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Alt 25.08.2004, 00:28
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konyalimodel konyalimodel ist offline
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Standard guck hier rein

Es gibt kein &gt&gtKurdisch&lt&lt, so wenig wie es ein &gt&gtSchweizerisch&lt&lt als Sprache gibt. Der Ausdruck &gt&gtKurdisch&lt&lt könnte in Paranthese etwa nur so verstanden werden wie &gt&gtEidgenössisch&lt&lt. Auch die deutsch-schweizerischen Jünger des Tell sprechen eben Deutsch, nicht Italienisch oder Französisch oder gar Romanisch als Muttersprache. Der Trick, der mit &gt&gtKurdisch&lt&lt angewandt wird, ist der, daß dem arglosen Beobachter der Politszene suggeriert wird, es gäbe nur diese eine, nationale Sprache &gt&gtKurdisch&lt< die Unterschiede, die augen- und ohrenfällig sind, werden als &gt&gtDialekt&lt&lt abgetan. Aber: Sind Englisch und Deutsch Dialekte des Germanischen oder selbständige Sprachen?

Es könnte einigermaßen irreführend sein, von den &gthauptsächlichen Dialekten des Kurdischen&lt zu reden. Erstens: Der einzige offensichtliche Grund, Sorani und Kurmandschi als &gtDialekte&lt einer und derselben Sprache zu bezeichnen, ist ihre gemeinsame Herkunft sowie die Tatsache, daß ihr Gebrauch den Sinn einer ethnischen Identität und Einheit der Kurden widerspiegelt. Aber vom sprachwissenschaftlichen oder zumindest grammatikalischen Blickpunkt aus sind sie nichtsdestoweniger, untereinander so verschieden wie Englisch und Deutsch, und es wäre anständiger, sie als &gtSprachen&lt zu bezeichnen.

Alle Versuche der Exilkurden, im Ausland eine kurdische, einheitliche &gt&gtNeusprache&lt&lt zu kreieren, sind gescheitert. Das nicht nur deswegen, weil die Kurden selbst dabei in ihrer überwältigenden Mehrheit nie mitziehen würden - schließlich ist die Muttersprache eines der kostbarsten Güter des Menschen überhaupt -, sondern auch deswegen, weil die Propagandisten kurdischer &gt&gtNeusprache&lt&lt so maßlos überziehen, daß selbst eifrige Parteigänger der &gt&gtSache Kurdistans&lt&lt kopfschüttelnd abtreten. Ein klassisches Beispiel dieses Überdrehens ist das in Ostanatolien in jeder Papier- oder Buchhandlung aufliegende &gt&gtFerheng&lt&lt (Wörterbuch) Türkisch-Kurdisch, in dessen Einleitung sich der Satz findet: &gt&gtDie Wörter unserer Sprache und deren Struktur haben sich mit der Natur derartig vermischt wie im menschlichen Körper Knochen und Fleisch. Ich habe keinen anderen Ausdruck gefunden, um meinen Stolz zu formulieren, als, kurz gesagt, den: &gtDie anderen haben ihre Sprachen selbst entwickelt. Aber Kurdisch hat Gott erschaffen.&lt Aber es ist gar nicht notwendig, so weit zu gehen ...&lt&lt 4 Selbstverständlich geht &gt&gtman&lt&lt weiter: Nach dem &gt&gtNachweis&lt&lt, daß es im &gt&gtKurdischen&lt&lt kein einziges türkisches Wort gäbe5, erfolgt zum Glück der Nachweis, daß es wenigstens andere Fremd- oder Lehnwörter im &gt&gtKurdischen&lt&lt gibt. So findet sich allein im Abkürzungsverzeichnis unter &gt&gtP&lt&lt von &gt&gtPASOK&lt&lt über &gt&gtPKK&lt&lt bis zum (Superlativ?) PKKK fast ein Dutzend Parteikürzel. Selbst die &gt&gtPSK&lt&lt ist dabei nicht die PSK, sondern die Partiya sosyalista Kurdistan. Ähnlich sah es nur im Duden der dreißiger Jahre unter &gt&gtNS&lt&lt aus.

In diesem Zusammenhang eine glaubhaft verbürgte Anekdote, die der angesehene Sprachwissenschaftler Dr. Ahmet Buran anläßlich eines Symposions über Folklore und Ethnographie an der Universität Elazhg zum besten gab. Er berichtete über eine frühere Begegnung mit Dr. Müjgan Cunbur, gleichfalls Spezialist für die Volkskunde des Euphratbeckens, der im Jahre 1952 an einem Orientalistik-Kongreß in Istanbul teilnahm. Während eines Ausflugs nach Ankara beklagte sich Herr Cunbur bei seinem Sitznachbarn, dem berühmten Wladimir Minorsky, über die Schwierigkeiten bezüglich seiner gerade in Arbeit befindlichen Herausgabe der Gedichte von Sultan Selim I. Wieweit dürfen diese Gedichte dem Sultan selbst zugeschrieben werden? Wer war da noch mit dabeivon den zeitgenössischen Dichtern? Es gehe um schwierigste Fragen des Stils und vor allem des Wortschatzes.

Darauf Wladimir Minorsky, launisch tröstend, und der Berichterstatter sagte dazu: &gt&gtIch erinnere mich ganz genau, weil das so wichtig war aus Minorskys Mund&lt&lt:

&gt&gtIch verbrachte für die Kurden ein ganzes Leben. Seit Jahren arbeite ich an diesen Sprachen. Aber es stellte sich dabei heraus, daß alle Wörter, die ich sammelte, entweder türkischen, persischen, arabischen, armenischen, assyrischen, russischen, griechischen und so weiter und so weiter Ursprungs waren.


Und glaubst du mir jetzt endlich?