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Alt 19.11.2014, 02:01
Benutzerbild von sorry
sorry sorry ist offline
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Beiträge: 222
Beitrag Wie man Kriege salonfähig macht von Jürgen Todenhöfer

n Deutschland arbeitet eine von Bundespräsident Joachim Gauck geführte Koalition daran, bewaffnete Einsätze der Bundeswehr im Ausland zu enttabuisieren. Krieg wird dabei als Einsatz für Menschenrechte verbrämt. Von Jürgen Todenhöfer
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Die meisten Kriegsbefürworter dieser Tage haben Krieg noch nie am eigenen Leib erlebt. Sie würden sich auch nicht freiwillig für Fronteinsätze melden. Sie singen ihre Kriegslieder lieber in der warmen Stube weit ab vom Schuss.

Aber sie halten sich für richtige Kerle – anders als jene, die für Frieden eintreten. Krieg hat Sexappeal, Frieden nicht. 1960 im Algerienkrieg habe ich erstmals ein Kriegskrankenhaus besucht. Dann immer wieder. Ich habe Soldaten, Frauen und Kinder dahinsiechen sehen. Und nie verstanden, dass Politiker und Dichter im Krieg etwas Patriotisches, Heroisches sahen. Krieg war, wo immer ich ihn erlebte, nichts anderes als Schädeleinschlagen, Töten von Unschuldigen, von Kindern. Das sollte heroisch sein?

Wenn alle Menschen gleich sind, warum ist man dann ein Mörder, wenn man in Deutschland einen Menschen tötet, aber ein Held, wenn man in Afghanistan einen Afghanen erschießt? Wie kann man in unserem Land gegen die Todesstrafe sein, in Afrika oder im Mittleren Osten aber die Todesstrafe Krieg befürworten? Ich habe darauf nie eine rationale Antwort erhalten. Den Krieg umgibt ein Mythos, dem man mit Argumenten kaum beikommen kann.

Kriege werden erst aufhören, wenn die, die sie beschließen, nicht mehr mit stolzgeschwellter Brust herumlaufen, sondern beschämt ihr Haupt senken. Wenn Krieg geächtet ist. So wie Kinderschänderei, Rassismus, Sklaverei. Krieg fängt in den Köpfen an. Dort muss man ihn besiegen. Nach dem Zweiten Weltkrieg war die Schändlichkeit des Krieges jedem bewusst. Niemand war stolz darauf, dass junge Menschen als Krüppel nach Hause kamen.
Jürgen Todenhöfer
Jürgen Todenhöfer
Foto: dpa

Dass wir Millionen Menschen ermordet hatten. „Nie wieder Krieg“, sagten damals fast alle Deutschen. Doch die Erinnerung an die Grauen des Krieges ist verblasst. Kriegsbefürworter erheben wieder das Haupt. Ihr Uralt-Argument lautet, das Böse müsse nun einmal bekämpft werden. Wobei wir stets das Gute verkörpern.
Zur Person

Jürgen Todenhöfer ist Publizist. In den 70er und 80er Jahren war er entwicklungs- und rüstungskontrollpolitischer Sprecher der CDU/CSU- Bundestagsfraktion, danach über 20 Jahre Manager in einem großen deutschen Medienkonzern. Sein Buch „Du sollst nicht töten“ war Spiegel- Bestseller.

Erstaunlichster Fürsprecher des Krieges ist seit einiger Zeit das deutsche Staatsoberhaupt. Unterstützt von einer wachsenden Zahl einflussreicher Edelfedern. Unverdrossen arbeitet er an der Enttabuisierung des Krieges. „Weil wir jetzt eine Demokratie und ein Rechtsstaat sind, der an der Seite der Unterdrückten steht und für die Menschenrechte kämpft.“ Deshalb, mahnt er, sollten wir unsere „früher gut begründete Zurückhaltung aufgeben“. Im Kampf für Menschenrechte oder gegen Despoten sei es „manchmal erforderlich, zu den Waffen zu greifen“. Erstaunlich ist, dass Gauck und seine Gefolgschaft das ausgerechnet in einer Zeit sagen, in der das Feuer des Krieges auf der ganzen
Welt lodert. Und die Frage immer drängender wird, wie wir diese Brände unter Kontrolle halten können. Es brennt in der Ukraine, in Syrien, im Irak, in Libyen, Somalia, Mali, Afghanistan und Pakistan. Und vor kurzem noch in Gaza. Gauck und seine Freunde hält das nicht auf. Zumindest bei militärischen Interventionen gegen deutlich schwächere Staaten würden sie gerne mitmischen.

Nach Gaucks Thesen hätte Deutschland zwingend an George W. Bushs Irakkrieg und an der Nato-Intervention in Libyen teilnehmen müssen. Beide Kriege richteten sich gegen grauenvolle Despoten und Menschenrechtsverletzer und erfüllten damit genau seine Kriterien. Wie gut, dass Schröder und Merkel uns aus ihnen herausgehalten haben.

Da Krieg immer auch Unschuldige, immer auch Kinder tötet, kann er aus meiner Sicht nur unter vier Bedingungen legitim sein:

1. Im Verteidigungsfall, wenn Deutschland militärisch angegriffen wird.

2. Wenn alle Verhandlungsmöglichkeiten ausgeschöpft sind.

3. Wenn wegen der riesigen Gefahren auch die Tötung Unschuldiger hingenommen werden muss!

4. Wenn alle Politiker, die für den Krieg stimmen, wegen der apokalyptischen Gefahren bereit sind, an vorderster Front mitzukämpfen oder ihre Kinder zu schicken.

Schon diese Bedingung würde Kriege unwahrscheinlich machen. Welcher Politiker ist schon bereit, sich oder seine Söhne und Töchter den gleichen Gefahren auszusetzen, denen er unsere Soldaten aussetzt? Krieg ist nach unserem Grundgesetz nur zur Verteidigung zulässig. Schon die Vorbereitung eines Angriffskriegs ist verfassungswidrig und strafbar.

Mindestens zehn Jahre Haft stehen darauf. Im Zweiplus-Vier-Vertrag von 1990 bekräftigten die Regierungen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik, „dass von deutschem Boden nur Frieden ausgehen wird“. Hat der Bundespräsident diesen Satz jemals gelesen? Selbst humanitäre Gründe, wie Menschenrechtsverletzungen oder die Verbrechen von Despoten, so widerwärtig sie sein mögen, berechtigen nicht zu Angriffskriegen. Auch „humanitäre“ Angriffskriege töten Frauen und Kinder.

Der Krieg gegen Saddam Hussein mit Hunderttausenden toten Zivilisten hat dies grauenvoll bestätigt. Es ist eine Vergewaltigung der Sprache, im Namen der Menschlichkeit Unschuldige zu töten. Es gibt keine humanitären Bomben und keine humanitären Kriege. Die Waffe, die nur Despoten und Menschenschinder tötet, ist noch nicht erfunden.

Humanitäre Gründe sind trotzdem zur Zeit der beliebteste Vorwand, um das Verbot von Angriffskriegen und der Einmischung in die inneren Angelegenheiten fremder Staaten zu umgehen. Doch dieser Trick wird vom geltenden Völkerrecht nicht gedeckt. Obwohl sich einige westliche Staaten und einige Völkerrechtler große Mühe geben, das Einmischungs-Verbot in ein Einmischungs-Gebot umzuwandeln – Schlagwort „responsibility to protect“.

Immanuel Kant würde sich bei dieser Argumentation im Grab
umdrehen. Einer der Leitsätze seiner Schrift „Zum Ewigen Frieden“ lautet: „Kein Staat soll sich gewalttätig in die Verfassung und Regierung eines anderen Staates einmischen. Für Kant war Frieden ohne die Einhaltung dieser Bedingung nicht vorstellbar. Helmut Schmidt denkt nicht anders. Außerdem geschehen „humanitäre Interventionen“ fast nirgendwo aus humanitären Gründen.

In Dutzenden von Staaten der Welt herrschen brutalste Diktatoren, kommt es täglich zu schrecklichen Menschenrechtsverletzungen. Die westliche Politik interessiert das selten. Sie interveniert nur dort, wo es um wichtige Rohstoffe geht oder strategische Interessen berührt sind. Die humanitären Gründe sind nur ein Feigenblatt ihrer Interessenpolitik.

Dort, wo tatsächlich Völkermord und ethnische Massenverbrechen drohen, sind die UN zuständig. Nicht aber die Nato, so gern einige westliche Politiker das sähen. Der frühere US-Verteidigungsminister Robert Gates hat in seinen Memoiren Bemerkenswertes zum Krieg gesagt. Er hatte immerhin von 2006 bis 2011 für Bush und Obama den Afghanistan-, den Irak- und den Libyenkrieg geführt. Gates schrieb, die US-Präsidenten
hätten in den vergangenen Dekaden „zu oft und zu schnell zu den Waffen gegriffen“. Für viele US-Verteidigungsexperten und Kongressmitglieder sei Krieg inzwischen „eine Art Videospiel oder Actionfilm“.

In Wirklichkeit sei Krieg jedoch „tragisch und ineffizient“. Es gab nie anständige Kriege. Die deutschen Wissenschaftler Sönke Neitzel und Harald Welzer haben in ihrem Bestseller „Soldaten“ die heimlich aufgenommenen Berichte von 13 000 deutschen Wehrmachtssoldaten in britischer und US-Gefangenschaft ausgewertet.

Das Fazit ist erschütternd. Im Krieg ist es vorbei mit der Rechtsstaatlichkeit. Ein Oberleutnant der deutschen Luftwaffe erzählte: „Es ist mir ein Bedürfnis geworden, Bomben zu werfen. Das prickelt einem außerordentlich, das ist ein feines Gefühl.“

Luftwaffen-Leutnant Pohl nannte es sein „Vorfrühstücksvergnügen“, feindliche Soldaten durch die Felder zu jagen und mit ein paar Kugeln im Kreuz liegen zu lassen. Selbst Hemingway brüstete sich als Kriegsreporter seiner Lust am Töten.

In einem Brief an seinen Verleger schilderte er, wie er in Paris einen gefangenen SS-Mann umgelegt habe. Der Kerl habe ihn belehren wollen, dass es völkerrechtswidrig sei, Kriegsgefangene umzubringen. „Du irrst Bruder“, habe er ihm gesagt. Dann habe er ihn dreimal in den Bauch und dreimal in den Schädel geschossen. „So dass ihm das Gehirn aus dem Mund kam. Oder aus der Nase.“

Allerdings rät uns auch das Ausland, mehr militärische Verantwortung in der Welt zu übernehmen. Vor allem im Kampf gegen den Terror. Doch wer ist dieses Ausland? Vor allem die USA, Großbritannien und Frankreich! Die jedoch sind bei ihren militärischen Abenteuern der letzten Jahrzehnte regelmäßig so krachend auf dem Bauch gelandet, dass sie kein Vorbild sein können.

Besonders mit ihren Anti-Terror-Kriegen. Die waren regelrechte Terrorzuchtprogramme. Die Zahl der Terroristen im Mittleren Osten ist nach dem Afghanistankrieg und dem Irakkrieg geradezu explosionsartig gestiegen. Wir sollten unsere Zurückhaltung gegenüber internationalen Militäreinsätzen daher beibehalten. Wir haben genug Krieg geführt.

http://www.ksta.de/politik/juergen-t...,28490736.html
  #2  
Alt 19.11.2014, 07:29
Pleasuree
 
Beiträge: n/a
Standard

Kehrt alle erstmal vor der eigenen tuer bevor
Ihr euch dran macht die welt zu retten...
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