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  #27081  
Alt 22.11.2005, 07:38
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Standard der Name Allahs

Unreine Orte sind nur Badezimmer und Toiletten - sonst muß der Name Allahs an jedem Ort erwähnt werden



Ägypten (Institut für Islamfragen, 29.04.2004, dh) Fatwa (Rechtsgutachten) von Sheich Ali Abu al-Hassan, dem früheren Vorsitzenden des Rechtsgutachterrates der al-Azhar Moschee, Kairo.



Frage: "Gibt es Orte, an denen man den Namen Allahs nicht erwähnen darf?"

Antwort: "Ein Muslim muss Allahs Namen überall erwähnen, außer im

Badezimmer und auf der Toilette, denn das sind unreine Orte, an denen man

seine privaten Körperregionen (arab. "aura) enthüllt. Die Engel hassen diese

Orte."
  #27082  
Alt 22.11.2005, 07:40
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Standard Muslime und das Unwissen

Prolog
Heute ist unter Muslimen die Auffassung, daß der Text der Bibel verfälscht worden ist, längst Allgemeingut. Man geht davon aus, daß sowohl das Alte als auch das Neue Testament ursprünglich wahre Offenbarungen Gottes waren, im Laufe der Zeit jedoch von Menschen verändert und verfälscht wurden. Wie diese Änderungen vorgenommen wurden und auf welche Aussagen der Bibel sie sich erstrecken sollen, darüber herrscht unter Muslimen bei Nichttheologen nur ein diffuses Wissen. Muslimische Theologen dagegen versuchen, das islamische Dogma von der Verfälschung der biblischen Schriften mit Argumenten der historisch-kritischen Bibelexegese christlicher Theologen argumentativ zu untermauern.

Angedeutet wird dieser Vorwurf der Verfälschung der Bibel bereits im Koran. Mit Sicherheit aber stand der Vorwurf der Schriftverfälschung an Juden und Christen zu Muhammads Zeiten nicht im Zentrum der christlich-muslimischen Auseinandersetzung. Im Koran wird an vielen Stellen berichtet, daß Gott im Laufe der Geschichte immer wieder neue Propheten gesandt habe, um die Menschen, die von der ursprünglichen Offenbarung abgeirrt waren, zur wahren Botschaft zurückzurufen. Auch Juden und Christen erhielten in der Vergangenheit eine Offenbarung Gottes in ihrer Sprache, irrten jedoch davon ab und hätten sich durch Muhammads Ruf zum Islam der ursprünglichen Botschaft wieder zuwenden müssen.

Diese Aussage des Korans von der wiederholten Sendung von Propheten ist allerdings im historischen Kontext mehr als Argument für die Notwendigkeit zu betrachten, die Sendung Muhammads als Nachfolger Jesu Christi zu begründen, da sowohl Juden als auch Christen Muhammad die Anerkennung als Gesandter Gottes verweigerten. Gleichzeitig diente diese Argumentation als Legitimation Muhammads seinen Landsleuten gegenüber: weil sie mit ihrem Vielgötterglauben und den Götzenopfern von der wahren Gottesverehrung abgewichen waren, mußte Muhammad sie wieder an den von alters her bestehenden Eingottglauben erinnern.

Auch die Christen haben nach muslimischer Auffassung den von alters her verkündeten wahren Glauben verlassen und Gott zwei andere Götter, nämlich Maria und Jesus an die Seite gestellt. Auch darüberhinaus sind sie Irrtümern verfallen. Einen der größten Irrtümer begingen sie, indem sie Muhammad nicht als Propheten anerkannten. Muslimische Theologen gehen davon aus, daß der Islam die Urreligion der Menschheit ist und schon Adam - der Koran enthält eine vergleichsweise ausführlichen Paradieserzählung - ein Muslim und Bekenner des Eingottglaubens war.

Es besteht kein Zweifel daran, daß der Vorwurf der Schriftverfälschung zu Muhammads Zeiten und in den ersten Jahrhunderten nach seinem Tod keine so große Bedeutung hatte, wie er sie insbesondere in den letzten 200 Jahren bekommen hat. Erst von den muslimischen Theologen des 19. Jahrhunderts ist dieser Vorwurf aufgegriffen und mit zahlreichen Argumenten untermauert worden, und zwar vor allem mit Hilfe der Werke europäischer historisch-kritischer christlicher Theologen, die aus muslimischer Sicht als Kronzeugen den "Beweis" antraten, daß das Christentum unglaubwürdig und unhaltbar, weil historisch unzuverlässig und verfälscht ist.

Was sagt der Koran über die Bibel?
Der Koran erwähnt mehrere "Schriften", die in früheren Zeiten anderen Propheten vor Muhammad geoffenbart wurden. Einige dieser Hinweise sind unpräzise: So sollen z. B. Abraham und Mose einige "Blätter" (die einzige Erwähnung findet sich in Sure 87,18+19) - wahrscheinlich Blätter eines Buches - besessen haben, die die Vorzüge des Jenseits gegenüber dem Diesseits priesen. Möglicherweise soll damit angedeutet werden, daß auch Abraham eine Schrift besessen oder offenbart bekommen hat, die der Koran allerdings nicht näher beim Namen nennt. Abgesehen von dieser Anspielung gibt der Koran sonst keinen Hinweis darauf, daß Abraham eine Offenbarung von Gott erhalten habe.

Andere Bezeichnungen von früher zu den Menschen gesandten Schriften sind präziser. So nennt der Koran sowohl die Torah (arab. taurâh) als auch das Evangelium (arab. injîl) beim Namen. Das Evangelium wird insgesamt zwölfmal im Koran erwähnt. Was meint allerdings der Koran mit dem Evangelium? Letztlich bleibt unklar, ob er damit vor allem die Erzählungen von Jesus meint oder eines der vier Evangelien, alle vier Evangelien zusammen oder etwa das ganze Neue Testament. Letzteres ist insofern unwahrscheinlich, als daß der Koran von den Lehren Jesu (z. B. der Bergpredigt) und insbesondere vom Inhalt seiner Lehren, die die Entstehung der neutestamentlichen Gemeinde zur Folge hatten, rein gar nichts berichtet. Während im Koran die Jünger noch am Rande erwähnt werden, gibt der Text keinen einzigen Hinweis auf die neutestamentliche Gemeinde, den Missionsauftrag der Apostel, auf sämtliche neutestamentlichen Briefe, sowie ihre Inhalte und Autoren. Der Koran erwähnt auch keine alttestamentlichen Bücher, sondern lediglich die Namen einiger Personen aus dem Alten Testament. Es wird nicht näher erläutert, was unter der "Torah" zu vestehen ist: Bestimmte Gesetze des AT, die fünf Bücher Mose oder das gesamte Alte Testament? Man muß daraus schließen, daß Muhammads Wissen darüber, was den Glauben seiner christlichen Zeitgenossen ausmachte, sehr begrenzt war; eine Annahme, die zusätzlich gestützt wird von der Tatsache, daß es zu Muhammads Lebzeiten keine Bibelübersetzung auf arabisch gab.

Positive Äußerungen des Korans über die Bibel
Interessanterweise wird im Koran der Wert früher überlieferter Bücher wie auch des überlieferten Evangeliums zu Beginn von Muhammads Offenbarungen nirgends grundsätzlich in Frage gestellt, sondern vielmehr positiv hervorgehoben. Erst später taucht im Koran der pauschale Vorwurf der Schriftverfälschung auf.

Die vor Muhammad und mit Muhammad herabgesandten Schriften widersprechen sich nach Auffassung des Korans eigentlich nicht, sondern bestätigen sich vielmehr gegenseitig. Jeder Prophet, der in der Geschichte mit einer Offenbarung Gottes zu seinem Volk gesandt wurde, bestätigt die Botschaft seiner Vorgänger, da die Botschaft Gottes sich niemals ändern kann. So bestätigte Jesus die Sendung von Noah, Abraham und Mose, und Muhammad bestätigt die Botschaft Jesu. Deutlich hebt der Koran hervor, daß das Evangelium wie zuvor die Torah von Gott zur Rechtleitung der Menschen herabgesandt worden ist: "Er hat auch die Torah und das Evangelium herabgesandt, früher, als Rechtleitung für die Menschen" (3,3-4). Besonders positiv über den Wert des Evangeliums, das "Rechtleitung" und "Licht" enthält, äußert sich Sure 5,46: "Und wir ließen nach ihnen her Jesus, den Sohn der Maria, folgen, daß er bestätige, was vor ihm da war, nämlich die Torah. Und wir gaben ihm das Evangelium, das Rechtleitung und Licht enthält und das bestätigt, was vor ihm da war, nämlich die Torah, und als Rechtleitung und Ermahnung für die Gottesfürchtigen" (5,46).

Zunächst spricht der Koran nirgends davon, daß die Offenbarungen des Alten und Neuen Testamentes (oder: wie der Koran sagt, der Torah und des Evangeliums) grundsätzlich überholt oder vom Koran abgelöst worden seien. Vielmehr stellt Muhammad den Koran mit den früheren Offenbarungen auf eine Stufe, da der Koran seiner Ansicht nach die zuvor herabgesandten Schriften bestätigt (2,97). Ebenso führt der Koran das später von muslimischen Apologeten (Verteidigern ihres Glaubens) häufig vorgebrachte Argument, das "wahre Evangelium" aus der Zeit Jesu sei verschollen und nicht in die Hände der christlichen Kirche gelangt, nicht an. Zunächst gibt er keinen Hinweis darauf, daß es zwischen dem von Gott geoffenbarten Evangelium und den Schriften der Christen zu Muhammads Zeiten einen Unterschied gegeben hätte.

Allerdings muß dabei berücksichtigt werden, daß Muhammad zu Beginn seiner Verkündigungen davon ausging, daß Juden und Christen ihn als Prophet Gottes anerkennen würden und daß die Botschaft des Korans und der christlichen Schriften vollkommen in Einklang miteinander ständen. Erst als deutlich wurde, daß weder Juden noch Christen Muhammad als Prophet Gottes anerkennen würden, griff er beide Gruppierungen an; die Juden, indem er ihnen militärische Niederlagen beibrachte und sie aus seinem Umfeld in Medina durch Massaker und Vertreibung verbannte, und den Christen, deren Frömmigkeit er zunächst im Koran gepriesen hatte, indem er anfing, ihnen theologische Irrmeinungen wie die Gottessohnschaft Jesu und die Dreieinigkeit vorzuwerfen.

Die Abweichungen der Bibel vom Koran sind Verirrungen der Christen
Nachdem Muhammad zu Beginn seines öffentlichen Wirkens geglaubt hatte, der Inhalt seiner Botschaft stimme mit den vorausgegangenen Offenbarungen an Juden und Christen überein, schlug seine anfängliche Achtung für beide Gruppen als Träger der göttlichen Offenbarung in Feindschaft um, nachdem er von ihnen abgelehnt und verspottet wurde. Auf die Unterschiede zum Altem und Neuen Testament durch seine Nichtanerkennung durch Juden und Christen hingewiesen und in der Überzeugung, selbst der Überbringer des unverfälschten Wortes Gottes zu sein, zog Muhammad den Schluß, daß der Grund für die abweichenden Inhalte beider Offenbarungen eine Verfälschung der Schriften von Juden und Christen sein müsse.

In dieser Zeit des Kampfes um Anerkennung bei Juden und Christen in den Jahren ab 622 n. Chr. verkündete Muhammad, daß die Juden und Christen ihre Schriften im Laufe der Zeit verfälscht hätten, da sie ihn sonst als Propheten Gottes anerkennen würden. Der Islam wird zur Urreligion der Menschheit erhoben. Schon Adam und nach ihm Abraham, Mose und auch Jesus verkündeten stets den Glauben an den einen Gott und die Sendung Muhammads. Wenn nun also die Juden und Christen Muhammad nicht anerkannten, mußte der Grund dafür ihre Abweichung von der Botschaft Gottes sein.

Daher korrigiert Muhammad im Koran seine frühere uneingeschränkt positive Auffassung von den jüdischen und christlichen Schriften. Sure 5,13-14 urteilt nun schon viel schärfer: "Weil sie (= die Israeliten) aber ihren Bund brachen, haben wir sie verflucht und ihre Herzen verhärtet. Sie entstellten die Worte. Und sie vergaßen einen Teil von dem, womit sie ermahnt worden waren ... Und mit denjenigen, die sagen: "Wir sind Christen" schlossen wir einen Bund. Sie vergaßen einen Teil von dem, womit sie ermahnt worden waren. So erregten wir unter ihnen Feindschaft und Haß; dies wird bis zum Tag der Auferstehung andauern" (5,13-14). Und Sure 2,74+75 unterstellt den Israeliten nach einer Auseinandersetzung mit dem Propheten Mose die absichtliche Verfälschung des Wortes Gottes: "Hierauf, nachdem sich das ereignet hatte, verhärteten sich eure Herzen, so daß sie wie Steine wurden, oder sogar noch härter ... Erhofft ihr (= die Muslime) etwa, daß sie (= die Juden) mit euch glauben, wo doch ein Teil von ihnen das Wort Gottes hörte, es dann aber wissentlich entstellte, nachdem er es verstanden hatte?" (2,75)

Zwar erhob Muhammad also den Vorwurf der Schriftverfälschung in den letzten Jahren seines Lebens klar gegen Juden und Christen, aber in der Islamwissenschaft ist man sich heute verhältnismäßig einig darüber, daß Muhammad damit keine im größeren Maße vorgenommenen Textänderungen der ursprünglichen Offenbarung bei Juden und Christen andeuten wollte. Der Koran setzt sich mit den Inhalten der Bibel nicht differenziert auseinander, sondern erhebt immer und immer wieder einige Standardvorwürfe gegen die Christen und beklagt z. B. die Gottessohnschaft Jesu, die Dreieinigkeit und die Kreuzigung immer wieder. Von Muhammads Seite ist der Vorwurf der Textänderung vor allem aufgrund seiner Ablehnung als Gesandter Gottes zu erklären.

Muslimische Theologen über die Schriftverfälschung
In der Apologetik (Verteidigung des Glaubens) durch die muslimische Theologie nach Muhammad wurde dieser Vorwurf der Schriftverfälschung nun immer wieder neu erhoben und im Laufe der Zeit weiter ausgebaut, bis eine Theorie von der völligen Verfälschung der biblischen Schriften entstand. Allerdings ergaben sich unter muslimischen Theologen unterschiedliche Ansichten darüber, was unter der Schriftverfälschung der jüdischen und christlichen Schriften zu verstehen sei. Während einige Koranausleger der Meinung waren, daß Juden und Christen den Bibeltext vom Wortlaut her verändert hatten (z. B. Bîrûnî), gingen andere nur von der falschen Interpretation bestimmter Ausdrücke aus (z. B. Tabarî, Ibn Haldûn). Allerdings verschärfte sich die muslimische Auffassung davon, in welchem Unfang Textverfälschungen an der Bibel angebracht worden waren, im Laufe der Zeit immer mehr.

Von Ausnahmen abgesehen, hat die frühe muslimische Dogmatik allerdings weniger Gewicht auf diesen Anklagepunkt gegen Juden- und Christentum gelegt und zudem auch weniger konkrete Vorwürfe formuliert, was unter Textverfälschung eigentlich zu verstehen sei. Mit dem Fortschreiten der christlich-muslimischen Kontroverse gewann dieser Punkt jedoch zunehmend an Bedeutung. Bald war man nicht nur der Meinung, daß im Alten und Neuen Testament nur Wortbedeutungen und einzelne Buchstaben verändert worden seien, sondern auch, daß eine systematische, vorsätzliche Fälschung der Bibel stattgefunden habe. Als "Beweis" führte man z. B. an, daß Muhammad als letzter Prophet Gottes im Alten und Neuen Testament angekündigt worden sei, diese Prophezeiungen jedoch aus allen Bibelhandschriften systematisch ausgelöscht worden seien.

Das muslimische Dogma vom Koran als Ur-Offenbarung
Auch die Annahme, daß der Koran das ewige und, nach Meinung der Mehrzahl der Muslime, unerschaffene Wort Gottes ist, das von Anbeginn bestand, soll aus muslimischer Sicht die Schriftverfälschungshypothese stützen. Der Koran ist nämlich eine genaue Abschrift der Uroffenbarung im Himmel, die schon lange vor Abfassung des Alten und Neuen Testamentes bestanden hat. Es ist aus muslimischer Sicht offensichtlich, daß die ursprüngliche Offenbarung gegenüber einer späteren vorzuziehen ist, denn sie muß die wahre Quelle des göttlichen Wortes sein. Auch muß der Islam, wenn man mit den islamischen Apologeten annimmt, daß Abraham das islamische Zentralheiligtum, die Ka"ba in Mekka, begründete, die zuerst entstandene Religion und damit die Urreligion der Menschheit sein. Auch wenn Mose und Jesus vor Muhammad ihre Botschaft verkündet haben, so bringt Muhammad doch nur wieder die eigentliche Botschaft, nämlich die Botschaft Abrahams und führt damit die Menschen zum Ursprung der Gottesoffenbarung zurück.

Christliche historisch-kritische Theologen als Kronzeugen für den Beweis der Wahrheit des Islams
Erst die in großem Maße populär gewordene Bibelkritik Europas im 18. und 19. Jahrhundert lieferte den muslimischen Theologen die lange gesuchten "Beweise" für die völlige Unhaltbarkeit des Alten und Neuen Testamentes als Gottes Offenbarung. Etliche Werke europäischer Theologen und Philosophen, deren gemeinsames Anliegen es war, die über viele Jahrhunderte der christlichen Kirchengeschichte fast einhellig anerkannte Authentizität der Bibel in Frage zu stellen und durch die Aufzählung von vermeintlichen Widersprüchen oder historischen Unhaltbarkeiten zunichtezumachen, wurden im Nahen Osten übersetzt und die dort gefundenen Argumente in das muslimische Dogma von der Verfälschtheit der Bibel bereitwillig integriert. Wenn die christlichen Schriftgelehrten sogar selbst die Verfälschtheit ihrer Schriften "bewiesen", dann war das für muslimische Theologen nur die letzte Bestätigung der Aussage des Korans, der diesen Vorwurf - wenn auch weniger detailliert - schon immer erhoben hatte1.

Man kann davon ausgehen, daß die in zeitgenössischen muslimischen apologetischen Werken üblich gewordenen - für die Glaubwürdigkeit der Evangelien stets negativ ausfallenden - Vergleiche zwischen den synoptischen Evangelien ausschließlich aus den Werken europäischer Theologen in die muslimische Apologetik übernommen wurden. Das Herausarbeiten von Unterschieden in der Berichterstattung der Evangelien stellt kein eigenständiges "Ergebnis" muslimischer Textforschung an der Bibel dar. Wenn muslimische Apologeten europäische Theologen zitieren, dann geschieht das mit dem Ziel, die "Widersprüche" des Bibeltextes herauszustellen oder zwischen der "paulinischen" Lehre und der Verkündigung Jesu und seiner ersten Jünger einen Gegensatz aufzubauen. Wer muslimische apologetische Literatur einmal auf die Übernahme des europäischen theologischen Gedankenguts hin liest, wird über das hohe Maß an Anlehnung an westliche theologische Schulen und ihr Gedankengut sowie über den hohen Informationsstand über die theologischen Entwicklungen Europas in der muslimisch-apologetischen Literatur der Gegenwart erstaunt sein.

Drei islamische Apologeten: Verfechter der Schriftverfälschungstheorie der Bibel
1. Muhammad Rashîd Ridâ (1865-1935)
Muhammad Rashîd Ridâ gehört zu den einflußreichsten muslimischen Theologen im Übergang vom 19. zum 20. Jahrhundert. Er war ein Schüler des berühmten Muhammad "Abduh, eines ägyptischen "Reformtheologen" und ein entschiedener Gegner des Christentums. Er betätigte sich als Mufti, als Ersteller von Rechtsgutachten und nahm so öffentlich zu den verschiedensten wirtschaftlichen, politischen und sozialen Problemen Stellung.

Für uns ist hier insbesondere Rashîd Ridâs Einstellung zum Christentum und der Zuverlässigkeit der Überlieferung der Bibel von Bedeutung: "... Ridâ betrachtet die Bücher des Alten und Neuen Testamentes als eine Mischung aus Mythos, Legende und Geschichte zusammen mit der wahren biblischen Botschaft, wie sie von Gott offenbart worden ist."2

Rashîd Ridâ stützt sich, wenn er zum Christentum und zur Bibel Stellung bezieht, nach dem Vorbild der muslimischen Apologeten des 19. Jahrhunderts stark auf die historisch-kritische Bibelexegese, um das Christentum mit den Werken seiner eigenen "Advokaten" zu widerlegen. Ridâ setzte sich zu diesem Zweck mit den neutestamentlichen Schriften und etlichen Werken europäischer Theologen, Philosophen und Literaten intensiv auseinander. Er vertrat trotz seiner kritischen Haltung gegenüber dem Christentum im Unterschied zu vielen muslimischen Apologeten die Meinung, daß der ursprüngliche Text des Alten und Neuen Testamentes nicht in späterer Zeit verändert worden sei, sondern sich die Verfälschungen des ursprünglichen Textes zwischen der Zeit der Verkündigung der christlichen Lehren und ihrer Niederschrift eingeschlichen hätten3. Diese Tatsache fordert ihn zu einer grundlegenden Kritik heraus.

Rashîd Ridâ macht insbesondere den Apostel Paulus für die Einführung heidnischer Elemente in den christlichen Glauben verantwortlich. Dieses Argument gehört zu den am häufigsten vorgebrachten Kritikpunkten in der islamischen Apologetik. Die Gleichnisse Jesu wurden Ridâs Ansicht nach vielfältig interpretiert, es kam zu Spaltungen unter den Christen, und so entstanden verschiedene Evangelientexte, die nicht mehr mit dem ursprünglichen Wort Gottes identisch sind.

Zudem bezweifelt Ridâ, daß die vier als kanonisch anerkannten Evangelien aus dem ersten nachchristlichen Jahrhundert mit den heutigen Evangelientexten noch identisch sind, da er davon ausgeht, daß bei den Christenverfolgungen der ersten drei Jahrhunderte die ursprünglichen Evangelien nicht gerettet werden konnten. "Im 4. Jahrhundert sieht er - wie die Muslime allgemein - die entscheidende Zäsur in der Geschichte des Christentums..."4, denn auf dem Konzil von Nicäa im Jahr 325 n. Chr. wurde, wie muslimische Apologeten vielfach negativ hervorhoben, der Lehrsatz von der Dreieinigkeit und der Erlösung durch den Kreuzestod Jesu zum Dogma erhoben und damit ein schwerer Irrtum begangen5, denn damit wurde die Einsheit Gottes (arab. tauhîd) durch die Trinität, also durch Vielgötterei, ersetzt. Die heutigen Evangelien sind also nicht mehr einwandfrei überliefert und sind nicht mehr unversehrt.

2. Muhammad Muhammad Abû Zahra (1898-1974)
Muhammad Muhammad Abû Zahra, ehemals Professor für Religionswissenschaft an der berühmten ägyptischen al-Azhar-Universität und Lehrstuhlinhaber an der Juristischen Fakultät der Universität Kairo war eine der wichtigsten Persönlichkeiten der muslimischen Gelehrtenwelt des 20. Jahrhunderts. Bis heute haben seine Schriften großen Einfluß. Erstmals 1942 hielt Abû Zahra in Kairo "Vorlesungen über das Christentum", die später in mehreren Auflagen veröffentlicht wurden und für die Auseinandersetzung zwischen Islam und Christentum bis heute eine bedeutende Rolle spielen. Auch Abû Zahra ist wie Rashîd Ridâ ein entschiedener Gegner des Christentums.

Abû Zahra greift auf die Ergebnisse der historisch-kritischen Methode aus der theologischen und philosophischen Literatur Europas zurück, wenn er unterschiedliche Auffassungen über die Abfassungszeit und die Frage der Inspiration der vier Evangelien als Argumente gegen die Glaubwürdigkeit des Christentums anführt. Er bezieht sich in seiner Auswahl der "christlichen Werke" besonders auf Ernest Renans "Leben Jesu" (Vie de Jésus), das im Jahr 1863 in Paris veröffentlicht worden war und auf Leo Tolstois Schriften, wobei er allerdings aus Unkenntnis der europäischen Sprachen auf arabische Übersetzungen zurückgreifen mußte6.

Abû Zahras "Vorlesungen" konzentrieren sich zunächst auf eine ideale Darstellung des Christentums in völliger Übereinstimmung mit dem Islam, wie sie seiner Ansicht nach auch Jesus gelehrt habe. Dieses Christentum sei in den christlichen Schriften aufgrund deren Verfälschung, durch die heidnische Inhalte in christliche Dogmen eingeführt wurden7, jedoch nicht mehr enthalten und müsse daher im Koran gesucht werden.

Abû Zahra glaubt drei Gründe für die Verfälschung der christlichen Lehre erkennen zu können8:

Die Verfolgungen der ersten Christen hatten die Verfälschung der zu dieser Zeit abgefaßten Schriften zur Folge.

Die Schriften der ersten Christen wurden von der neuplatonischen Philosophie beeinflußt.

Der synkretistische Charakter der römischen Religion und der griechischen Philosophie verfälschte das ursprünglich von Jesus gepredigte Evangelium der Einzigartigkeit Gottes, so daß nun das Christentum eine Mischung aus jüdischen, römisch-heidnischen und neuplatonischen Elementen darstellt9.

Ein weiterer Teil der "Vorlesungen" enthält Abû Zahras Kritik am bestehenden Christentum. Abû Zahra analysiert die christliche Kirchengeschichte mit ihren Konzilien und theologischen Entscheiden über mehrere Jahrhunderte hinweg und kommt zu dem Ergebnis, daß etwa die Dreieinigkeit keine ursprüngliche christliche Lehre gewesen sei, sondern erst nach der Etablierung der philosophischen Schule von Alexandria ins Christentum eingeführt10 und die Christenheit über diese Frage gespalten wurde. Erst auf den Konzilien der frühen Kirchengeschichte wurden z. B. die Dogmen von der Göttlichkeit des Heiligen Geistes und des Messias formuliert, was auf nicht unerheblichen Widerstand einiger christlicher Gruppierungen gestoßen sei11.

Daß das heutige Christentum eine Verfälschung des ursprünglichen Christentums darstellt, ist ein Argument zahlreicher muslimischer Theologen. Über die Ursache und den Zeitpunkt der Verfälschung existieren allerdings zahlreiche Theorien. Eine "Schlüsselfigur" für diese Verfälschungstheorie ist der Apostel Paulus, dem in älteren und moderneren islamischen apologeten Werken die Hauptschuld für die Einführung der falschen Lehren ins Christentum zugeschrieben wird. Hermann Stieglecker nennt den Zeitraum spätestens vom 10. Jahrhundert n. Chr. an (also etwa 300 Jahre nach Verkündigung des Islam) für die Auffassung, daß Paulus der Verderber christlicher Dogmatik gewesen sei12.

3. Ahmad Shalabî (geb. ca. 1921)
Der ägyptische Religionswissenschaftler und promovierte Historiker der Universität Cambridge Ahmad Shalabî (geb. zwischen 1921 und 1924) hat sich in einer vergleichenden religionswissenschaftlichen Studie mit dem Titel "Vergleichung der Religionen" (arab. muqâranat al-adyân) aus dem Jahr 1959 ausführlich über das Christentum geäußert. Er behandelt Themen wie Dreieinigkeit, Kreuzigung und Erlösung und wird hier stellvertretend für das 20. Jahrhundert als muslimischer Gelehrter der Gegenwart angeführt.

Ahmad Shalabî hat Werke westlicher christlicher und nicht-christlicher Gelehrter13 und muslimisch-polemische Abhandlungen und Beiträge von zum Islam konvertierten Christen für seine Analyse des Christentums benutzt. Für Shalabî ist das Christentum eine Mischung aus den persönlichen Anschauungen des Apostels Paulus und aus heidnischen Elementen, die erst von Paulus in das Christentum eingeführt wurden14. Dem "entarteten" Christentum ordnet Ahmad Shalabî auch die Evangelien von Lukas und Johannes zu.

Etliche Berichte aus den vier Evangelien wie die Geburt, die Versuchung und Auferstehung Jesu sind für Shalabî nach buddhistischen Legenden und Erzählungen heidnischer Gottheiten Indiens und des Nahen Ostens entworfen worden. Shalabî verwirft auch die in den Evangelien erzählten Wunder: Es sind seiner Meinung nach zu viele Wunder, und sie werden auf so theatralische Weise erzählt, daß sie unglaubwürdig wirken, ohne daß sie seiner Ansicht nach einen bestimmten Zweck erkennen lassen15.



Für diese ablehnende Haltung gegenüber den christlichen Lehren könnten zahlreiche weitere muslimische Theologen angeführt werden. Muhammad Rashîd Ridâ, Muhammad Muhammad Abû Zahra und Ahmad Shalabî sind Beispiele dafür, wie grundsätzlich die Kritik einflußreicher muslimischer Theologen am Christentum ist und welch große Rolle die europäische bibelkritische Literatur für die Rückenstärkung der muslimischen Apologeten spielte.

Aus christlicher Sicht
Gegen die muslimische Schriftverfälschungstheorie lassen sich eine Vielzahl von stichhaltigen Gegenargumenten anführen. Hier nur eine Auswahl:

Zum einen ist nur zu offensichtlich, daß Muhammad diese Sicht erst entwickelte, nachdem sich seine ursprüngliche Annahme als falsch erwies, daß die Juden und Christen seiner Zeit ihn als Prophet Gottes anerkennen würden. Da er bereits zuvor verkündet hatte, daß Gott den Menschen durch seine Gesandten stets dieselbe gleichbleibende Botschaft übermittle, die Juden und Christen ihn aber als Prophet Gottes nicht anerkannten, mußte der Widerspruch aufgelöst werden, indem Juden und Christen eine absichtliche Verfälschung ihrer Offenbarung unterstellt wurde.
Zum anderen ist es historisch nicht vorstellbar, daß es in der christlichen Kirchengeschichte einmal einen Zeitpunkt gegeben haben soll, an dem systematisch und vorsätzlich eine Bibelverfälschung stattgefunden hat und alle anderen Manuskripte vernichtet wurden, es aber bei der weiten Verbreitung biblischer Schriften über diese geographisch zwangsläufig weitläufige und zentral zu organisierende Aktion keinen einzigen Hinweis in jedweder Art von Literatur in den Jahrhunderten danach gibt.
Der Jesus des Korans erhebt den Vorwurf der Schriftverfälschung gegen die Juden und die Thora nicht, was er jedoch aus muslimischer Sicht getan haben müßte, wenn er gekommen war, um die Menschen zum Islam zurückzurufen. Jesus betont im Koran vielmehr, daß er die Thora nur bestätige und sie eine Rechtleitung für die Menschen ist. Das bedeutet, daß zu Jesu Lebzeiten noch keine Verfälschung der Thora vorgelegen haben kann.
Wenn die Botschaft des Alten und Neuen Testamentes ursprünglich mit den Lehren des Korans identisch gewesen sei, dann muß das Alte und Neue Testament nicht nur an einigen wenigen Stellen, sondern auf jeder einzelnen Textseite massivst verändert worden sein. Sämtliche Aussagen des Alten Testamentes über den erwarteten Retter und Messias und fast alle Inhalte des Neuen Testamentes, dessen Grundlage und Denkvoraussetzung die vom Koran abgelehnte Gottessohnschaft Jesu, seine Kreuzigung und Auferstehung ist, wären erfunden und falsch.
Sämtliche der zahlreichen Entdeckungen sehr früher Handschriften des Neuen Testamentes, sowie aller frühen Übersetzungen des Alten Testamentes, etwa auf griechisch, haben trotz aller Versuche der säkularen Wissenschaft bisher keinen einzigen Text oder historisch eindeutigen Hinweis zutage fördern können, daß der ursprüngliche Text des Alten oder Neuen Testamentes in irgendeiner bedeutsamen Aussage vom heutigen Text abweicht. Geringe Variationen verschiedener Lesarten berühren den Inhalt der Bibel so gut wie überhaupt nicht. Die Bibel gehört zu den in der Geschichte bestüberliefertsten historischen Texten überhaupt.

Das umfangreichste und vielleicht einflußreichste Werk eines muslimischen Theologen aus dem 19. Jahrhundert ist wohl das 1867 erstmalig veröffentlichte und seitdem bis heute immer wieder neuaufgelegte Werk "Izhâr al-haqq" (Die Aufdeckung der Wahrheit) von Rahmatullâh Ibn Halîl al-"Utmânî al-Kairânawî, Konstantinopel 1867.
2 M. Ayoub. Muslim Views of Christianity. Some modern examples. in: Islamochristiana (Rom) 10/1984. S. 49-70, hier S. 58.
3 Muhammad Rashîd Ridâ hat den Gedanken der Textverfälschung des Alten und Neuen Testamentes insbesondere in insgesamt 16 Aufsätzen in der ägyptischen Zeitschrift "al-manâr" (der Leuchtturm) zusammengefaßt, die in Kairo im Jahr 1928 gesammelt als Buch unter dem Titel "shubuhât an-nasârâ wa-hujâj al-islâm" erschienen (1956/3). Ridâ wollte mit dieser Schrift ein Gegengewicht zu der Arbeit europäischer Missionare setzen, wie etwa zu der Schrift Niqûlâ Ya"qûb Gibrîls "abhât al-mujtahidîn", Kairo 1901.
4 Olaf Schumann. Der Christus der Muslime. Christologische Aspekte in der arabisch-islamischen Literatur. Gütersloh 1975, S. 122. Vgl. Ridâs Aussagen zur Kompilation der vier heute anerkannten Evangelien im vierten Jahrhundert n. Chr. in: al-manâr 10/1907/1908. S. 386.
5 Das Konzil von Nicäa 325 n. Chr. verwarf vor allem den Arianismus und formulierte das Dogma von der Gottessohnschaft Jesu, während erst für das Jahr 381 mit Bestimmtheit die Formulierung des Dogmas von der Dreieinigkeit belegt werden kann.
6 Ayoub. Views. S. 61.
7 Abû Zahra. muhâdarât. S. 160ff.
8 Dargestellt nach Ayoub. Views. S. 63-64
9 Abû Zahra. muhâdarât. S. 11.
10 Abû Zahra über die Dreieinigkeit: muhâdarât. S. 103-110.
11 Abû Zahra. muhâdarât. S. 129ff.
12 Hermann Stieglecker. Die Glaubenslehren des Islam. Ferdinand Schöningh: Paderborn, 1962/1983, S. 259
13 Shalaby, Ahmad, muqâranat al-adyân, II: al-masîhîya, al-Qâhira 1965/2, S. 55-56.
14 Shalabî. muqâranat. S. 130-140 und Ayoub. Views. S. 64
15 Shalabî. muqâranat. S. 25ff.; vgl. auch Ayoub. Views. S. 62 Url zu diesem Dokument: <a href="redirect.jsp?url=http://www.islaminstitut.de/index.php?templateid=artikel&id=3" target="_blank">http://www.islaminstitut.de/index.php?templateid=artikel&id=3</a>
  #27083  
Alt 22.11.2005, 07:43
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Standard Barnabasevangelium

Seit ein paar Jahren liegt das sogenannte ?Barnabasevangelium? auch auf deutsch vor. Es trägt den Titel: ?Das Barnabasevangelium. Wahres Evangelium Jesu, genannt Christus, eines neuen Propheten von Gott, der Welt gesandt, gemäß dem Bericht des Barnabas, seines Apostels? (Turban Verlag: Bonndorf, 1994. 319 S.).

Muslime als Herausgeber der deutschen Ausgabe
Die deutsche Herausgabe dieses Textes wurde von einem zum Islam konvertierten deutschen Ehepaar unternommen. Beide sind Mitglieder des mystischen Derwischordens der Naqshbandiyya, dessen Wurzeln in das 14. Jahrhundert zurückreichen.

Der erst in den neunziger Jahren von ihnen gegründete Turban-Verlag, in dem auch das Barnabasevangelium erschien, führt größtenteils Titel muslimischer Autoren. Die Übersetzung des Barnabas*evangeliums ins Deutsche ist vom Sprachlichen her ebenso gut gelungen wie die solide äußerliche Gestaltung des Buches.

Was hat es mit diesem Barnabasevangelium auf sich?
Wenn der Leser das kurze Vorwort und den Klappentext des Buches studiert, erhält er den Eindruck, eine Originalquelle des frühen Christentums sei nach vielen Jahrhunderten endlich wieder aufgetaucht.

Die Christlich-islamische Kontroverse um das Buch
Die Herausgabe des Barnabasevangeliums auf deutsch (es erschien bis heute in mindestens 6-8 weiteren Sprachen) ist eine Fortsetzung der christlich-muslimischen Kontroverse um eine Schrift, die für sich selbst den Anspruch erhebt, das einzig wahre Evangelium zu sein. Von muslimischen Apologeten wird es auch fast durchgängig für das wahre Evangelium Jesu Christi gehalten, während Nichtmuslime es fast ebenso ausschließlich als Fälschung aus dem Mittelalter ablehnen.

Diese Kontroverse begann bereits Anfang des 18. Jahrhunderts, als die ersten Stellungnahmen pro und contra Barnabasevangelium in Europa und in Indien veröffentlicht wurden.

Das älteste bekannte Exemplar
Lange war nur ein einziges Exemplar dieses Evangeliums in italienischer Sprache bekannt, das heute für jeden Interessierten in der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien einzusehen ist. Bekommt man in Wien dieses kleine Bändchen in die Hand, kann man kaum glauben, daß dieses Buch in den letzten 100 Jahren zwischen Christen und Muslimen so viel Unruhe ausgelöst hat.

Außer dem italienischen Manuskript sind aus dem 18. Jahrhundert zwei spanische Manuskripte bekannt, von denen eines als vollkommen verschollen gelten muß, während das andere als unvollständiges Manskript erst 1976 erneut in Sydney aufgefunden wurde, wo es sich noch heute befindet.

Außer dem italienischen und den beiden spanischen Handschriften wurde nie eine griechische, lateinische oder hebräische Handschrift aufgefunden und niemals ein echter historischer Beweis dafür erbracht, daß das Barnabasevangelium vor dem 16. Jahrhundert existiert hat.

Christen geben die erste Edition heraus
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden Christen in der islamischen Welt mit so vielen Gerüchten über dieses angeblich wahre Evangelium konfrontiert, von dessen Text zu diesem Zeitpunkt lediglich Bruchstücke veröffentlicht waren, daß sich zwei Mitarbeiter der Anglikanischen Kirche, Lonsdale und Laura Ragg, zu einer vollständigen Edition und Übersetzung des italienischen Textes auf englisch entschlossen. 1907 erschien die zweisprachige italienisch-englische Edition. 1908 wurde das Barnabasevangelium bereits auf arabisch übersetzt. Danach hat es in der islamischen Welt eine ungeheure Rolle als Waffe gegen das Christentum gespielt.

Der Islam und das Barnabasevangelium
Warum treten Muslime derart vehement für dieses Evangelium ein?

Weil es vorgibt, das einzige Evangelium von einem Augenzeugen des Lebens Jesu zu sein, und den Anspruch erhebt, die Wahrheit über das Christentum zu enthalten. Gleichzeitig lehnt es die grundlegenden christlichen Glaubenssätze ab, die auch der Islam verwirft:

Leugnung von Jesu Gottessohnschaft, Kreuzigung und Auferstehung

Das Barnabasevangelium leugnet die Gottessohnschaft Jesu, seinen Erlösertod am Kreuz und seine Auferstehung. Damit wird es als "christliches" Evangelium zum Kronzeugen gegen das - wie Muslime meinen, entartete und verfälschte - paulinische Christentum, während es gleichzeitig die Aussagen des Korans bestätigt. Daß die wahre christliche Offenbarung also nicht mit dem Islam im Widerspruch steht, sondern mit ihr harmoniert ist ein immer wieder vorgebrachtes muslimisches Dogma, das - aus muslimischer Sicht - durch das Barnabasevangelium bestätigt wird.

Jüdische, christliche und muslimische Elemente

Das Evangelium, das jüdische, christliche und muslimische Elemente in sich vereinigt, schildert die Lebensgeschichte von Jesus Christus und seinen Jüngern von der Ankündigung der Geburt Jesu bis zu seinem Tod, es berichtet von Jesu Wundern, seinen Gleichnisse und Belehrungen, vom letzten Abendmahl, dem Verrat, dem Prozeß und der Kreuzigung, der das Barnabasevangelium eine islamische Deutung gibt: nicht Jesus, sondern Judas stirbt am Kreuz.

Judas stirbt statt Jesus am Kreuz
Diese "Ersatztheorie", die besagt, daß Judas mit Jesus verwechselt wurde und an seiner Stelle am Kreuz starb, ist heute die wohl am häufigsten anzutreffende Meinung unter muslimischen Theologen über die Kreuzigung. Die einzige Aussage des Korans über die Kreuzigung in Sure 4,157-158 spricht nur in dunklen Andeutungen über das Ereignis und könnte so ausgelegt werden, daß nicht Jesus, sondern ein anderer gekreuzigt wurde. Mit der Erklärung, dies sei Judas gewesen, legt das Barnabasevangelium gewissermaßen den Koran aus.

Gründe gegen die Echtheit
Wohl für jeden Nichtmuslim, der das Barnabasevangelium nicht aus Parteinahme für den Islam verteidigen möchte, gibt es schwerwiegende Gründe, die gegen die Echtheit dieses Evangeliums sprechen, denn alles deutet auf eine Abfassungszeit zwischen dem 14. und 16. Jahrhundert hin. Viel schwieriger ist die Frage nach der Absicht und den Umständen der Abfassung des Barnabasevangeliums zu beantworten.

Absicht und Umstände der Abfassung des Barnabasevangeliums
Nichtmuslime gehen meist davon aus, daß ein ehemaliger Christ, der zum Islam konvertiert und daher sowohl mit dem Christentum als auch mit dem Islam vertraut war, solch ein Evangelium verfaßt haben könnte. Dies geschah möglicherweise aus Rache am Christentum aufgrund der spanischen Inquisition im 16./17. Jahrhundert, denn Spanien ist ein möglicher Ursprungsort des Barnabasevangeliums.

Frühchristliche Hinweise auf das Barnabasevangelium
Da muslimische Apologeten davon ausgehen, daß das Barnabasevangelium ein frühchristliches Dokument ist, versuchen sie, die Echtheit des Barnabasevangeliums zu beweisen, indem sie nach Spuren oder Vorläufern des Textes in der frühchristlichen Kirchengeschichte suchen. Es werden mehrere Dokumente aus der frühchristlichen Kirchengeschichte angeführt, um zu "belegen", daß der Autor des Barnabasevangeliums und dieser frühchristlichen Dokumente miteinander identisch seien.

Zu den Dokumenten, die von muslimischen Apologeten dafür herangezogen werden, gehört der kurze Barnabasbrief: Er enthält jedoch nur kurze 21 Kapitel, während das Barnabasevangelium 222 lange Kapitel umfaßt. Muslime führen weiter die Barnabasakten1 an: Dies ist ein pseudoepigraphisches Werk aus dem 5. Jahrhundert auf Griechisch. Ebenso ist der häufig genannte Codex Barocci 39 nur ein kurzes Textfragment2, das keinen Hinweis darauf gibt, es könnte mit dem heutigen Barnabasevangelium übereinstimmen. Das "Decretum Gelasianum de libris recipiendis et non recipiendis" aus dem 4./5. Jahrhundert n. Chr.33 führt zwar ein Barnabasevangelium in der Liste seiner Schriften auf4, aber von diesem Barnabasevangelium ist nichts erhalten, so daß es reine Spekulation bleiben muß, daß dieses Barnabasevangelium mit dem heutigen Text etwas zu tun haben könnte. Gleichermaßen verhält es sich mit dem "Verzeichnis" der 60 Kanonischen Bücher"5 aus der Zeit des 7. bis 8. Jahrhunderts, das ein Barnabasevangelium namentlich aufführt. Alle Dokumente wie auch die frühchristliche Kirchengeschichte insgesamt geben jedoch keinerlei Hinweise darauf, daß jemals eine Verbindung zu dem Barnabasevangelium existiert hat, um den sich die christlich-muslimische Kontroverse heute dreht.

Vorwiegend islamisches Gedankengut
Das heute vorliegende Barnabasevangelium enthält islamisches Gedankengut, das - obwohl außer von der Person Muhammads nirgends offiziell vom Islam die Rede ist - stark an den Koran und die muslimische Überlieferung erinnert. Da der Islam erst im 7. Jahrhundert n. Chr. enstand, kann das Evangelium nicht aus frühchristlicher Zeit stammen.

Der Autor kann nicht in Palästina gelebt haben
Etliche Aussagen des Barnabasevangeliums sind zudem mit der Geschichte und Geographie Palästinas unvereinbar, so daß es kaum vorstellbar scheint, der Autor des Barnabasevangeliums könnte in Palästina gelebt haben. Darüber hinaus fehlt eine verläßliche Quelle, die vor dem Beginn des 18. Jahrhunderts von dem Inhalt des Barnabasevangeliums berichtet. Aber auch darüberhinaus sprechen etliche Anhaltspunkte aus dem Text selbst für ein spätmittelalterliches oder frühneuzeitliches Abfassungsdatum zwischen dem 14. und 16. Jahrhundert.

Beweise gegen eine Datierung ins erste Jahrhundert
So machen etwa folgende Beispiele eine Datierung des Textes in die das erste nachchristliche Jahrhundert unwahrscheinlich:

Das Barnabasevangelium erhebt den Vorwurf der Verfälschung des Alten Testamentes 6 durch die menschlichen Traditionen der "falschen Pharisäer"7, obwohl die Partei der Pharisäer erst zwischen 135 und 104 v. Chr. entstand.

Mehrere Propheten wie Adam, Abraham, Ismael, Mose, David und Jesus, der Sohn der Maria, werden als "Gesandte Gottes" bestätigt8: Dies ist zwar die Sicht des Korans, aber keine christliche Anschauung, die zwischen Adam, Abraham und Jesus erhebliche Unterschiede macht und nicht alle gleichermaßen als "Gesandte" bezeichnet.

Adam rezitiert im Barnabasevangelium sogar das islamische Gaubensbekenntnis9, das zu frühchristlicher Zeit natürlich noch niemand gekannt haben kann, da der Islam erst im 7. Jahrhundert n. Chr. entstand.

Die Verheißung der Geburt Jesu wurde, wie das Barnabasevangelium berichtet, Ismael, nicht Isaak gegeben10, und Ismael wurde statt Isaak von Abraham geopfert: Dies ist die islamische Sicht der Abrahamsgeschichte, aber keine christliche Anschauung.

Jesus stammt im Barnabasevangelium nicht von David ab: In der Bibel eine klar bezeugte Aussage.

An Maria und Joseph ergeht im Barnabasevangelium der Befehl Gottes, Jesus von Wein, starkem Getränk und unreinem Fleisch11 - also Schweinefleisch - fernzuhalten: Das Verbot von Schweinefleisch und Wein ist jedoch ein islamisches Verbot, kein christliches.

Jesus ist nach Aussage des Barnabasevangeliums nur zu Israel gesandt12: Das entspricht der muslimischen Theologie, die davon ausgeht, daß jeder Prophet der Geschichte nur partiell zu seinem besonderen Volk gesandt war. Nur Muhammad war nach muslimischer Ansicht zu der ganzen Welt gesandt.

Als Jesus im Barnabasevangelium seine Offenbarung im Alter von 30 Jahren erhält, wird er beim Mittagsgebet von einem hellen Licht umstrahlt und von Engeln umgeben, während der Engel Gabriel Jesus ein Buch übergibt, das in sein Herz eindringt13: Es ist eine muslimische Ansicht, daß der Engel Gabriel Muhammad seine Botschaft übermittelte.

Muhammad ? der Größere?
Jesus bezeichnet Muhammad im Barnabasevangelium als den Größeren14, dem er nicht wert ist, den Schuhriemen aufzulösen: Hier übernimmt Jesus die Rolle Johannes des Täufers aus dem Neuen Testament.

Jesus kündigt im Barnabasevangelium das Kommen Muhammads an und nennt auch schon den Namen Muhammad. Jesus bittet Gott, Muhammad zu senden, um die Welt zu retten: Niemand hat zur Zeit Jesu gewußt, daß sechs Jahrhunderte nach Jesu Tod Muhammad auf der Arabischen Halbinsel für sich in Anspruch nehmen würde, von Gott gesandt zu sein und die Wahrheit zu predigen. Aus christlicher Sicht ist es unmöglich, daß Jesus Muhammad ankündigte und Gott, seinen Vater, bat, Muhammad zu senden.

Die Kreuzigung des Judas im Barnabasevangelium entspricht nicht den Berichten der Evangelien: Hier wird eine islamische Deutung der Kreuzigung vorgenommen, die jedoch mit der einzigen Koranstelle zur Kreuzigung (Sure 4,157-158) in Einklang gebracht werden könnte.

Islamische Apologetik zum Christentum
Das Barnabasevangelium nimmt bereits eine apologetische Deutung des Christentums vor, wenn es darauf anspielt, daß der Apostel Paulus von einigen christlichen Dogmen abgewichen sei. So beklagt Barnabas etwa, von Paulus zu der Lehre von der Gottessohnschaft Jesu verführt worden zu sein. Daß Paulus der ?Verderber" des ursprünglichen Christentums? sei, ist eine Anschauung, die von europäischen Bibelkritikern und islamischen Apologeten gleichermaßen immer von neuem wiederholt wird, aber für bibeltreue Christen falsch sein muß.

Widersprüche zum Koran
Gleichzeitig muß an dieser Stelle betont werden, daß es auch Aussagen im Barnabasevangelium gibt, die weder mit dem Koran noch mit der Bibel in Einklang zu bringen sind.

Zu den vom Koran abweichenden Aussagen gehören etwa Barnabas" Ausführungen über die Hölle als einem nur zeitweiligen Aufenthaltsort der Sünder15, denn der Koran läßt keinen Zweifel daran, daß einmal in die Hölle Verbannte dort auf ewig bleiben müssen.

Im Widerspruch zum Koran steht auch die im Barnabasevangelium immer neu wiederholte Aussage, daß Muhammad der Messias sei, während es gleichzeitig mehrfach leugnet, daß Jesus der Messias ist. Es bezeichnet Jesus jedoch als "chrissto" (Christus). Man hat daher vermutet, daß der Autor nicht wußte, daß "Christus" die griechische Übersetzung des hebräischen "Messias" ("der Gesalbte") ist.

Im Koran wird Jesus in Jerusalem geboren, im Barnabasevangelium in Bethlehem16. Im Koran kommt er unter einer Palme zur Welt, im Barnabasevangelium in einer Herberge17. Im Koran leidet Maria große Schmerzen bei der Geburt (vgl. Sure 19,23), im Barnabasevangelium bringt sie Jesus ohne Schmerzen auf die Welt18. Der Koran kennt sieben Himmel (Sure 2,29), das Barnabasevangelium neun19. Der zehnte Himmel ist dort das Paradies. Das Barnabasevangelium tritt eindeutig für die Monogamie ein20, während die Mehrzahl der Muslime in Sure 4,3 eine Erlaubnis zur Heirat von bis zu vier Frauen erkennt.

Fälschung des Neuen Testamentes?
Das Barnabasevangelium selbst weist darauf hin, daß das ursprüngliche Evangelium verfälscht worden sei. Wäre Barnabas tatsächlich ein Zeitgenosse Jesu gewesen, wäre das Neue Testament noch gar nicht abgeschlossen gewesen. Damit hätte das Barnabasevangelium sein eigenes Schicksal vorausgesagt. Zudem macht der Autor des Barnabasevangeliums durch geographische und historische Mißgriffe deutlich, daß er weder Palästina jemals besucht noch im ersten nachchristlichen Jahrhundert gelebt haben kann:

Geographische und historische Mißgriffe
Im Barnabasevangelium ist Nazareth ein Ort an der Küste des Sees Genezareth. Nazareth liegt jedoch auf einem Hügel.

Jesus steigt nach dem Bericht des Barnabasevangeliums vom See Genezareth nach Kapernaum hinauf. Kapernaum liegt jedoch direkt am See Genezareth.

Das Barnabasevangelium berichtet, daß Jesus in ein Schiff gestiegen und nach Jerusalem gefahren sei. Jerusalem liegt jedoch im Landesinneren und ist nicht per Schiff erreichbar.

Ninive liegt nach der Beschreibung des Barnabasevangeliums in der Nähe der Mittelmeerküste. Es ist jedoch am Tigris im Landesinnern gelegen.

Die Zeitangaben zur Geburt Jesu im Barnabasevangelium stimmen im Verhältnis zu den Amtszeiten des Pilatus, Ananias und Kaiphas nicht mit der historischen Überlieferung überein.

Das Barnabasevangelium berichtet von 600.000 römischen Soldaten in Palästina21. So viele Soldaten gab es im ersten nachchristlichen Jahrhundert jedoch möglicherweise nur im gesamten Römischen Reich, keinesfalls jedoch in Palästina.

Das Barnabasevangelium berichtet von 17.000 Pharisäern zur Zeit des Alten Testamentes. Die Partei der Pharisäer entstand jedoch erst im zweiten vorchristlichen Jahrhundert22.

Das Barnabasevangelium beschreibt einen europäischen Sommer: "alles trägt Frucht"23. In Palästina regnet es jedoch im Winter, und im Sommer ist das Land trocken.

Barnabasevangelium ? eine ?göttliche Komödie??
Die Herausgeber der ersten italienisch-englischen Edition des Barnabasevangeliums Lonsdale und Laura Ragg wiesen zudem bereits auf auffällige Parallelen zwischen dem Barnabasevangelium und den Werken des größten italienischen Dichters Dante Alighieri (1265-1321) wie etwa ?La divina commedia? (Die göttliche Komödie) hin, und zwar insbesondere hinsichtlich Dantes Darstellungen von Himmel, Hölle und Paradies24. So stimmt etwa die Zahl von neun, bzw. einschließlich des Paradieses von zehn Himmeln aus dem Barnabasevangelium ebenso wie die Unterteilung der Hölle in sieben Zentren25 mit Dantes Schilderung von zehn Himmeln überein26.

Was die unmittelbare Beziehung beider Texte zueinander betrifft, so hat Lonsdale Ragg, ein Experte für italienische mittelalterliche Literatur - die Vermutung geäußert, daß das Barnabasevangelium und Dantes "Göttliche Komödie" zwar unabhängig voneinander, aber hinsichtlich ihres Umfeldes in enger Beziehung zueinander entstanden sind27.

Entstanden frühestens im 14. Jahrhundert
Die wahrscheinlichste Abfassungszeit des Barnabasevangeliums liegt für Lonsdale Ragg zwischen 1300 und 135028. Nachfolgende Forscher haben diesen Zeitraum bis etwa zum 16. Jahrhundert erweitert. Folgende Fakten sprechen für eine mittelalterliche Abfassungszeit:

Nach der Beschreibung des Barnabasevangeliums wird das "Jubeljahr" im Abstand von 100 Jahren gefeiert29, während das Alte Testament einen 50jährigen Zeitraum nennt. Im Jahr 1300 n. Chr. setzte Papst Bonifatius VIII. die Jubeljahrfeier auf einen 100jährigen Turnus fest. Aber schon im Jahr 1343 verkürzte Clemens VI. die Zeit auf 50 Jahre und kündigte das nächste Jubeljahr für das Jahr 1350 an. So war die Frist für die Feier des Jubeljahres nur zwischen 1300 und 1343 auf einen 100jährigen Abstand festgelegt, wie das Barnabas*evangelium beschreibt30. Urban VI. verkürzte 1389 die Frist auf einen 33jährigen und Paul II. im Jahr 1470 auf einen 25jährigen Abstand, der bis zur Gegenwart beibehalten wurde31.

Das Barnabasevangelium tritt für Verhaltensweisen ein, die stark an die mittelalterliche Mönchsaskese erinnern. So wird an etlichen Stellen Lachen als Sünde verurteilt32, Weinen gilt jedoch als Zeichen geistlichen Lebens33.

Die Vulgata im Barnabas*evangelium und andere Ungereimtheiten
Das Barnabasevangelium zitiert Bibelverse nach der lateinischen Vulgataübersetzung, die erst Ende des vierten Jahrhunderts entstand und zur offiziellen katholischen Bibel wurde.

Das Barnabasevangelium berichtet, Jesus und seine Jünger hätten "die 40 Tage gehalten"34. Die vierzigtägige Fastenzeit vor Ostern wurde jedoch erst im vierten Jahrhundert n. Chr. eingeführt und sollte an das Leiden und Sterben Jesu erinnern, was vor seinem Tod unmöglich war.

Das Barnabasevangelium erwähnt eine Goldmünze, den Dinar zu 60 minuti35. Diese Münze wurde nur kurze Zeit im Mittelalter in Spanien verwendet; ein Argument, das die These von der Entstehung des Barnabasevangeliums in Spanien zu stützen scheint.

Im Barnabasevangelium werden Holzfässer zur Weinaufbewahrung erwähnt36, im Nahen Osten waren jedoch Lederschläuche üblich.

Im Gegensatz zum Koran beschreibt das Barnabasevangelium, daß Maria ihr Kind ohne Schmerzen zur Welt bringt37; eine Lehre, die erst in der Kirche des Mittelalters aufkam.

Das Barnabasevangelium betont die Bedeutung der Almosen, des Fastens, der Wallfahrt und des fünfmaligen Gebetes, das auch Jesus ausführt38, womit der Text auf einen Zeitraum nach der Entstehung des Islam im 7. Jahrhundert n. Chr. hinweist.

Im Barnabasevangelium wird die verbotene Frucht im Paradies, die das Alte Testament nicht näher bestimmt, als Apfel bezeichnet39; ebenfalls eine Entwicklung der späteren Kirchengeschichte.

Auf diese und einige weitere Punkte stützten sich die meisten Abhandlungen von nicht-muslimischer Seite in ihrer Ablehnung der Annahme, bei dem heutigen Barnabasevangelium in italienischer Sprache handle es sich um ein Dokument der frühen Kirchengeschichte.

Bis heute erscheinen in etlichen islamischen Ländern - vor allem von Christen - Abhandlungen, die sich gegen die Echtheit des Barnabasevangeliums wenden, und ebenfalls bis heute geht das Bemühen von muslimischer Seite dahin, zu "beweisen", daß dieses Barnabasevangelium das einzig wahre Evangelium ist und die vier Evangelien des Neuen Testamentes Fälschungen darstellen.

Unvermeidliche auftretende Fragen...
In diesem Zusammenhang muß die deutsche Übersetzung des italienischen Barnabasevangeliums betrachtet werden. Sie beschränkt sich allerdings im wesentlichen auf den Text selbst und behandelt das Evangelium so, als sei der Autor ohne Frage der neutestamentliche Apostel Barnabas selbst. Lediglich eine Pressemitteilung spricht von "unvermeidlich auftretenden Fragen nach seiner Echtheit und exegetischen Fragen", ohne näher darauf einzugehen, um welche Fragen der Echtheit es sich dabei handeln könnte.

Das knappe Vorwort des Buches mit dem Titel ?Zur Geschichte des Barnabas-Evangeliums? enthält nur einen Bruchteil dieser Geschichte und geht mit keinem Wort auf die vielen Schriften und Argumente ein, die von nichtmuslimischer Seite bisher vorgebracht wurden, um die Echtheit des Barnabasevangeliums als frühchristliches Evangelium zu widerlegen.

In letzter Konsequenz entscheidet die Weltanschauung des Betrachters darüber, wieviel Echtheit dem Barnabasevangelium zugebilligt wird. Für Muslime bestätigt es den Koran und die islamischen Dogmen und ist daher wahr, während es für Christen im Widerspruch zum Alten und Neuen Testament steht und daher unwahr ist. Letzlich wird es daher von Muslimen befürwortet und von Christen abgelehnt.

Christen und nicht Muslime gaben die erste Ausgabe heraus
Mit der Befürwortung der Echtheit dieses Evangeliums geht die immer wieder von Muslimen vorgebrachte Behauptung Hand in Hand, die christliche Kirche habe versucht, dieses wahre Evangelium vor der Öffentlichkeit zu verbergen.

Das Gegenteil ist jedoch der Fall: Christen bemühten sich erstmals um eine vollständige Textedition im Jahr 1907. Seitdem ist das Barnabasevangelium in etlichen Sprachen zugänglich. Vor dem Aufkommen der muslimischen Stellungnahmen pro Barnabasevangelium hatte in Europa niemand Interesse an einer neuen apokryphen Schrift.

Anspruch und Wirklichkeit
Abschließend soll auf einige Aussagen des Vorwortes zur vorliegenden deutschen Übersetzung des Barnabasevangeliums eingegangen werden:

Eine Urschrift in der Türkei gefunden?
Die Behauptung des Klappentextes "Eine Urschrift (des Barnabasevangeliums) wurde jüngst in der Türkei aufgefunden" entspricht leider nicht den nachprüfbaren Tatsachen.

Mit Sicherheit haben die Herausgeber des Barnabasevangeliums diese "Urschrift" oder ein Foto von ihr nie gesehen, denn sie zitieren lediglich einen Zeitungsartikel aus der türkischen Tageszeitung "Türkiye" vom 25.7.1986 als Quelle.

Zu Beginn der 80er Jahre tauchten in der Türkei tatsächlich mehrere Zeitungsartikel über die Entdeckung eines "alten Bibelmanuskriptes" in einer Höhle in der Nähe von Hakkari in Südanatolien auf, dessen Gewicht etwa 50 kg betrage und dessen Alter mit der Radio-Carbon-Methode (C14) auf 1900 Jahre bestimmt worden sei. Es handle sich hierbei um das originale Barnabasevangelium in der "Arami-Suryani-Sprache" (das Vorwort zur deutschen Übersetzung bezeichnet diese Sprache jetzt als "Aramäisch"), das beim Konzil von Iznik (Nicäa) im Jahr 325 unterdrückt worden sei40. Auf das Manuskript sei man aufmerksam geworden, als es über die östliche Grenze außer Landes geschmuggelt werden sollte. Man fügte die Warnung hinzu, diesen Text nicht in die Hände von Christen geraten zu lassen, da diese ihn mit Sicherheit zerstören würden41.

Nur kurze Zeit später erschien hierzu eine Gegenstellungnahme von Ron Pankow aus Istanbul, die klarstellte, daß in der Türkei lediglich mehrere Manuskripte des Neuen Testamentes und ein Manuskript einer vollständigen Bibel aufgefunden worden seien, die höchstens 400 Jahre alte nestorianische Texte in aramäischer Sprache darstellten. Mit einem Barnabasevangelium, womöglich aus der frühchristlichen Kirchengeschichte habe dieser Fund jedoch nichts zu tun42.

Ein solcher Fund wäre im übrigen eine Weltsensation gewesen. Schon wegen seines hohen Alters wäre der Text weltbekannt geworden, aber wieviel mehr, wenn es sich dabei um ein Evangelium gehandelt hätte.

Immerhin konnte bisher kein hebräisches, aramäisches, griechisches oder lateinisches Original des Barnabasevangeliums aufgefunden werden, das den letzten Baustein in der muslimischen Argumentation zugunsten der Echtheit und des Alters des Textes bilden würde.

Des Grab des Barnabas
Ferner greift das Vorwort der deutschen Textedition die von muslimischer Seite immer wieder vorgebrachte Behauptung auf, auf Zypern sei im Grab des als Märtyrer verstorbenen Barnabas das Barnabasevangelium auf seiner Brust aufgefunden worden. Das ist jedoch nicht der Fall. Es gibt keinen einzigen historisch nachprüfbaren Hinweis dafür, daß die beiden einzigen uns bekannten Manuskripte des Bar*na*bas*evan*ge*liums auf italienisch und spanisch in einem Vorläufer schon zu frühchristlicher Zeit existiert haben, geschweige denn dafür, daß sie jemals mit Zypern in Berührung gekommen sind. Woher stammt dann diese muslimische Annahme? Sie stammt aus einer zypriotischen Legende aus dem fünften Jahrhundert, welche nach Auskunft eines Autors aus dem 16. Jahrhundert berichten soll, daß Barnabas dem Bischof von Salamis (Zypern) in einer Vision erschienen sei und ihm von einer Höhle, einem Sarg und einem Leichnam erzählt habe, auf dessen Brust der Bischof das Evangelium finden werde, das Barnabas mit eigenen Händen abgeschrieben habe, nachdem er es von dem Apostel und Evangelisten Matthäus empfangen habe43. Es handelt sich also bei dieser Legende - deren historische Zuverlässigkeit im übrigen immer wieder bezweifelt wurde - eindeutig um das Matthäus*evangelium und nicht um ein Barnabasevangelium. Von muslimischer Seite ist diese Legende dahingehend umgedeutet worden, daß Barnabas dieses Evangelium selbst verfaßt habe.

Das Gelasius-Dekret
Auch der in der deutschen Textedition als Tatsache berichtete Verweis darauf, daß dasselbe Barnabasevangelium schon im sog. "Gelasius-Dekret" des 5. Jahrhunderts "eine erste gesicherte Erwähnung" (S. 8) findet, kann so nicht als Tatsache stehengelassen werden. Das "Decretum Gelasianum de libris recipiendis et non recipiendis", möglicherweise südgallischen oder norditalienischen Ursprungs vom Ende des fünften oder Anfang des sechsten Jahrhunderts, wurde nach Papst Gelasius (regierte 492-496) benannt; einige Teile werden auf Papst Damasus (regierte 366-384) zurückgeführt. Im fünften Teil des Dekrets befindet sich u. a. ein Katalog apokrypher, von der Kirche als unkanonisch verworfener Schriften. Darunter wird neben etlichen anderen Evangelien der Apostel Jakobus, Petrus oder Andreas ein ?Barnabasevangelium?44 mit dem Titel "Evangelium nomine Barnabae apocryphum"45, oder, mit anderer Lesart, "Barnabas et apostoli" aufgeführt, woraus deutlich wird, das dieses Evangelium, wie später vielfach von muslimischer Seite behauptet, jedenfalls nicht in Opposition gegen die Evangelienberichte der übrigen Apostel geschrieben worden sein kann. Es gibt keinerlei Beweis dafür, daß dieses im Gelasius-Dekret erwähnte Evangelium, von dem heute niemand mehr kennt als bloß den Namen, da kein einziges Textfragment erhalten ist, mit dem wahrscheinlich im Spätmittelalter abgefaßten Evangelium identisch sein könnte.

Fra Marino
Ferner erzählt das Vorwort der deutschen Textedition aus dem Vorwort der spanischen Ausgabe nach, daß ein Mönch namens Fra Marino das Manuskript aus der Bibliothek Papst Sixtus V. (regierte 1585-1590) entwendet haben soll, während der Papst, der ihm in seiner Bibliothek das Barnabasevangelium zeigen wollte, plötzlich eingeschlafen war. Fra Marino sah sich aus Langeweile in der Bibliothek um, und das erste Buch, das er aus dem Regal nahm, war zufällig eben dasselbe Barnabasevangelium. Er verbarg es in seinem Mantel und entwendete es aus der päpstlichen Bibliothek, nachdem der Papst erwacht war und ihn aus der Bibliothek geführt hatte. Fra Marino studierte das Barnabasevangelium und wurde Muslim. Später floh er nach Istanbul. Diese Erzählung wird von den Befürwortern der Echtheit des Textes - wie auch in vorliegender Textedition - als Meilenstein der Erwähnung des Barnabasevangeliums im Mittelalter herangezogen, ohne in Rechnung zu ziehen, daß sich diese Geschichte ja im Barnabasevangelium selbst befindet, das sich als echtes Evangelium bezeichnet, also zum Erweis der Historizität des Textes nicht viel beitragen kann46.

Dialog oder Erweis der Überlegenheit des Islam über das Christentum?
Nach der dem Buch beiliegenden Presseinformation soll die Veröffentlichung den ?interkulturellen Dialog ... befördern?. Christen, die ihrerseits von der Wahrheit des Neuen und Alten Testamentes überzeugt sind, werden das Barnabasevangelium nur als eine von vielen Fälschungen ablehnen können. Allerdings verstehen muslimische Theologen unter "Dialog" im allgemeinen eher den Erweis der Überlegenheit des Islam und vielleicht auch die Aufdeckung von Mißverständnissen zwischen beiden Religionen, keinesfalls aber das Aufgaben islamischer Positionen und Dogmen. Wer jedenfalls die Einführung und den Text des Barnabasevangeliums liest, lernt nur die muslimische Sichtweise zu diesem Text kennen und erhält den Eindruck, als ob hier eine historische Originalquelle aus dem 1. Jahrhundert auf deutsch zugänglich gemacht würde; er erhält aber keinen echten Hinweis auf die vielen Einwände gegen die Echtheit des Barnabasevangeliums. Jedenfalls wird sich dieses Buch in den deutschen Buchmarkt mit seinen seinen vielen "Jesus-Bestsellern" und ihren zahlreichen, von der Bibel abweichenden Theorien gut einordnen.

Literatur
1. Muslimische Schriften
1. 1. Der Text des Barnabas*evangeliums
Bawany Wakf, Begum Aisha

1974 The Gospel of Barnabas, 3. Auflage, B. A. B. Wakf, Karachi, Pakistan
1977 The Gospel of Barnabas, 6. Auflage, Bawany Islamic Trust, Karachi, Pakistan
1973 The Gospel of Barnabas, Karachi, Pakistan
1. 2. Über das Barnabasevangelium
Peerbhai, Adam

1967 Missing Documents from the Gospel of Barnabas, Islamic Institute, Durban, Südafrika
1975 World Seminar on the Gospel of Barnabas, Al-Jihaad International Movement, Cape Town, Südafrika, M. A.
1973 The Gospel of Barnabas, Quran Council of Pakistan, Karachi, Pakistan
Wadood, A. C. A.

2. Christliche Schriften
2. 1. Der Text des Barnabasevangeliums
Ragg, Laura, Ragg, Longsdale

1907 The Gospel of Barnabas, edited and translated from the Italian Manuscript in the Imperial Library at Vienna, Clarendon Press, Oxford
2. 2. Über das Barnabasevangelium
Axon, William E. A.

1902 On The Mohammedan Gospel of Barnabas, Journal of Theological Studies III(1902): 441-451, Oxford: Oxford University Press
Gairdner, William H. Temple, Abdul-Ahad, Selim

1975 The Gospel of Barnabas, An Essay and Enquiry, Henry Martyn Institute of Islamic Studies, Hyderabad, India Gilchrist, John
1976 The Gospel of Barnabas, Is this "The Amazing Truth"? Or is it a "Bare-faced Forgery"?, Jesus to the Muslims, Benoni, Südafrika
1979 Origins and Sources of the Gospel of Barnabas, Christianity and Islam Series 2, 32 S., Jesus to the Muslims, Benoni, Südafrika
Jadeed, Iskandar

o.J. The Gospel of Barnabas "A False Testimony", 24 S., The Good Way, Rikon CH
Kritzinger, J. N. J.

1975 The Gospel of Barnabas Carefully Examined, Pretoria, Südafrika
1979 A Critical Study of the Gospel of Barnabas, Jesus to to the Muslims, Benoni, Südafrika
Nehls, Gerhard

1982 Christen antworten Moslims, (Kapitel XI. Das Barnabasevangelium), 255 S., Hänssler Verlag, Neuhausen
Ragg, Longsdale

1905 The Mohammedan "Gospel of Barnabas", Journal of Theological Studies VI(1905): 425-433, Oxford: Oxford University Press
3. Weitere Literatur über das Barnabasevangelium
Al Samman, Tarif, Mazal, Otto

1988 Die Arabische Welt und Europa, Ausstellung ... der Österreichischen Nationalbibliothek, Graz: Akademische Druckund Verlagsanstalt, darin: Nr. 37 (S.133-134 und Abb. 5)
Slomp, Jan

1974 Pseudo-Barnabas in the Context of Muslim-Christian Apologetics, Christian Study Centre, Rawalpindi, Pakistan
1978 The Gospel of Barnabas, Pontifico Istituto Di Studi Arabi, Rom
4. Literatur über Barnabas (Neues Testament / Barnabasbrief
Encyclopedia Britannica

1982 Barnabas, Saint und Barnabas, Letter of, S. 822-823 in: EB, 15. Auflage, Ausgabe 1982, Chicago: EB, Band I
von Harnack, Adolf

1897 Barnabas, S. 410-413, in: Realencyklopädie für protestantische Theologie und Kirche, hrsg. von Albert Hauck, 3. Auflage, Leipzig: J. C. Hinrichs"sche Buchhandlung, Band 2

Kohler, Kaufmann

1902 Barnabas, Joses, S. 537-538 in: The Jewish Encyclopedia, hrsg. von Isidore Singer, New York/London: Funk and Wagnalls Company, Band II
5. Sonstige Literatur
Bibliotheca Eugeniana

1986 Die Sammlungen des Prinzen Eugen von Savoyen, Wien, darin: Nr. 108, S.211-213
Fritsch, Erdmann

1930 Islam und Christentum im Mittelalter, Breslauer Studien zur historischen Theologie XVII, Breslau: Müller &amp; Seiffert
Paret, Rudi

1980 Der Koran, Übersetzung, 2. Auflage, W. Kohlhammer Verlag, Stuttgart
Ragg, Longsdale

6. Zum Weitergeben geeignet
Gilchrist

1979 (F.F.M., 50/51 Norfolk Square, Brighton, BN1 2PA, Great Britain in Englisch)
Jadeed

o.J. (The Good Way, Postfach 66, CH-8486 Rikon, Schweiz in Englisch und Arabisch).
Auf Deutsch empfiehlt sich das umfangreichere Buch von Nehls 1982.




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Fußnoten
1 Vgl. Adolf Harnack. Barnabas. in: Albert Hauck (Hg.). Realencyklopädie für protestantische Theologie und Kirche, Bd. 2. Leipzig 1897/3. S. 410-413, hier S. 411-412
2 Das Textfragment wird zitiert bei Johann Ernst Grabe. Spicilegium SS. Patrum ut et Haereticorum Seculi Post Christum natum I-III. Oxoniae 1698-1699, hier Bd. I. S. 302. Grabe ist der Ansicht, das Fragment stamme aus dem Gelasius-Dekret, was jedoch reine Hypothese ist.
3 Vgl. die Liste der apokryphen Schriften bei Edgar Hennecke. New Testament Apocrypha. Hg. von W. Schneemelcher. 2 Bde. London 1963-1965, hier Bd. 1, S. 47-49
4 Vgl. dazu Ernst von Dobschütz (Hg.). Das Decretum Gelasianum de Libris recipiendis et non recipiendis. Leipzig 1912
5 Vgl. Theodor Zahn. Geschichte des Neutestamentlichen Kanons. Bd. 2. Erlangen/Leipzig 1890, S. 289-293
6 Das Buch Davids und das Buch Moses soll gemäß des Barnabasevangliums verfälscht worden sein: Lonsdale and Laura Ragg. The Gospel of Barnabas. Oxford 1907, CXXIV/284+CLIX/370 (Die römische Zahl gibt das Kapitel des Evangeliums an, die darauffolgende Zahl die Seite des italienischen Manuskripts).
7 Ebd., CLXXXIX/424
8 Ebd., LV/130
9 Ebd., XXXIX/88
10 Ebd., XLIII/102
11 Ebd., II/6
12 Ebd., LXXXII/190
13 Ebd., X/14+CLXVIII/388
14 Ebd., XCVII/222
15 Das Barnabasevangelium bezeugt die völlige Freiheit des Menschen, sich entweder für das Gute oder das Böse zu entscheiden: Ebd., CLV/360
16 Ebd., III/6
17 Ebd., III/6
18 Ebd., III/8+X/14
19 Ebd., CV/240+CLXXVIII/402
20 Ebd., CXV/266
21 Ebd., XCI/210
22 Johann Maier. Geschichte der jüdischen Religion. Berlin 1972, S. 71ff.
23 Lonsdale and Laura Ragg. The Gospel of Barnabas. Oxford 1907, CLXIX/390
24 Ebd., Introduction. S. Xlii
25 Ebd., CXXXV/310ff
26 So Miguel Asin. Islam and the Divine Comedy. London 1926, S. 88
27 Lonsdale Ragg. Dante and The "Gospel of Barnabas". in: Modern Language Review 3/1907. S. 157-165
28 Ebd. S. 164
29 Lonsdale and Laura Ragg. The Gospel of Barnabas. Oxford 1907, LXXXII/190
30 Aufgrund dieser Festlegungen der Jubeljahrfeiern vermutete man als Abfassungszeit des Barnabasevangeliums vorzugsweise das 14. Jahrhundert.
31 W. Lurz. Heiliges Jahr. in: Lexikon für Theologie und Kirche. Bd. 5. Freiburg 1960/1980. S. 125-126
32 Lonsdale and Laura Ragg. The Gospel of Barnabas. Oxford 1907, LXXXII/190; CII/234
33 Ebd., CII/236
34 Ebd., XCII/212
35 Ebd., LIV/128
36 Ebd., XLII/354
37 Ebd., III/8
38 Ebd., LXXXIX/206
39 Ebd., XXXIX/90
40 So ein Artikel Barnabas Bible Found, in: Arabia 4/1985/1405/No.41/Jan-Febr/ Rabi Al-Thani, S. 46; ähnlich auch "Original Bible of Barnabas found in Turkey", in: The Minaret 12,3; 1.+16.4. 1985, o. S.
41 Vgl. den ausführlicheren Artikel "HÝristiyan alemini allak-bullak edecek esere sahip çÝkÝlmalÝ", in: Milli Gazete Türkiye v. 29.11.1984, o. S.
42 Ron Pankow. The Barnabas Bible? in: Arabia 1985/1405/March-April/Rajab, o. S.
43 Acta Sanctorum Boland. Antwerpen 1698. T. 2, S. 422- 450
44 Vgl. die Liste der apokryphen Schriften bei E. Hennecke. New Testament Apocrypha. Hg. von W. Schneemelcher. Bd. 1. Tübingen 1959. S. 47-49
45 Vgl. dazu Ernst von Dobschütz. Das Dekretum Gelasianum De Libris Recipiendis et Non Recipiendis. Texte und Untersuchungen zur Geschichte der altchristlichen Literatur. 38.4. Leipzig 1912
46 Eine ca. 150seitige Darstellung des Einflusses des Barnabasevangeliums in der islamischen und westlichen Welt findet sich bei Christine Schirrmacher. Mit den Waffen des Gegners. Berlin 1992
  #27084  
Alt 22.11.2005, 07:44
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Standard Situation muslimischer Konvertiten

B O N N (24. Mai 2005) ? Wie aktuelle Beispiele belegen, kann der Abfall vom muslimischen Glauben in vielen islamischen Ländern schwerwiegende Folgen haben.

Iran: Ex-Colonel droht Kreuzigung wegen Glaubensabfall
Im Iran droht Hamid Pourmand, einem ehemaligen Colonel der iranischen Armee, die Kreuzigung. Das berichtet der christliche Nachrichtendienst Compass Direct. Grund ist sein Abfall vom Islam vor 25 Jahren. Nach bereits drei Jahren Haft ? für das angebliche Geheimhalten seiner Konversion vor der Armee ? wird in diesen Tagen vor dem Scharia-Gericht auch der Vorwurf des Proselytismus verhandelt. Pourmand habe andere zum Abfall verleiten wollen, so die Anklage. Seinen Job in der Armee, sein Gehalt, seine Rentenansprüche und seine Familienwohnung hat Pourmand bereits verloren.

Kairo: Konvertit in Nervenklinik zwangseingeliefert
In Kairo kämpft der 30-jährige Geser Mohammed Mahmoud ums Überleben. Mahmoud wird derzeit in einer Nervenklinik festgehalten und dort nach Zeugenberichten gequält und gefoltert. Die zuständigen Ärzte sollen ihm gedroht haben, ihn erst beim Abschwören seines Glaubens und der Rückkehr zum Islam zu entlassen. Im Januar war es zur Zwangseinlieferung gekommen, nachdem seine Adoptiveltern erfahren hatten, dass er Christ geworden sei. Wer sich als Muslim von seinem Glauben abwendet, muss in den meisten islamischen Ländern um sein Leben fürchten. Dabei kommen die wenigsten Apostasiefälle vor Gericht. Der Abgefallene muss sich vielmehr vor einer regelrechten ?Lynchjustiz der Gesellschaft? fürchten, erklärt die Bonner Islamwissenschaftlerin Dr. Christine Schirrmacher. Er befinde sich in einem ?Zustand der Vogelfreiheit? ohne Rechtsschutz. Denn einen vom Islam Abgefallenen umzubringen, wird in Ländern mit islamisch beeinflusster Gesetzgebung wie Iran oder Ägypten, häufig nicht als Verbrechen betrachtet, auch wenn die übliche Bedenkzeit nicht gewährt oder gar ein anders lautendes Gerichtsurteil ergangen ist. Wegen Mordes kann der Täter nicht belangt werden.

Islam: Glaubensabfall ist Staatsverrat
Nach herrschender Meinung ist es nicht nur ein Recht, sondern sogar eine Pflicht jedes Muslims, die Abgefallenen umzubringen. Als Beweis reicht beispielsweise die Verweigerung des islamischen Bekenntnisses zu Allah und seinem Propheten aus. Die religiöse Legitimation sehen manche Rechtsgelehrte in Sure 4,88-89: Hier wird vor den Heuchlern gewarnt, die auch andere zum Abfall bewegen wollen. Die Aufforderung Mohammeds lautet: ?Und wenn sie sich abwenden, dann greift sie und tötet sie, wo immer ihr sie findet, und nehmt euch niemand von ihnen zum Freund oder Helfer.? Eine Überlieferung lautet: ?Wer seine Religion wechselt, den tötet.?

Der Glaubensabfall ist aufgrund der engen Verquickung von Politik und Religion im Islam keine Privatsache, sondern Verrat an der muslimischen Gemeinschaft und dem muslimischen Staat. Der Staat ist zum Handeln aufgefordert. Bereits vor einem möglichen Prozess verliert der Abgefallene zumeist seine Arbeitsstelle, wird von der Familie verstoßen, seine Ehe für ungültig erklärt und sein Besitz konfisziert. Befindet er sich im Ausland, gilt er in seinem Heimatland als tot, seine Erben erhalten seinen Besitz. In Menschen*rechtsdiskussionen wird dieser Punkt zumeist nicht offen thematisiert. Religionsfreiheit garantiert der Islam den nichtislamischen Minderheiten, nicht jedoch einem ?Abtrünnigen?. Nur erschreckend wenige liberale Rechtsgelehrte vertreten eine modernere Auffassung, nach der auch ein Muslim seine Religion frei wählen kann.
  #27085  
Alt 22.11.2005, 07:47
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Standard Rechtfertigt der Islam die Tötung ?

B O N N (09. September 2004) - Während die Attentäter des 11. September 2001 in mehreren Briefen unmissverständlich den Islam als Antrieb ihrer Attentate bezeichneten, sehen viele Muslime im Koran keine Rechtfertigung von Selbstmordattentaten. In Sure 5,32 lesen wir:

?Wenn jemand einen Menschen tötet, ohne dass er einen Mord begangen oder Unheil auf der Erde angerichtet hat, so soll er wie einer sein, der die ganze Menschheit getötet hat. Und wenn jemand einen Menschen am Leben erhält, soll es so sein, als hätte er die ganze Menschheit am Leben erhalten?.
Nimmt man diesen Vers zum Maßstab, kann man wie nicht wenige Muslime zu dem Schluss kommen, dass der Koran Selbstmordattentate, wie sie in Palästina oder am 11. September 2001 in New York geschehen sind, verurteilt, die Attentäter sich also nicht auf den Koran berufen können. Der Islam erscheint geradezu als friedlich, jegliche Gewalt gegen Unschuldige ablehnend.

Dagegen sprechen einige andere Koranstellen unmißverständlich vom Kampf gegen die Ungläubigen zur Ausbreitung des Islam. Die Aufforderung jedes Einzelnen und der gesamten islamischen Gemeinde (umma) zum ?Jihad? ist eines der zentralen Themen des Korans. ?Jihad? lässt sich am besten mit ?Anstrengung auf dem Weg Gottes? übersetzen. Damit kann zum einen die friedliche Werbung für den Islam, der Einsatz des Einzelnen in Form von finanzieller oder logistischer Förderung islamischer Interessen meinen. Der Koran kennt aber auch den kämpferischen ?Jihad?, den gewaltsamen Einsatz zur Verteidigung und Ausbreitung des Islam, wie ihn Mohammed als Vorbild der islamischen Gemeinde aller Zeiten gerade zum Ende seines Lebens bei zunehmender Machtfülle und militärischer Stärke vorgelebt hat.

Der ?Jihad? richtet sich gegen die Ungläubigen, also alle jene Menschen, die die islamische Botschaft ablehnen. In Sure 4,76 heißt es:

?Diejenigen, die gläubig sind, kämpfen um Gottes willen, diejenigen, die ungläubig sind, um der Götzen willen. Kämpft nun gegen die Freunde des Satans! Die List des Satans ist schwach?.
Dem Märtyrer, der in diesem Kampf sein Leben verliert, verheißt der Koran Sündenvergebung, Befreiung von der Befragung durch die Engel sowie schmerzlicher Höllenstrafe und damit direkten Zugang zum Paradies. Sure 3,195 lautet wie folgt:

?Und diejenigen, die um meinetwillen ... Ungemach erlitten haben, und die gekämpft haben und getötet worden sind, werde ich ihre schlechten Taten vergeben, und ich werde sie in Gärten eingehen lassen, in deren Niederungen Bäche fließen als Belohnung von seiten Gottes. Bei Gott wird man gut belohnt?.
Es geht hier nicht um einen Selbstmord aus persönlicher Verzweiflung oder aufgrund bedrückender Lebensumstände. Einen solchen Selbstmord verurteilt der Koran, leugnet solches Handeln doch die göttliche Fürsorge.

Ziel des ?Jihad? ist die Aufrichtung der Scharia, des islamischen Gesetzes, über alle Menschen. Erst mit der Erreichung dieses Ziels sehen muslimische Gelehrte den im Koran propagierten Frieden erfüllt. Fraglich bleibt, ob der für dieses Ziel notwendige Kampf auch die Tötung Unschuldiger vorsieht. Hier sind sich die muslimischen Gelehrten nicht einig. Manche von ihnen vertreten die Ansicht, dass in Zeiten des Krieges wie in Palästina die Tötung von Zivilisten kein Verbrechen sei. So erklärte auch der Grossscheich der al-Azhar und Grossmufti von Ägypten, Sayyid Mohammed Tantawi, bereits 1998 die palästinensischen Attentate für rechtmäßig: ?Es ist das Recht jeden Muslims, jedes Palästinensers und jedes Arabers, sich inmitten von Israel in die Luft zu sprengen? und ?Selbstmordoperationen dienen der Selbstverteidigung?. Der gleiche Mann verurteilte jedoch in Verlautbarungen gegenüber dem Westen die Anschläge am 11.09. und schrieb bereits 1998 nach dem Angriff auf die amerikanische Botschaft in Kenia: ?Jegliche Explosion, die zum Tod unschuldiger Frauen und Kinder führt, ist eine kriminelle Tat, die nur von Leuten ausgeführt wird, die niederträchtig, Feiglinge und Verräter sind?.

Auch gemäßigte muslimische Gelehrte scheuen eine klare Verurteilung der Selbstmordanschläge. Die Bonner Islamwissenschaftlerin Dr. Christine Schirrmacher sieht einen der Gründe dafür in der im Koran vorgeschriebenen Solidarität innerhalb der islamischen Gemeinschaft. Diese verbiete offene Kritik gegenüber Muslimen und die damit verbundene Solidarisierung mit Nichtmuslimen. Außerdem glaubten viele Muslime an eine Vorherbestimmung menschlichen Handelns durch Allah. Eine Kritik am Attentat verstehen sie daher als unerlaubten Zweifel am göttlichen Ratschluss.
  #27086  
Alt 22.11.2005, 07:49
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Standard Islam heißt auf deutsch "Unterwerfung"

Holländisches Tagebuch
von Leon de Winter

Islam ist Frieden, verkündeten die Demonstranten in Köln. Wissen das auch die islamischen Milizen in Darfur? Und die islamischen Kopfabschneider in Algerien? Und die islamischen Mörder Daniel Pearls? Im Namen des Islam sind in den vergangenen Jahrzehnten entsetzlich viele Morde begangen worden, unendlich viel mehr als in der gesamten Geschichte des israelisch-palästinensischen Konflikts. In Köln hätte also die Parole lauten müssen: Islam hat Frieden zu sein.


Die Übersetzung des arabischen Wortes Islam lautet nicht Frieden, sondern "Unterwerfung", englisch Submission, wie der Film von Theo van Gogh und Ayaan Hirsi Ali heißt. Dieser Film war es, der in den Niederlanden zum Mord an Theo van Gogh geführt und die multikulturelle Senkgrube geöffnet hat. Dies ist die einfache Geschichte des Films: Eine gläubige Muslimin fleht Gott an, er möge helfen, die Gewalt und die Erniedrigungen zu beenden, die sie zu erleiden hat. Schockierend?


Van Gogh und Hirsi Ali haben sich dafür entschieden, hin und wieder etwas nackte Haut der Frau zu zeigen. Einmal sind unter einem durchsichtigen Kleid vage ihre nackten Brüste zu sehen - die ARD zeigt im Abendprogramm weit mehr Nacktheit. Aber Muslime waren erzürnt, weil man Korantexte auf einen Frauenkörper geschrieben hatte. Warum? Der Koran ist das Allerheiligste und somit unantastbar, ein Text, der schon vor Anbeginn der Zeiten existierte. Zu unterstellen, dieses Buch könnte vielleicht doch von Menschenhand, womöglich gar aus vorhandenen christlichen und jüdischen Mythen gemacht und im siebten und achten Jahrhundert nach Christus von einer revolutionären arabischen Bewegung implementiert worden sein, kommt einem Selbstmord gleich. Nicht nur radikale, sondern allem Anschein nach die meisten Muslime wollen von solchen Diskussionen nichts wissen. Wer in der arabisch-islamischen Welt den Koran als literarischen Text untersuchen möchte, darf sich eines frühen Todes gewiß sein.


Da heißt es, auf einen islamischen Dan Brown warten, der ein "Da Vinci Code" über Mohammed schreiben kann, ohne gleich enthauptet zu werden. Darum geht es doch, oder?


Der Schriftsteller Leon de Winter (50) lebt in der Nähe von Amsterdam

<a href="redirect.jsp?url=http://www.welt.de/data/2004/11/23/364404.html" target="_blank">http://www.welt.de/data/2004/11/23/364404.html</a>
  #27087  
Alt 22.11.2005, 07:51
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Standard Ein Gott, zwei Gottesbilder

Von diesen Freiheiten sind radikal denkende Muslime einige Jahrhunderte entfernt, ja die unter dem Mantel der Freiheit daherkommende Dekadenz und Permissivität des Westens sind ein Grund für die Renaissance des Islam, die in allen islamisch geprägten Ländern, auch in der Türkei, zu beobachten ist und die auch in Europa im Begriff ist, Rechte zu erobern und Freiheiten einzusammeln. In Parallelgesellschaften breitet sich der Islam aus wie ein Ölfleck, getragen von der Demographie. Beim Dialog mit dem Islam, den man allenthalben anstößt und mit , politischer Korrektheit führt, wird das friedliche Zusammenleben beschworen und die Tatsache, gefeiert, dass wir doch den einen Gott anbeten, wie es auch in den Konzilsdokumenten ?Nostra aetate" und ?Lumen gentium" nachzulesen sei. Sicher, es gibt existenziell nur einen Gott. Aber es gibt verschiedene Gottesbilder. Wer sich das Gottesbild der Muslime anschaut, insbesondere der orthodoxen und radikalen, die ja das Denken der islamischen Welt immer stärker prägen, der dürfte an einigen Fragen nicht vorbei- und hoffentlich auch Zweifel bekommen, ob der Dialog, so wie er derzeit geführt wird, überhaupt sinnvoll ist.

Der Dialog ist ein Wert in sich. Aber er muss auch ein Ziel haben. Dazu muss auch die Glaubens- und Gewissensfreiheit gehören, zum Beispiel für Christen in islamischen Ländern. Es kann nicht sein, dass Christen in Saudi Arabien verfolgt und ins Gefängnis, geworfen werden, wo die Religionspolizei sie zwingt, den Koran laut und stundenlang zu lesen. Es kann nicht sein, dass Christen unter Todesstrafe stehen, wenn sie vom Islam zum Christentum konvertiert sind. Aber es ist so. Denn die Glaubens- und Gewissensfreiheit ist für radikal denkende Muslime ein Widerspruch in sich. Entweder man glaubt, und zwar an den vom Koran geoffenbarten Gott - oder man ist ein Ungläubiger, allenfalls ein Angehöriger der Völker der Schrift (Juden und Christen), die als ?Schutzbefohlene", als Menschenzweiter Klasse, tributpflichtig- und minderwertig sind. Das Überlegenheitsgefühl der Selbstgerechten und wirklichen Söhne und Töchter Allahs ist selbst in Europa zu spüren: Man muss sich fragen ob der Dialog dieselben Grundlagen hat.

Ein Dialog, der diesen Namen verdient, ruht auf beiderseitiger Offenheit und vor allem auf Wahrhaftigkeit und Verlässlichkeit. Hier, beginnt die Schwierigkeit. Es gibt in islamischen Glauben eine Verhaltensregel, die ?taqiya" (arab.: Vorsicht, Verstellung) genannt wird und beim Dialog mit Ungläubigen und auch den Völkern der Schrift anzuwenden ist. Schließlich geht es um die ?gerechte Sache", um die Ausbreitung des Islam, die für jeden Muslim höher steht als die Anerkennung eines Unglaubens. An dieses Gebot fühlt sich jeder Muslim gebunden, der den Koran als Richtschnur des Lebens ansieht. Solange die Muslime sich in einer Situation der Unterlegenheit befinden - das ist in Europa der Fall - solange ist die Kunst der Verstellung anzuwenden Für uns ist das Lüge und Betrug, für Muslime nicht. Deshalb geht der Vorwurf der Lüge auch ins Leere - sie befolgen doch nur die Weisungen des Koran und die Verhaltensweise des Propheten.

Und wie sollten Muslime Vertrauen zu christlichen Gesprächspartnern aufbauen, wenn im Koran, der für sie die absolute Wahrheit enthält, gewarnt wird: ?Siehe schlimmer als das Vieh sind bei Allah die Ungläubigen..., die;" so du einen Bund mit ihnen machst, jedesmal den Bund brechen...? (Sure 8), oder: ?Oh ihr, die ihr glaubt, nehmt euch nicht die Juden und Christen zu Freunden..." (Sure, 5), oder: ?Ihr Gläubigen! Schließt keine Freundschaft mit solchen, die nicht zu eurer Religion gehören. Sie lassen nicht ab, euch zu verführen, und wünschen nur euer Verderben" (Sure 3). Angesichts dieser Sachlage ist es naiv; die Christen aufzurufen, den Muslimen nicht zu misstrauen oder ihnen dieselbe Ethik zu unterstellen, die den zehn Geboten (hier besonders dem achten) zugrunde liegt. Natürlich kann man nicht jedem Muslim unterstellen, er betreibe die Kunst der Verstellung.

Festzuhalten ist, dass die Ethik der Muslime aufgespalten ist in eine, die für den Umgang untereinander gilt und eine; die für den Umgang mit den Ungläubigen geboten ist. Nicht der absolute Wert des menschlichen Lebens, nicht der Mensch als einmalige Person und Ebenbild Gottes, das er nach islamischer Auffassung nicht ist, sind der Maßstab des Handelns und auch nicht die Wahrheit als ?adaequatio intellectus et rei", wie Thomas von Aquin sie definiert, also als Übereinstimmung des Denkens mit der Sache. Nein, es ist vielmehr Allahs Wille, wie er im Koran geoffenbart ist und gut ist nicht, was wirklich ist, sondern was der Sache Allahs dient. Gut ist, was dem Islam nützt. Das ist islamischer Utilitarismus pur, eine Art Konstruktivismus. Man kann also im Dialog Wahrhaftigkeit und Verlässlichkeit auf muslimischer Seite nicht prinzipiell erwarten, da sie in der islamischen Ethik nicht stabil und verbindlich verankert sind. Hier wird die Sicht zu dem einen Gott verdunkelt.

Die Sicht der Dinge oder der letzten Wirklichkeit, die Gottesbilder, haben aber noch weitere Unstimmigkeiten. Der im Koran sich offenbarende Allah, der übrigens als Götze schon lange, vor Mohammed mit anderen Götzen, wie der Schicksalsgöttin Manat, der Muttergottheit Ilat und der Liebesgöttin Uzza, an der Kaaba verehrt und angebetet wurde, verbreitet Angst und Schrecken unter seinen Geschöpfen und verweigert etlichen von ihnen die Freiheit, - sich zum Guten zu bekehren, indem er ihnen den freien Willen entzieht: ?Wen Allah leitet, der ist wohl geleitet, wen er aber in die Irre führt, der gehört zu den Verlorenen. Wo haben Wir (Allah) viele von den Geistern und Menschen für die Hölle geschaf- fen" (7. Sure). ?Wenn Wir (Allah) es gewollt hätten, so würden Wir jedem Menschen richtige Leitung gegeben haben; aber mein Wort muss wahr werden, da Ich gesprochen habe: Die Hölle will Ich füllen mit den Geistern und den Menschen alle-samt." (32. Sure).

Manch einer will diesen Konflikt durch den Kunstgriff auf die bloße Existenz Gottes lösen. Es gebe ja nur einen Gott, heißt es dann, den wir als Menschen, bedingt durch unsere Beschränktheit, von verschiedenen Blickwinkeln aus betrachten und daher verschieden sehen, und uns nur auf unterschiedlichen Wegen Ihm nähern: Aber dieser eine und einzige Gott hat sich selbst den Menschen offenbart. Dem einen Teil der Menschheit hat er verkünden lassen, er habe seinen einzigen Sohn zur Errettung der Menschen auf die Erde geschickt: ?Also hat Gott die Welt geliebet, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben". Dem anderen Teil der Menschheit soll derselbe Gott geoffenbart und mitgeteilt haben, dass er keinen Sohn habe und nie einen gehabt habe. Er ist sogar erzürnt und verzeiht es nicht, wenn man ihm einen Sohn andichtet: ?Wer Allah irgendein Wesen zugesellt, den schließt Allah vom Paradiese aus, und seine Wohnung wird das Höllenfeuer sein". Da stimmt etwas nicht.



Der Koran zeigt, was auf die , Ungläubigen" zukommt

Das sind Widersprüche, um die sich die Theologen zu kümmern haben. Für die einfachen Bürger; die im praktischen Leben stehen, ist der Koran keine letzte Wahrheit. Aufgeklärte Leute wie Johann Gottfried Herder (1744 bis 1803) bezeichnen den Koran als ?Machwerk Mohammeds". In seiner Schrift ?Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit" schreibt Herder: ?Sein (Mohammeds) Koran, dies sonderbare Gemisch von Dichtkunst, Beredsamkeit, Unwissenheit, Klugheit und Anmaßung, ist ein Spiegel seiner Seele, der seine Gaben und Mängel, seine Neigungen und Fehler; den Selbstbetrug und die Notbehelfe, mit denen er sich- und andere täuschte, ...zeigt". Es gibt eine diskrete Diskussion über den Gesundheitszustand Mohammeds (Akromegalie); der für manche Vorschriften maßgebend gewesen sein soll. Diese Diskussion ist für die Erklärung vielleicht wichtig, noch wichtiger wäre es, den Koran zu lesen und zu wissen, was da auf die ?Ungläubigen" zukommt. Der Islam ist ein totalitäres innerweltlich anzuwendendes Gedankengebäude, eine Weltanschauung, mit der Europa es zu tun hat. Alles ist gesagt, alles ist vorhersehbar. Die Geschichte kennt manche Schriften, die als Warnung hätten dienen können, wenn man sie ernst genommen hätte.



Der Islam - kollektivistisch wie alle Ideologien

Wer aber solche Vermutungen oder Diagnosen nennt, wird als Fundamentalist oder Islamhasser beschimpft. Es ist auf jeden Fall politisch nicht korrekt. Und daran krankt die ganze politische Diskussion über den Islam. Sie ist in weiten Teilen unehrlich und feige. Wo aber sollten die Christen beim Denken und Handeln gegenüber dem Islam ansetzen? Der größte Unterschied betrifft das Verhältnis zu Gott, er liegt sozusagen in der Praxis: Der Islam ist, wie alle gesellschaftspolitisch relevanten Ideologien, eine kollektivistische Weltanschauung. Es zählt die Gemeinschaft. Das Christentum dagegen ist eine persönliche Religion. Im Koran dominiert das Ihr, der Appell an Euch, im Neuen Testament ist es das Du.

Das Christentum ist die einzige der großen Religionen; in denen der Mensch Gott selber und persönlich in der. Intimität des Herzens anspricht, in der Eucharistie eine Verwandlung erfolgt, ?endiosamiento" nennt es der Mystiker Juan de la Cruz, Vergöttlichung des Menschen, nachdem Gott ihm in einem anderen Sakrament, der Beichte, vergeben hat. Gott liebt dem Menschen, er nimmt ihn hinein in sein Beziehungsgeheimnis der Liebe. Im Islam bleibt immer eine Distanz, eine Unberechenbarkeit und Willkür des Schöpfers aller Dinge. Islam heißt Unterwerfung, der Name ist Programm. Genauso bei den Christen: Seht wie sie einander lieben, das war das Markenzeichen. Die Islamisten leben ihren Glauben, er ist zwar nicht kongruent zu den Menschenrechten, aber sie praktizieren, wie immer die Praxis für Nichtmuslime aussehen mag. Wenn die Christen nur halb so stark wären in der Praxis; sie hätten ihre Identitätskrise nicht. Das bedeutet schlicht, dass die Christen wieder beten müssten, mehr noch: Sie müssten wieder anbeten, zu - den Sakramenten gehen, ernst machen mit der Liebe. Dieser Ernstfall ist jeden Tag. Es muss kein formales Gebet sein, kann es aber. Das ist eine Frage der Selbstfindung, der Identität: Wer es gut meint mit sich selbst, der kümmert sich um das Verhältnis zu seinem Schöpfer, erst recht, wenn es ein so herzbewegendes ist.

Wer will, kann auch zu alten bewährten Mitteln zurückgreifen, zum Beispiel zum Engel des Herrn, ein Gebet das die Substanz des christlichen Glaubens enthält: Menschwerdung, Leiden, Erlösung - und das 1683 erstmals formuliert und eingesetzt wurde, um die Türken vor Wien abzuwehren. Als der damalige Feldherr, der Großwesir Kara Mustafa, die Belagerung Wiens aufgeben musste; schickte ihm der Sultan in einem Schmuckkästchen eine Seidenschnur. Es war die Aufforderung zum Selbstmord. Auch heute hängt, wenn man so will, das Schicksal Europas an einem seidenen Faden. Aber die Christen brauchen sich nicht umzubringen, ihr Mittel ist die Rückkehr zu den Wurzeln Europas. Europa, entdecke deine Wurzeln, werde wieder du selbst, ruft der Papst im Apostolischen Schreiben zum neuen Jahrhundert, ?Novo millenio ineunte", der Christenheit zu. Das ist es. Der Rest ergibt sich von selbst, wenn man die Identität wiederfungden hat. Dann sieht man die Gesetze, und Handlungen in einer anderen Perspektive. Deshalb. haben die Christen es in ihrer Hand. In der gefalteten und in der geöffneten. Sie sollten bereit sein zum Dialog, zum ehrlichen und offenen, aber nicht zur Unterwerfung oder zur Selbstaufgabe. Nie ist der Mensch größer als wenn er kniet, sagte Johannes XXIII. Der Gott der Liebe richtet den Mensch nicht hin, sondern wieder auf - auch nach einer Niederlage.



Ohne Freiheit ist gerechter Friede nicht möglich

Europa ist gefährdet, die Kirche selber nicht. Mehr als die Hälfte der Katholiken lebt heute in Lateinamerika. Die Kirche dort ist arm an Gütern, reich im Geiste: ?Kirche in Not" "heißt eine Hilfsorganisation, die dieser Kirche und auch anderen auf der ganzen Welt hilft. Sie wurde gegründet vom Speckpater, Werenfried van Straaten. Er gab die Art des Handelns vor, als er, sagte: ?Jesus lehrt ausdrücklich, dass wir bekommen, worum wir bitten., Er lehrt mit realistischen Bildern, dass wir nicht mutlos werden sollen, dass wir durchhalten und drängen müssen, dass wir Gott keine Ruhe geben dürfen, dass wir bis tief in die Nacht an seine Tür poltern und ihn so belästigen können, dass er .- um uns loszuwerden - keinen anderen Rat mehr weiß; als uns zu geben, was wir wünschen." So wie viele ihn gekannt haben, würde er in der Bedrohung durch den Islam wohl sagen: Freunde, auf die Knie und dann an die Arbeit. Macht euch kundig, über den Islam und vor allem über euch selbst. Und vergesst in eurem Gebet und Handeln die anderen nicht, die schon jetzt in islamischen I,ändern. in Bedrängnis sind.

Der Dialog der zwei Gottesbilder hat mehrere Orte. Europa ist einer. Der andere ist die Solidarität unter den Christen selbst. Je stärker die Christen einander helfen, umso überzeugender wird der Dialog auch für die Muslime: Die Achtung vor den Völkern der Schrift ist schon nicht sehr groß. Wenn diese. Völker einander nicht lieben; kippt sie in Verachtung um. Es geht um die Glaubensfreiheit der Zukunft: Erst die Freiheit, dann der Friede. Ohne Freiheit ist ein gerechter Friede nicht möglich. Wo aber der Glaube weitgehend abhanden gekommen ist, ist es schwierig, diese Prioritäten zu sehen und dafür entsprechende Opfer zu bringen.
  #27088  
Alt 22.11.2005, 10:41
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Wieso schreibst du die Sure nicht zu Ende???

Die Sure sagt weiter.. " .. sie versuchen immer wieder auf der Welt Morde zu begehen."

zja mein Lieber wenn du das auf Islam verschiebst, dann tust du mir wirklich leid..
also es lohnt sich gar nicht für dich hier zu schreiben, weil du die Tatsachen so änderst wie es dir passt!

Koran sagt, dass man nicht töten soll, aber dass die Menschheit habgierig ist, dass einige damit nicht aufhören werden..

es gibt genug Beispiele, die angeblich Christen sind!!!
  #27089  
Alt 22.11.2005, 10:53
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Ich denke , du weisst gar nicht.. was Islam wirklich bedeutet!!

Islam beschreibt all die Naturgesetze! Islam kannst du Engel nennen, Islam kannst du System nennen, Islam gab es bevor die Welt erscahffen worden ist, Islam wird es immer geben!!

Aber das ist für dich wahrscheinlich zu hoch, das zu verstehen!!! Beschäftige dich am liebsten mit Sachen die weltlich sind!
  #27090  
Alt 22.11.2005, 10:57
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Allah kannst du überall erwähnen, sogar beim SEX, wenn du genauer wissen willst..

Es ist nämlich kein Wesen, was außer mir exisiert!

Allah sahdamarindan yakindir!!!!

Aber ob dein Gott dich dabei sieht ist die andere Frage:: Oder gibt es Orte, wo du dich verstecken kannst??! )))))))

Wir sind offen... Und stehen für alles gerade was wir tun
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