Vaybee!
  |   Mitglied werden   |   Hilfe   |   Login
 
Sie sind hier: Startseite > Vaybee! Forum > Lifestyle


Hilfe Kalender Heutige Beiträge

Antwort
 
Themen-Optionen Thema durchsuchen
  #1  
Alt 14.07.2013, 08:32
Benutzerbild von benekalice
benekalice benekalice ist offline
Erfahrener Benutzer
 
Registriert seit: 06.05.2008
Beiträge: 1.595
Standard AKP-Sympathisanten, entweder organisiert oder spontan, zu Gewalt gegen die überwiegen

http://m.welt.de/article.do?id=politik/ausland/article118010912/Tuerkische-Schlaeger-terrorisieren-Demonstranten&emvAD=320x480&nbcol=0|unknown&nbcol= 0|unknown


Gezi-Park 36
Türkische Schläger terrorisieren Demonstranten

Seit Wochen demonstrieren Türken gegen die Bebauung eines Parks in Istanbul. Dabei werden sie immer wieder von Zivilisten brutal attackiert.
Foto: dpa
Immer öfter attackieren Männer in Zivil in der Türkei Demonstranten. Kürzlich prügelten sie einen 19-Jährigen zu Tode. Ob sie im Auftrag von Erdogan handeln, ist unklar. Von Boris Kálnoky

Ali Ismail Korkmaz wurde nur 19 Jahre alt. Als er am 2. Juni vor einem massiven Tränengasangriff der Polizei gegen eine Gezipark-Demonstration in der Stadt Eskisehir flüchtete, wurde er von einer Gruppe von Männern in Zivil mit Knüppeln angegriffen. Er erlag seinen Verletzungen nach langem Leiden am 10. Juli. Eine Mahnwache für ihn, die Jugendliche mit Kerzen im konservativen Istanbuler Stadtteil Fatih abhielten, wurde ebenfalls von mysteriösen Zivilisten mit Stöcken und Messern angegriffen.

Immer häufiger kommt es zu solchen Zwischenfällen, in denen bewaffnete Zivilisten gegen Anhänger der Protestbewegung vorgehen. Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan hat in zahlreichen Reden das Blut seiner Anhänger mit aufpeitschender Rhetorik gegen die Demonstranten zum Kochen gebracht.

Sie würden Frauen mit Kopftüchern attackieren, in Moscheen saufen, stehlen und zerstören, die türkische Fahne verbrennen und seien von Terrorgruppen und "dunklen Mächten" gelenkt. Kurz darauf kam es zu ersten Angriffen von AKP-Anhängern gegen Demonstranten, etwa in dem Istanbuler Stadtteil Kasimpasa, in dem Erdogan einst aufwuchs.

Polizisten in Zivil?

Insofern liegt die Sorge nahe, dass AKP-Sympathisanten, entweder organisiert oder spontan, zu Gewalt gegen die überwiegend friedlichen, aber von Erdogan als "Terroristen" geschilderten Protestierern greifen. Allein in den letzten Tagen kam es zu zwei Übergriffen von Männern mit Macheten, und einer zog gar eine Pistole. Läuft da eine Kampagne, um Andersdenkende zu terrorisieren, gegen die Polizeigewalt nicht ausreicht?

Eine genauere Betrachtung der Zwischenfälle ergibt ein gemischteres Bild. Die Männer, die Ali Korkmaz zu Tode prügelten, könnten laut einem Gerichtsgutachten der Videoaufnahmen "Polizisten in Zivil" oder AKP-Aktivisten sein.

Das würde auch zu einer oft beobachteten Polizeitaktik bei den Demonstrationen passen: Tränengas- oder Wasserwerferattacke, die Demonstranten fliehen, Männer in Zivil stürzen von der Seite herbei, um welche zu verhaften. Diese Männer sieht man oft schon vor den Polizeieinsätzen in geschlossenen Gruppen bei den Uniformierten stehen. Und es gibt im Fall Korkmaz einen seltsamen Umstand: Im Video einer Hotelkamera fehlen entscheidende Minuten. Die Polizei, der die CD übergeben worden war, sagt, der Hoteleigentümer habe die Kamera in der Zeit ausgeschaltet. Der aber bestreitet das. Manipuliert hier die Polizei Beweismittel, um ihre Leute zu schützen?

Ein anderer Angriff, von einem Mann mit einem großen Fleischmesser, der eine Frau in den Rücken tritt, scheint anders zu liegen. Offenbar handelt es sich um einen einheimischen Geschäftsmann, der bereits vor der Gezipark-Krise hoch verschuldet war. Sein Geschäft brach durch die ständigen Tränengaseinsätze der Polizei weiter ein, und in seiner Wut begann er, mit dem Fleischmesser herumzurennen. Sein Vater hat sich in seinem Namen entschuldigt und sagte, ohne die harten Polizeieinsätze wäre das alles nie passiert.

Mindestens vier Gleichgesinnte

Die Aufnahmen zeigen allerdings, dass er nicht allein agierte, sondern in einer Gruppe von mindestens vier Gleichgesinnten, die von der anrückenden Polizei (ebenfalls auf Demonstranten-Jagd) leicht beiseitegeschubst wurden, aber nicht sehr ernsthaft.

Auch wurde ihm das Messer nicht weggenommen. Möglicherweise sind dies Freunde oder Bekannte, die sich spontan zusammengetan haben – man weiß es nicht, weil über die anderen drei Männer keine Ermittlungen bekannt wurden.

Der Mann wurde später festgenommen und zunächst wieder freigelassen, weil keine Fluchtgefahr bestehe, und möglicherweise auch weil – laut türkischen Medienberichten – im Polizeibericht das Fleischmesser nicht erwähnt worden war. Als dann später ein neuer Haftbefehl ausgestellt wurde, wurde das in den Medien bekannt, und der Mann, bei dem "keine Fluchtgefahr" bestand, setzte sich nach Marokko ab. Er ist, so heißt es, mit einer Marokkanerin verheiratet.

Auch in Ankara sprang ein Mann mit einem langen Messer aus einem Auto und griff Demonstranten an. Auch bei diesem Angriff wurde niemand verletzt, sodass diese Angriffe eher in die recht traditionelle türkische Drohgebärdenkultur passen – Attacken mit Dönermesser, wenn Streit auf der Straße entsteht, sind überraschend häufig, und in den meisten Fällen ebenso überraschend folgenlos. Es ist nicht klar, wer dieser Mann war. Messerattacken hat es in Ankara aber auch früher gegeben, als junge Menschen zu einer Kuss-Demonstration zusammenfanden.

Mann zieht Pistole

In Istanbul zog bei einem der Gezipark-Proteste ein Mann im weißen Hemd eine Pistole und schoss mehrfach in die Luft. In den Videoaufnahmen ist zu sehen, dass es davor zu Streit zwischen Demonstranten und – möglicherweise – Ladeninhabern oder Ortsansässigen kommt.

Seit der Räumung des Gezi-Parks am 16. Juni treffen sich Demonstranten allabendlich in mehr als 30 Istanbuler Parks. Mehrere dieser "Foren" wurden zuweilen von Männern in Zivil mit Stöcken angegriffen. Bei einer dieser Aktionen sprachen Augenzeugen davon, dass der örtliche Muchtar, eine Art Nachbarschaftsvorsteher, zugegen war und den Angriff orchestrierte.

Insgesamt ist die Häufung von Angriffen durch Zivilisten besorgniserregend, wenngleich wohl nicht alle Fälle politisch motiviert oder von höherer Stelle organisiert sind. Andererseits, im Vergleich zu den blutigen Auseinandersetzungen zwischen Anhängern der gegnerischen politischen Lager in Ägypten geht es in der Türkei immer noch fast gesittet zu.
Antwort



Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge anzufügen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

vB Code ist An.
Smileys sind An.
[IMG] Code ist An.
HTML-Code ist Aus.
Gehe zu