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  #2631  
Alt 19.04.2007, 22:31
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henrymiller henrymiller ist offline
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Standard Glaubensfreiheit in der Türkei?

Es gab in den letzten Jahren, wie längst aus den Medien zu erfahren ist, unter anderem mit dem Erstarken der religiös-nationalistischen Bewegung, wie auch immer sie genannt werden, viele Gewalttaten mit zu beklagenden Todesfällen unter der religiösen „TÜRKISCHEN“ Minderheit. Wer weiß wie hoch die tatsächliche Dunkelziffer ist. Das die Sicherheit Andersgläubiger nicht gewährleistet ist, ist ein grob-fahrlässiges Versäumnis des Türkischen Staates, also der Regierung Erdogan, die auch deshalb letztlich die Schuld trifft.

Das Problem bei uns in der Türkei ist, das erst im Jahre 2000(?), als unser Land offiziell als EU-Beitrittskandidat anerkannt wurde, der Enthusiasmus einen neuen Schub bekam und mit dem längst notwendigen Wandel unser Land auch ein neues Gesicht: In Windeseile wurden z.B. die Todesstrafe abgeschafft, Menschenrechtsstatuten wurden zugelassen, den Kurden kulturelle Rechte zuerkannt, politische Gefangene freigelassen, Mann und Frau wurden nach Jahrzehnten – zumindest auf dem Papier - so gleich wie möglich gestellt und die Militärs vorsichtig(!) zurückgedrängt. Aber, obwohl unsere Verfassung Religions- und Kulturfreiheit vorsieht, die AKP-Regierung unter Erdogan (als islamische Partei nicht ohne Grund!), aber auch die Vorgängerregierung(en), hat auf eklatanter Weise versäumt die Ausübung der Religionsfreiheit zu klären und/oder auch diese in der Praxis zu gewähren! Im Gegenteil – ich behaupte als Christ, Jude, Buddhist oder sonstige religiöse Minderheit lebst Du in der Türkei wie in einem fast rechtsfreien Raum bzw. man wird immens reglemtiert und kontrolliert. (Und als geborener Moslem in der Türkei ist es gar unmöglich den Glauben zu wechseln! Möchte nicht wissen welchen Repressalien man ausgesetzt ist, wenn man das vorhätte. Wahrscheinlich gleicht es einer Inquisition. Toll - was für eine Freiheit!)

Man stelle sich nur mal vor was für ein Geschrei es bei den in der EU lebenden Moslems gebe, wenn es z. B. ein Moscheen Bauverbot gebe und/oder die Religionsausübung - in welcher Art auch immer - beschränkt wäre! Fakt ist, diese Glaubens-/Religionsfreiheit wie sie in Amerika, Europa, Australien etc. gewährt und praktiziert wird (wie dort damit umgegangen wird, ist eine andere Thematik und Problematik), diese Toleranz und Freiheit gibt es in der Türkei leider (noch) nicht! Ob wir es wahr haben wollen oder nicht!

Es wird Zeit, das wenigstens die jetzige türkische Generation und Gesellschaft anfängt nach- und umzudenken...

Sincerly

H.M.


Im Anhang meines postings ein paar Kommentare und links zu diesem Thema...



Christen in der Türkei

Im südosttürkischen Tur Abdin haben die Religionslehrer (Melfone) eine existentielle Aufgabe, denn sie gewährleisten die christlich-religiöse Ausbildung der Kinder türkischer Christen assyrischer Volkszugehörigkeit. In diesem Gebiet der heutigen Türkei lebten noch vor 50 Jahren schätzungsweise 200.000 Christen.
Anziehungspunkt für Touristen sind dort die mehr als 1600 Jahre alten Klöster mit einer bedeutenden frühchristlichen Geschichte wie z.B. das Kloster Mar Gabriel mit seinen Mosaiken und Kunstschätzen. Von den in dem einst geschlossen zu nennenden Siedlungsgebiet lebenden syrisch-orthodoxen Christen sind nur noch etwa 2.000 übrig geblieben. In der Folge des Bürgerkrieges zwischen kurdischen Guerillatruppen und türkischem Militär, Paramilitärs und durch Hisbollah-Gruppen sind viele Christen umgekommen oder sind vor der Gewalt ins Ausland, z.B. nach Deutschland, geflohen. Zwar gibt es in der Zwischenzeit Rückkehrinitiativen, aber Sicherheit, dass sie dauerhaft bleiben können, gibt es nicht.

Rechtliche Benachteiligung

Seit 1923 regelt das Lausanner Abkommen für die damals neu entstehende Türkische Republik die Rechte der in der Türkei lebenden nichtmuslimischen Minderheiten. Es schützt aber nicht alle Minderheiten: Die assyrische Minderheit, deren Angehörige sich überwiegend zum syrisch-orthodoxen Glauben bekennen, werden nicht geschützt, wie übrigens auch Katholiken und Protestanten keinen gesicherten Rechtsstatus haben. Die Schutz- und Rechtsbestimmungen des Lausanner Vertrages werden restriktiv nur auf armenisch-orthodoxe, griechisch-orthodoxe Christen und Juden angewandt. Andere Christen haben kein Recht auf die Errichtung von Schulen und sozialen Einrichtungen. Bereits seit Gründung der Republik 1923 haben die Behörden den Neubau und die Renovierung von Kirchen praktisch unmöglich gemacht oder verhindert, die seit 1970 geschlossenen theologischen Seminare dürfen nicht wiedereröffnet werden. Der an Armeniern und assyrischen Christen verübte Völkermord während des I. Weltkrieges - also vor der Gründung der heutigen Türkei - wird bis heute geleugnet, abweichende Meinungen können mit schweren Strafen geahndet werden.

Enteignungen

Unter Berufung auf ein Stiftungsgesetz von 1935 kommt es jetzt - ganz aktuell - in der Türkei zu Enteignungen von Grundeigentum und Immobilien von christlichen Gemeinden und zum Verbot, neues Eigentum zu erwerben. In Deutschland dagegen können türkische Muslime selbstverständlich Eigentum erwerben, um in ihnen Gebetshäuser und Moscheen zu errichten. Pikant ist an diesem Vergleich, daß in nicht mehr seltenen Fällen das Eigentum in angemessener Zeit einem Moscheeverein übertragen wird, der sich dem türkischen Diyanet - dem Ministerium für islamische Angelegenheiten - unterstellt. Ob dadurch in der Zukunft über flächendeckende Moscheevereine staatlicher türkischer Einfluß auf die deutsche Innen- und Gesellschaftspolitik genommen werden kann, sollte sehr genau beobachtet werden.

Religionsunterricht

Im Oktober 1997 verbot der Gouverneur von Mardin den Klöstern Zafaran und Mar Gabriel, in Zukunft Gäste aus dem Ausland aufzunehmen sowie Religionsunterricht und muttersprachlichen Unterricht zu erteilen. Erst nach internationalen Protesten wurde das Verbot der Beherbergung fremder Gäste wieder aufgehoben. Das Verbot, in der aramäischen Kirchensprache zu unterrichten, besteht indes weiterhin. Damit soll die Tradition der Riten und religiösen Gebräuche unterbrochen werden, eine schwere Verletzung des Rechtes auf Religionsfreiheit.

Christliche Religionslehrer leisten mit dem Zusatzunterricht, der in Kirchenschulen abgehalten wird, einen entscheidenden Beitrag für den Erhalt der christlichen Minderheit für die Religionsfreiheit im Tur Abdin. Sie tun diese Arbeit gerne, doch sie können es nur, wenn ihr Lebensunterhalt finanziert ist.
"Vom guten Willen der Spender ist abhängig, ob den Lehrern ein Gehalt gezahlt werden kann. Die Kirchenschulen werden nicht vom Staat anerkannt, darum erhalten sie keine Unterstützung von der Regierung. Unsere Lehrer nehmen sehr wichtige Aufgaben wahr, und es ist unentbehrlich, daß sie ihre Arbeit fortsetzen. Ohne ein Programm wie den Lehrerfonds sind unsere Kinder in der religiösen Erziehung benachteiligt, denn sie werden von anderen Lehrern keine Unterstützung erhalten." (Timotheos Samuel Aktas, Erzbischof vom Tur Abdin, 27.2.2002)

Quelle:

<a href="redirect.jsp?url=http://www.igfm.de/index.php?id=120" target="_blank">http://www.igfm.de/index.php?id=120</a>
  #2632  
Alt 19.04.2007, 22:32
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Standard Stimmt

die Mehrheit der Türken ist entsetzt, aber die Mehrheit hat es doch dafür gesorgt, dass solche Minderheiten sterben.

Ich hatte wo anders schonmal geschrieben:
Wenn Minderheiten von der Mehrheit immer verdrängt wird, dann entstehen solche Konflikte.

Wir türken sind hier in Deutschland auch eine Minderheit, aber wir werden nicht unbedingt so gedrängt, ansonsten würde der Anteil der Ausländer in deutschland nicht auf 10% wachsen.

Ist es denn ein Zufall, dass es in der Türkei immer weniger Armenier vorhanden sind, ist denn ein Zufall, dass es kaum Christen in der Türkei gibt?
Die Mehrheit hat doch dafür gesorgt, dass es immer weniger Minderheiten gibt und irgendwann
merken die radikalen Türken, dass diese von der Gesellschaft unterstützt wurde. Die Täter wissen, dass die Minderheiten nicht willkommen sind, die wissen es. Nur so können rassisten sich falten.

Das heisst, es von der Gesellschaft eine negative Stimmung herrscht, dann kommen die Radikalen aus den Häusern raus.

So ist nun mal, wer das nicht begreift, dann weiss ich es auch nicht.
  #2633  
Alt 19.04.2007, 22:40
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Standard endlich

einer der begreift und kritisch das eigen Volk betrachtet und damit in die Zukunft schauen. Wer seine eigene Fehler nicht erkennt, der wird niemals im Leben weiterkommen. Wer das Dreck zu Hause unter dem Teppich kehrt, der wird irgendwann krank.

Und so ist mit eine Geselleschaft, es ist jetzt nicht unbedingt die Türkei gemeint.

Grüsse
  #2634  
Alt 19.04.2007, 22:40
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Standard Die Türkei und die Religionsfreiheit

Religionsfreiheit in der
T ü r k e i

missio Aachen legte im September 2004 eine Studie vor: Religionsfreiheit fraglich — ist die Türkei wirklich reif für einen Beitritt in die demokratische EU?

Die grundlegenden Probleme der institutionellen Religionsfreiheit in der Türkei sind nicht gelöst. Solange dieses grundlegende Menschenrecht nicht ohne Wenn und Aber in der Türkei möglich ist, ist ein positiver Entscheid über die Aufnahme der Türkei in die EU eigentlich nicht möglich.

Dies ist das Ergebnis einer Studie des katholischen Hilfswerks missio in Aachen, die die aktuelle Situation nicht muslimischer Religionsgemeinschaften in der Türkei untersuchte.

Freiheit der Religion muß auch in der Türkei vollständig garantiert sein

Die Freiheit der Religion, so hielt im Jahre 2001 die Beitrittsgemeinschaft fest, gehöre zu den politischen Voraussetzungen eines EU-Beitritts für alle Kandidaten, also auch die Türkei. Sie müsse vollständig garantiert sein, bevor an eine EU-Mitgliedschaft zu denken sei. Davon aber, stellt Dr. Otmar Oehring, Leiter der missio Fachstelle Menschenrechte und Verfasser der Studie, fest, sei die Türkei noch weit entfernt. Die nicht immer auf den ersten Blick erkennbaren Einschränkungen begännen bereits bei der Sprache. So dürften zwar seit einiger Zeit auch nicht muslimische Minderheiten ihre Kinder muttersprachlich unterrichten, die Lehrkräfte dieser Privatkurse müssten jedoch eine abgeschlossene Lehrerausbildung nachweisen. Das aber, so Oehring, käme faktisch in den meisten Fällen einem Unterrichtsverbot gleich, denn: Da nicht-muslimische Lehrer kaum eine Chance auf Beschäftigung im staatlichen Schuldienst hätten, sei die Zahl der als Lehrer ausgebildeten Christen verschwindend gering.

Subtile Behinderungen der freien Religionsausübung

Auf ähnlich subtile Behinderungen der Religionsausübung stoßen Christen in der Türkei auch in anderen Gebieten. So dürften die Kirchen zwar Gemeindearbeit praktizieren, jedoch kein ausländisches kirchliches Personal beschäftigen. Angesichts der personellen Auszehrung der Kirchen könne das vor allem für kleinere Gemeinschaften de facto schnell die Auflösung bedeuten, da sie kaum über eigenes Personal türkischer Herkunft verfügten. Gemeinden, die es sich trotz dieser Regelung noch leisten können, eine neue Gebetsstätte zu errichten, dürften dies zwar seit Anfang 2003 tun. Offiziell jedoch besäßen Religionsgemeinschaften - auch muslimische -in der Türkei keinen Rechtsstatus, was bedeute: Als rechtlich nicht existierende "Institutionen" könnten sie die Genehmigung zur Errichtung einer Gebetsstätte eigentlich gar nicht beantragen. Dennoch gestellte Anträge unterlägen der Willkür der Behörden.

"Europa muß ein Interesse haben, dass ein islamisches Land erfolgreich ist auf dem Weg nach Westen, dass die Türkei ein Land der europäischen Zivilisation wird, dass Islam und Demokratie, Islam und Religionsfreiheit ... tatsächlich zusammen praktiziert werden können."
Wolfgang Thierse (SPD-Politiker)
am 11.4.2004 in der WamS

In anderen Bereichen sprächen, so Otmar Oehring, die Zahlen eine deutliche Sprache. So ging die Zahl der Gemeindestiftungen in den letzten Jahren drastisch zurück - nicht zuletzt aufgrund willkürlicher Konfiszierung von Stiftungseigentum durch den Staatsschatz. Die Priesterausbildungsstätten des Armenischen und des Ökumenischen Patriarchats seien bereits seit über 30 Jahren geschlossen.

Oehring: "Obwohl man in der Türkei also keineswegs von Religionsfreiheit sprechen kann, haben sich jüdische und christliche Vertreter im Lande für einen EU-Beitritt ausgesprochen. Unsere kirchlichen Partner vor Ort sagen: Solange die Türken am Ende eines langen Tunnels ein kleines Licht sehen, tun sie etwas. Sehen sie das nicht, werden sie nichts mehr tun - und dann wird es uns Kirchen noch schlechter gehen."

missio begrüßt, wie die Kirchen in der Türkei, einen EU Beitritt der Türkei — vorausgesetzt, die Regierung zeigt nun eindeutige Bestrebungen, Religionsfreiheit nicht nur in Absichtserklärungen, sondern de facto herzustellen

Quelle:

<a href="redirect.jsp?url=http://www.flensburg-online.de/diverses/religionsfreiheit-in-der-tuerkei.html
" target="_blank">http://www.flensburg-online.de/diverses/religionsfreiheit-in-der-tuerkei.html
</a>
  #2635  
Alt 19.04.2007, 22:40
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Standard der grüne Balken

war von mir
  #2636  
Alt 19.04.2007, 22:44
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Standard Das Kreuz mit der Türkei

Das Kreuz mit der Türkei

Mehr Rechte für die Christen?


Gottesdienst mit dem griechisch-orthodoxen Patriarchen in Istanbul. © NDR/Gülbeyaz

Istanbul, eine weltoffene, westliche Stadt. Alkohol wird in Bars und Cafés ausgeschenkt und auf den Straßen schäkern junge Türken mit Mädchen in engen Jeans und Tops. An den Schulen und Universitäten herrscht Kopftuchverbot. Staat und Religion sind streng von einander getrennt - das ist der Kern des Laizismus, der seit dem Staatsgrüner Kemal Atatürk Verfassungsgrundsatz ist. Doch in der Praxis ist die Religionsausübung für Nichtmuslime ein Problem. Sie werden zwar geduldet, das heißt, in ihren eigenen vier Wänden können Andersgläubige tun und lassen was sie wollen, doch wollen sie gemeinschaftlich ihre Religion ausüben, zeigt sich vor allem die ausführende Verwaltung sehr störrisch.


Der Grund für die fast feindliche Haltung der türkischen Behörden ist, dass der türkische Staat zwar vier anerkannte Minderheiten kennt: die Armenier, die Griechen, die Juden und die Bulgaren. Doch die Religionsgemeinschaften besitzen keinen eigenen Rechtsstatus. Das bedeutet sie können keine Gebäude anmieten oder besitzen, keine Angestellten beschäftigen und nicht vor Gericht gehen. So existiert der griechisch-orthodoxe Patriarch zwar als Person (Bartholomäus I. ) aber staatlicherseits ist er nur ein einfacher Bürger. Und noch ein weiteres gravierendes Problem haben die Christen: den kirchlichen Nachwuchs. Seit der Schließung einer theologischen Schule auf der Insel Heybeli Ada können keine türkischen Priester ausbildet werden. Die Wiedereröffnung der Schule ist eine EU-Forderung. Diese zu erfüllen, hatte Erdogan zu Beginn seiner Amtszeit 2003 so gut wie zugesagt, passiert ist es derweil noch nicht.


Die Türkei war im Altertum, nach den Missionsreisen des Paulus, ehemals christliches Kernland mit einer Vielzahl von Gläubigen. Heute gehören schätzungsweise nur noch 0,15 % der türkischen Bevölkerung zu den Christen. Verlässliche statistische Angaben über die Zahl der Christen in der Türkei gibt es nicht. Ihr "konfessionelles Spektrum" ist groß: Armenier, Griechisch-Orthodoxe, Assyrer, Chaldäer, Katholiken und Protestanten. Bis heute fühlen sich die Christen in der Türkei oft wie Bürger zweiter Klasse behandelt. Die EU-Kandidatur hat die türkische Regierung unter Reformdruck gesetzt. So stellt sich die Gretchenfrage: Wie hält es die Türkei mit der Religionsfreiheit für nicht-muslimische Minderheiten? Welche Rechte werden ihnen künftig eingeräumt?

Die Fernsehjournalisten Margarethe Steinhausen und Halil Gülbeyaz machen die Probe aufs Exempel. Sie unternahmen Ende 2004 wochenlange Reisen in die Region zwischen Bosporus und dem Ararat, um zu erfahren, wie und ob sich die Situation in den Gemeinden verändert hat. In Istanbul, dem Sitz des griechischen Patriarchen, treffen sie u. a. die einstmals große Gruppe armenischer Christen. Im Zusammenhang der ethnischen Säuberungen 1915 – bis heute ein türkisches Tabuthema! - wurden die Armenier zu Abertausenden Opfer durch Vertreibung und Ermordung. Auch im Tur Abdin und Mardin (im Osten Anatoliens) werden die letzten dort lebenden armenischen und assyrischen Christen besucht. Von den einst 300 000 assyrischen Christen sind nur noch wenige Hundert dort zu Hause. Jetzt hofft man auf bessere Zeiten. Immerhin: in Mardin hat die UNESCO die unzähligen meist verlassenen und verfallenen Klöster und Kirchen zum Weltkulturerbe erklärt. Inzwischen ist Mardin eine echte touristische Attraktion: eine gute Gelegenheit für die Türkei, der Weltöffentlichkeit deutlich zu machen, wie tolerant man offensichtlich gegenüber den Christen ist. Und wie geht es den meist deutschen in der Türkei lebenden Katholiken und Protestanten? Auch hier scheint sich ein Tauwetter abzuzeichnen.

Quelle:

<a href="redirect.jsp?url=http://www.3sat.de/3sat.php?http://www.3sat.de/ard/sendung/75991/index.html" target="_blank">http://www.3sat.de/3sat.php?http://www.3sat.de/ard/sendung/75991/index.html</a>
  #2637  
Alt 19.04.2007, 22:46
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Standard Ich weiss ;-) sagol...danke!

War aber net nötig :-)
  #2638  
Alt 19.04.2007, 22:50
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Standard Christen...wie Fische auf dem Trockenen

FAZ 14.12.2001

Gerhard Duncker

Christen in der Türkei -
wie Fische auf dem Trockenen

"Wie wichtig das Wasser für den Fisch ist, merkt er erst, wenn er keines mehr hat, wie wichtig unsere Kirche für uns ist, merken wir erst, wenn wir sid nicht mehr haben"
Voller Resignation ist dieser Satz eines jungen syrisch-orthodoxen Christen in Midyat, im Südosten der Türkei. Die meisten der ehemals 200 000 Angehörigen dieser Minderheit haben ihr angestammtes Siedlungsgebiet, den Tur Abdin, verlassen, sind nach Deutschland oder in die skandinavischen Länder ausgewandert; etwa 12.000 von ihnen wohnen heute in Istanbul, knapp 2.000 sind noch in der alten Heimat geblieben. Die Kirche ist die Klammer, die sie zusammenhält, ihnen sprachliche und religiöse Identität verleiht. Aber die Zeit der Christenheit in der Osttürkei scheint zu Ende zu gehen, trotz eines Apells von Ministerpräsident Ecevit an die Christen im Ausland, sie sollten zurückkommen.

So wie den syrisch-orthodoxen Christen ergeht es im Prinzip allen christlichen Minderheiten in der Türkei. Von einst 250.000 Griechisch-Orthodocen in Istanbul sind knapp 2.000 übriggeblieben, von mehr als zwei Millionen Armeniern (in osmanischer Zeit) leben noch 80.000 im Land. Alle Christen zusammen, einschließlich der Ausländer, stellen heute einen Bevölkerungsanteil von weniger als einem Prozent, Tendenz sinkend, fühlen sich doch die Christen oft als Bürger zweiter Klasse. Zu sehr greift der Staat, dessen Verfassung eine strenge Trennung von Politik und Religion vorsieht, immer wieder in das Leben der Christen und ihrer Kirchen ein.

Als säkularer Staat garantiert auch die Türkei in ihrer Verfassung das Recht des einzelnen auf Religionsfreiheit. Schwierig wird es, wenn sich mehrere einzelne zu einer Gruppe zusammenschließen und etwa eine Kirche oder ein Gemeindehaus bauen wollen. Das geht schon seit etwa 80 Jahren nicht mehr ohne weiteres. Das aus den Zeiten Atatürks stammende Verbot, das eigentlich gegen islamische Gemeinschaften gerichtet war, wird in der Praxis fast ausschließlich gegen christliche Gemeinschaften angewandt. Keine christliche Gemeinde darf neue Gebäude errichten. Dagegen ist heute überall der Bau von Moscheen zu beobachten. Nun haben etwa die Griechen mehr Kirchen, als sie brauchen. Sie könnten vielleicht eine der nicht genutzten Kirchen einer neu gegrundeten türkisch-evangelischen Gemeinde geben, die kein Gebäude hat. Das allerdings ist verboten und kann zur Enteignung des Gebäudes führen. Da Kirchen keine juristischen Personen, geschweige denn Körperschaften des öffentlichen Rechts sind, können sie auch keine Immobilien als Geschenk annehmen oder erben. Selbst das Mieten vön Räumen ist ihnen verwehrt.

Eine weitere erhebliche Beeinträchtigung kirchlichen Lebens ist das staatliche Verbot, Pfarrer und Religionslehrer auszuhilden. Vor 30 Jahren wurden alle theologischen Hochschulen, christliche wie islamische, geschlossen. Die islamischen konnten inzwischen wieder öffnen, die christlichen nicht. Theologen aus dem Ausland zu holen ist ebenfalls verboten. Bleibt als letzte Möglichkeit, junge Menschen zum Theologiestudium ins Ausland zu schicken, allerdings mit dem Risiko, daß sie dann nicht in die Türkei zurückkommen. Als Kompromiß hat die staatliche Seite der Griechisch-Orthodoxen Kirche vorgeschlagen, christliche Theologen an den staatlichen theologischen Fakultäten auszubilden. Nun heißen die Fakultäten zwar theologische Fakultäten, sind aber de facto islamisch-theologische Fakultäten. Christliche Theologiestudenten würden also von islamischen Hochschullehrern ausgebildet. Alternativen sind nicht in Sicht. Dabei drängt die Zeit. Es ist absehbar, wann Gemeinden und die wenigen kirchlichen Schulen keine ausgebildeten Theologen mehr haben.

Immer wieder wird die Türkei darauf hingewiesen, daß es in einem vereinten Europa eine Diskriminierung religiöser Minderheiten nicht geben darf. Aber auch unabhängig von der, Frage, ob die Türkei Mitglied der Europäischen Union wird oder nicht, hat sie nach dem Buchstaben ihrer eigenen Verfassung Religionsfreiheit zu gewähren. Das heißt konkret:
Christen in der Türkei müssen Kirchen bauen und geistlichen Nachwuchs ausbilden dürfen, müssen als religiöse Gemeinschaften Rechtssicherheit genießen und ihr Leben ohne staatliche Bevormundung gestalten können.
Der Autor ist evangelischer Pfarrer in Istanbul.

FAZ 14.12.2001

Quelle:

<a href="redirect.jsp?url=http://www.moschee-schluechtern.de/christen/tuerkei_faz011214.htm
" target="_blank">http://www.moschee-schluechtern.de/christen/tuerkei_faz011214.htm
</a>
  #2639  
Alt 19.04.2007, 23:03
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Standard Malatya:Kirchen sprechen von "Hexenjagd"

Kirchen sprechen von "Hexenjagd"

Am Tag nach der Ermordung von zwei türkischen Mitarbeitern und eines deutschen eines christlichen Verlages hat die Polizei in Malatya weitere Verdächtige festgenommen, die oiffenbar national-religiösen Kreisen angehören. Vertreter christlicher Kirchen in der Türkei richteten derweil schwere Vorwürfe an die Behörden.

Von Ulrich Pick, ARD-Hörfunkstudio Istanbul

Einen Tag nach der Ermordung von drei Christen in der ostanatolischen Stadt Malatya haben Vertreter der protestantischen Kirchen in der Türkei schwere Vorwürfe erhoben. Auf einer Pressekonferenz bezichtigten sie den Staat, die Parteien sowie die Medien, eine Atmosphäre des Hasses gegen Christen zu schüren. So sagte der Präsident des Bundes der Protestantischen Kirchen der Türkei: "Christen werden als potentielle Kriminelle, Separatisten und Landesverräter dargestellt. Einige Politiker und Medien stellen die Christen feindselig ins Zielvisier und hetzen die Bevölkerung auf. Missionar sein heißt nichts anderes, als unseren Glauben vorstellen zu wollen. Wir als Christen dieses Landes haben im Rahmen der Rechte und Freiheiten, die uns die Verfassung gewährt, das Recht unseren Glauben zu praktizieren und zu verbreiten."


Der Vorsitzende des Vereins protestantischer Freikirchen in Ankara, Ihsan Özbek, sprach von einer Hexenjagd und mittelalterlichen Verhältnissen. In der Türkei sei seit langem eine Saat der Intoleranz, des Rassismus und der Christenfeindlichkeit gestreut worden, die jetzt aufgehe, sagte er wörtlich. Auf die Frage eines anwesenden Journalisten, was der ermordete Deutsche Tilmann G. in Malatya zu suchen gehabt habe und ob er irgendwo offiziell angemeldet gewesen sei, entgegnete Özbek: "Es ist eine Unverschämtheit, danach zu fragen, was Tilman G. in Malatya zu suchen hatte. Wenn wir behaupten, dass die Türkei ein demokratisches und laizistisches Land ist - was habe dann ich in Malatya zu suchen? Was haben Sie in Malatya zu suchen?"

"Für das Vaterland und unseren Glauben"Die Polizei hatte in Malatya über die Festnahme von fünf weiteren Männern berichtet. Sie sollen - ebenso wie die fünf bereits zuvor Verhafteten - zwischen 19 und 20 Jahre alt sein, aus den selben religiös-nationalistischen Kreisen kommen. Dies legen die bisherigen Aussagen nahe. Denn die mutmaßlichen Mörder sagten Sätze wie: "Wir haben dies für das Vaterland und unseren Glauben getan" und "Den Feinden des Glaubens möge dies eine Lehre sein."



Empörung in der Türkei nach Morden an Christen

Nach dem Attentat auf Mitarbeiter eines christlichen Verlags in Ostanatolien hat die türkische Polizei zehn Verdächtige festgenommen. Nach ersten Informationen handelten die Männer aus religiösen und nationalistischen Motiven. Türkische Politiker sehen das Ansehen ihres Landes beschädigt. Das Attentat in der türkischen Stadt Malatya war die vierte Gewalttat gegen Christen binnen 14 Monaten.

Einen Tag nach den Morden an drei Christen im ostanatolischen Malatya hat die örtliche Polizei fünf weitere Verdächtige festgenommen. Die Männer sind Anfang zwanzig und sollen aus demselben Umfeld kommen wie die fünf bereits gestern Verhafteten, nämlich aus religiös-nationalistischen Kreisen. Dies legen die bisherigen Aussagen nahe. Denn die mutmaßlichen Mörder sagten Sätze wie: "Wir haben dies für das Vaterland und unseren Glauben getan" und "Den Feinden des Glaubens möge dies eine Lehre sein."
Gül: Großer Schaden für das Image der Türkei
Nach Angaben von Außenminister Abdullah Gül wird zurzeit das gesamte Umfeld der Festgenommenen durchleuchtet: "Wir verurteilen diese abscheuliche Tat. Noch ist unklar, ob die Täter Kontakte zu Hintermännern haben - das ist nämlich möglich. All das wird ermittelt", sagte Gül. "Diese Tat betrübt uns zutiefst. Nicht zuletzt auch deswegen, weil das Image unseres Landes dadurch großen Schaden nimmt. Vor einiger Zeit hat es ein paar ähnliche Gewalttaten gegeben. Deswegen machen wir uns Sorgen und stellen fest, wir müssen umfassendere Maßnahmen ergreifen."
"Kollektive Verantwortung der Türkei"
Weite Teile der türkischen Öffentlichkeit haben mit Empörung auf die Morde in Malatya reagiert. So demonstrierten in Istanbul mehrere hundert Menschen gegen die Bluttat. Sie hielten Schilder der Solidarität mit den Opfern hoch, auf denen stand: "Wir alle sind Christen." Im Gespräch ist auch eine Solidaritätsaktion in Malatya.
Auch die Kommentare der Zeitungen sprechen deutliche Worte. So heißt es in der "Hürriyet": "Was gestern in Malatya vorgefallen ist, liegt in der kollektiven Verantwortung der Türkei. Diesen Mord hätte in Malatya jeder voraussagen können. Immer wieder gab es Kampagnen gegen einige wenige, die Bibeln verteilen oder klitzekleine Gemeinden, die sich in provisorischen Kirchen versammeln. In diese Kampagnen sind nicht nur Islamisten verwickelt gewesen, sondern auch Politiker, die sich seit Jahrzehnten als Sozialdemokraten oder Linksnationale verstehen. Sie und ihre Hetzparolen, in denen sie über eine Missionierung in der Türkei sprechen. Das Ereignis in Malatya ist leider ein Nebenprodukt unserer kollektiven Ignoranz."

Quelle:

<a href="redirect.jsp?url=http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID6637972_TYP_THE_NAV_REF3,00.html



Vierte" target="_blank">http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID6637972_TYP_THE_NAV_REF3,00.html



Vierte</a> Gewalttat gegen Christen binnen 14 Monaten

Bei dem Anschlag auf das christliche Verlagshaus wurden gestern zwei Türken sowie ein Deutscher umgebracht. Bei dem Deutschen handelt es sich um einen 46-Jährigen mit Namen Tilmann G., der für eine Beraterfirma als Übersetzer gearbeitet hat. Das Attentat in der ostanatolischen Stadt ist die vierte Gewalttat gegen Christen binnen 14 Monaten. So wurde im Februar 2006 in der Schwarzmeerstadt Trabzon ein italienischer Geistlicher umgebracht, kurze Zeit später in Samsun, das ebenfalls am Schwarzen Meer liegt, ein französischer Priester durch Messerstiche schwer verletzt. Zudem wurde im Januar diesen Jahres der armenisch-türkische Journalist Hrant Dink in Istanbul auf offener Straße umgebracht. Dink stammt aus Malatya, in dessen Umgebung früher zahlreiche christliche Armenier lebten.
  #2640  
Alt 19.04.2007, 23:53
unknown
 
Beiträge: n/a
Standard zaten her bokta

ülkenizi karalama ustasisiniz siz..neyin ne oldugunu bilmeden sazan gibi atlayan ortaya
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