in Deutschland, weder ohne türkischen Schriftsatz noch ohne Türken auskommen wird.
Ja, die Türken kommen. Aber nicht mehr vom Süden, wie damals vor Wien. Auch nicht von vorne in Züge gepfercht. Sie fallen nicht von Himmel und wachsen nicht wie die Pilze. Sie waren schon seit langem da, als man sich von ihnen abwendete, die Nase rümpfte und es kaum abwarten konnte, sie wieder zurückzuschicken, um sonntags die Straßen wieder türkenfrei zu bekommen. Den Abschiebegegnern fiel ein Spruch ein, dem keine Tränendrüse widerstehen konnte: „Wir holten Gastarbeiter und es kamen Menschen.“ Jetzt ist Schicht mit Tränendrüse. Der Spruch ist längst umgeschrieben. Was sie sich da ins Land holten, werden sie früh genug herausbekommen. Ja, die Bastarde kommen, aber nicht mit Döner, Exportladenkitsch, Multikultigetrampel tränenreicher „In der Fremde“- Literatur und schlechten Rap, goldbehangen im Sultanschick und anatolische Lieder lallend, wie‘s der Deutsche gern hätte, wenn überhaupt, sondern mit Qualität, erlernter preußischer Disziplin, angeborenem Feuer unterm Arsch, mitgebrachtem Kulturkoffer, nicht loszuwerdende Sentimentalität und erworbener Widerstandsfähigkeit, denn was nicht tötet, härtet angeblich ab, und es hat uns nicht umgebracht. Hat Jemand Angst bekommen? Aber nicht doch. Wer auf unserer Seite steht, braucht keine Angst zu haben.
  #1892  
Alt 20.07.2004, 17:32
Benutzerbild von abizettin
abizettin abizettin ist offline
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Registriert seit: 06.05.2008
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Standard Wir haben von Deutschen noch vieles

zu lernen..zB: Es nicht vergessen,auf die Quelle des Beitrages hinzuweisen:-))))))
  #1893  
Alt 26.07.2004, 09:40
Benutzerbild von haydut007
haydut007 haydut007 ist offline
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Beiträge: 0
Standard finger weg :)) hehe o.T.

ohne Text
  #1894  
Alt 27.07.2004, 12:38
Benutzerbild von aldifreak
aldifreak aldifreak ist offline
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Beiträge: 0
Standard und auch..

beiträge komplett durchzulesen..wobei ich bei dem text hier 0 bock hab
  #1895  
Alt 29.07.2004, 21:17
Benutzerbild von xcicikizx82
xcicikizx82 xcicikizx82 ist offline
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Registriert seit: 06.05.2008
Beiträge: 0
Standard das denke ich nicht

zi viel des guten schadet wie man weiß
az ve öz
mehr brauchen wir nicht lernen denke ich..................sonst wären wir ja eingedeutscht....das wollen doch die wenigsten
  #1896  
Alt 04.08.2004, 20:38
Benutzerbild von kardelen312
kardelen312 kardelen312 ist offline
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Beiträge: 0
Standard Wer grenzt eigentlich wen aus?

In diesem Artikel (Quellenangabe würde auch mich freuen) wird ziemlich widersprüchliches deutlich. Erst werden die Deutschen angeblafft, weil sie die Türken nicht integrierten (was ein trauriger Fakt ist, das will ich nicht leugnen). Aber gleichzeitig wird ziemlich hämisch über die Deutschen und alle die sich anpassen wollen berichtet. Warum soll ich jemand integrieren, der mich verachtet? Und ich fühle mich mehr und mehr verachtet und ausgegrenzt von Türken. Bis hin zu meinem Gästebuch, weil ich es "wage", hier als Deutsche mitzumischen. Ich habe das Gefühl, die Türken in Deutschland machen ihre Grenzen vor uns zu. Geheiratet wird unter sich. Spaß mit deutschen Frauen ja, ernsthafte Ehe nein. Solche persönlichen Erfahrungen färben sich über kurz oder lang auch auf die politische Meinung ab. Viele Westeuropäer zweifeln ernsthaft daran, daß die Türkei ein ernsthafter EU-Partner mit allen Rechten UND Pflichten werden möchte. Hut ab vor Präsident Erdogan, der versucht, archaische Gesetze wie die milde Strafe für Ehrenmorde aus der Verfassung zu eliminieren. Nur ändert er daran nichts an der Meinung der Bevölkerung und es wird sich nicht viel an der Haltung der Bürger ändern...
  #1897  
Alt 12.08.2004, 12:07
Benutzerbild von secrets
secrets secrets ist offline
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Beiträge: 0
Standard Bin ganz deiner Meinung ... o.T.

ohne Text
  #1898  
Alt 08.09.2004, 08:58
unknown
 
Beiträge: n/a
Standard Voltaire:

"Die Türken verwalten 20 Nationen verschiedenen Glaubens in Frieden... Türken haben den Christen gelehrt im Krieg humanitär und beim Sieg mild zu sein..."

<a href="redirect.jsp?url=http://www.ermenisorunu.gen.tr/deutsch/antworten/ant13.html
" target="_blank">http://www.ermenisorunu.gen.tr/deutsch/antworten/ant13.html
</a>
  #1899  
Alt 08.09.2004, 12:08
unknown
 
Beiträge: n/a
Standard WAS HABEN TÜRKEN AN SICH

was haben türken an sich frag ich mich?im bundestag heute wurde über unseren eu beitritt gestritten.über kein anderes land wird so gelabert wie über uns.was müssen wir für ein hecht land sein.ausserdem wer will überhaupt in die scheiss eu.geht doch auch so.anneme diyorumki:bokunu yesinler bunlar türklerin.


haklimiyim millet
  #1900  
Alt 10.09.2004, 22:17
ellen
 
Beiträge: n/a
Standard Vorurteile

Ich bin ebenfalls Deutsche und habe nicht das Gefühl, von Türken ausgegrenzt zu werden. Im Gegenteil, mir sind eigentlich fast nur Türken begegnet, die sich so darüber gefreut haben, daß ich Türkisch spreche und mich für ihre Kultur interessiere, daß ich mich vor Einladungen zum `Teechen-Trinken` kaum noch retten konnte. Wenn man natürlich meint, "die Türken" wollen mit "den Deutschen" nur Spaß haben und sind fürs heiraten nicht gut genug, kann ich verstehen, dass man ausgegrenzt wird. Denn das ist eigentlich der Typ Vorurteil, den nur Leute haben sollten, die sich mit Türken nur durch Berichte in der Bildzeitung beschäftigt haben.
Auch verstehe ich nicht so ganz den Zusammenhang zwischen einem evtl. EU Beitritt der Türkei und persönlichen Beziehungen zwischen Türken und Deutschen. Ob ein Beitritt erfolgt oder nicht, wird letztenendes durch die Politik entschieden, wobei wirtschaftliche und politische Aspekte sicherlich ausschlaggebend sein werden.
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