Vaybee!
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  #11  
Alt 17.07.2009, 00:30
gelincik02
 
Beiträge: n/a
Standard ...Was ich von dir gelernt habe bleibt jetzt vielleicht zu wenig...

Jeder ist ersetzbar.
Der Kampf geht weiter.?
Das stimmt.
Aber das stimmt auch nicht:
Nicht jeder ist ersetzbar
und der Kampf hat immer nur das Gesicht und das Herz
des Menschen der kämpft
Und ich habe den Kampf gemocht
der dein Gesicht hatte
und dein Herz ?
und jetzt wird kein anderer mehr
dein Gesicht haben
und man wird dein Gesicht in Zukunft
nur noch auf Bildern sehen wie das Gesicht Che Guevaras
und Rosa Luxemburgs
und das ist nicht dasselbe
Und dein Herz wird man nirgends mehr sehen

Nicht in jedem einzelnen Punkt
war ich deiner Meinung
und du hast nie bestanden darauf dass jemand
deiner Meinung sein muss
und schon gar nicht in jedem einzelnen Punkt
Deine Meinung konnte man Punkt fьr Punkt
mit dir diskutieren
Jetzt aber kann ich nichts mehr mit dir diskutieren
und so sehr es ankam auf die einzelnen Punkte
so wenig kommt es jetzt auf die einzelnen Punkte an

Was ich von dir gelernt habe
bleibt jetzt vielleicht zu wenig
Aber ich hдtte vielleicht von dir schon genug gelernt
wenn ich nichts von dir gelernt hдtte auЯer das eine:

Dass Freiheit Gьte und Liebe sein muss
und dass Gьte und Liebe
Freiheit sein mьssen ? und wirkliche Gьte und Liebe
nicht nur ein Begriff von Gьte und Liebe
denn sonst bleibt auch die Freiheit nur ein Begriff ?
und dass der Kampf um Freiheit und Gьte und Liebe
nicht ohne Freiheit und Gьte und Liebe gefьhrt werden kann

Und deine Gьte und Liebe und Freiheit
und deine Einsicht
sind so gewesen dass du vielen ein Freund bleiben konntest
die einander nicht Freunde geblieben waren ?
vielen die jetzt um dich trauern aber die glauben
dass sie miteinander gar nicht mehr sprechen kцnnen
oder einander nur noch anklagen kцnnen
nur noch beschimpfen beschuldigen und bekдmpfen
Und dieser Irrtum kann sich jetzt leichter in ihnen verhдrten
weil deine gute heisere Stimme nicht mehr
zu ihnen spricht und nicht heftig oder behutsam
oder behutsam und heftig wie frьher Einwдnde macht

Und dass dieser Irrtum sich leichter verhдrten kann ohne dich
ist schon ein erster kleiner Teil des Beweises
dass du nicht so leicht ersetzbar bist in den Winkeln
und Ecken unserer Kцpfe und Herzen und unserer Leben
und dass es nicht genug ist
zu sagen: ?Der Kampf geht weiter?

Und doch muss er weitergehen und es ist nicht genug
von deiner Gьte und Liebe und Freiheit und Einsicht zu reden
wenn ich vergesse dass deine Einsicht und Gьte
dich immer wieder auch zur Empцrung gefьhrt hat
und dass deine Liebe bis zuletzt immer wieder
auch die Liebe zur Revolution geblieben ist
und die Sehsucht nach ihr in Zeiten in denen ihre Tyrannen
und Reichsverweser und Verrдter und Bьrokraten
ihren Namen so schlecht gemacht haben
dass fast keiner sie kennen will

Diese Sehnsucht hat in dir gelebt
und hat dich lebendig erhalten
und die Augen dir offen gehalten auch fьr Verstreute
die sich immer noch sehnen nach ihr ?
auch dann wenn sie irren
auf ihrer Suche und wenn ihre richtigen Herzen
ihnen nicht helfen konnten auf einen richtigen Weg

Es ist nicht mцglich von deinem Leben und Tod zu sprechen
und zu schweigen von der Revolution die
- ungleich uns Menschen ?
nicht tot ist fьr immer wenn man sie einmal totsagt
und in der etwas von dir leben wird wenn sie einmal
wieder auflebt ? von dir aber auch von andern
die hier nicht trauern kцnnen um dich weil sie vor dir
sterben mussten (oder vielleicht nicht mьssen hдtten)
Auch von diesen Verlorenen haben dich manche geliebt
und du hast sie nie ganz verloren aus deinen Augen
und aus deinem Herzen ?
auch dann nicht als sie sich verrannten
und sich verhдrteten und begannen sich selbst zu verlernen
Auch die darf man nicht totschweigen
wenn man von dir spricht
auch wenn dein oder mein Weg ein anderer ist als ihr Irrweg:
Sonst wдre der Kreis derer die deine Liebe und Einsicht
umfasst hat zu eng ? und dies hier wдre nur Trauer
von Gleichgesinnten um Gleichgesinnte; das wдre zu wenig
Denn der Kampf der dein Gesicht und dein Herz hatte
ist auch ein Kampf
um die Liebe zu vielen ohne Abgrenzungen und Grenzen
Sonst wдre er fьr dich und das Denken an dich zu klein.
Der Kampf geht weiter.

Erich Fried
  #12  
Alt 17.07.2009, 00:31
gelincik02
 
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Antwort

Zu den Steinen
hat einer gesagt:
seid menschlich

Die Steine haben gesagt:
Wir sind noch nicht
hart genug.


Erich Fried
  #13  
Alt 17.07.2009, 00:40
gelincik02
 
Beiträge: n/a
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Eine Kleinigkeit

Ich weiß nicht was Liebe ist
aber vielleicht
ist es etwas wie das:

Wenn sie
nach Hause kommt aus dem Ausland
und stolz zu mir sagt: „Ich habe
eine Wasserratte gesehen“
und ich erinnere mich an diese Worte
wenn ich aufwache in der Nacht
und am nächsten Tag bei der Arbeit
und ich sehne mich danach
sie dieselben Worte
noch einmal sagen zu hören
und auch danach
dass sie nochmals genau so aussehen soll
wie sie aussah
als sie es sagte –

Ich denke, das ist vielleicht Liebe
oder doch etwas hinreichend Ähnliches


Erich Fried
  #14  
Alt 17.07.2009, 00:42
gelincik02
 
Beiträge: n/a
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Unreife Liebe sagt:
"Ich liebe dich,
weil ich dich brauche."

Reife Liebe sagt:
Ich brauche dich,
weil ich dich liebe."


------



Liebe ist Erkennen;
aber eben weil sie
Erkennen ist, ist sie
auch Respekt vor
dem anderen.



Erich Fromm
  #15  
Alt 17.07.2009, 07:53
unixxx
 
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Achte auf deine Gedanken - Denn sie werden Worte.
Achte auf deine Worte - Denn sie werden Handlungen.
Achte auf deine Handlungen - Denn sie werden Gewohnheiten.
Achte auf deine Gewohnheiten - Denn sie werden dein Charakter.
Achte auf deinen Charakter - Denn er wird dein Schicksal!
  #16  
Alt 17.07.2009, 19:37
atroi
 
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Johann Wolfgang Goethe
Der Zauberlehrling


Hat der alte Hexenmeister
Sich doch einmal wegbegeben!
Und nun sollen seine Geister
Auch nach meinem Willen leben!
Seine Wort' und Werke
Merkt' ich und den Brauch,
Und mit Geistesstärke
Tu' ich Wunder auch.

Walle! Walle
Manche Strecke,
Dass, zum Zwecke,
Wasser fließe
Und mit reichem, vollem Schwalle
Zu dem Bade sich ergieße.

Und nun komm, du alter Besen!
Nimm die schlechten Lumpenhüllen!
Bist schon lange Knecht gewesen;
Nun erfülle meinen Willen!
Auf zwei Beinen stehe,
Oben sei ein Kopf,
Eile nun und gehe
Mit dem Wassertopf!

Walle! Walle
Manche Strecke,
Dass, zum Zwecke,
Wasser fließe
Und mit reichem, vollem Schwalle
Zu dem Bade sich ergieße.

Seht, er läuft zum Ufer nieder;
Wahrlich! ist schon an dem Flusse,
Und mit Blitzesschnelle wieder
Ist er hier mit raschem Gusse.
Schon zum zweiten Male!
Wie das Becken schwillt!
Wie sich jede Schale
Voll mit Wasser füllt!

Stehe! Stehe!
Denn wir haben
Deiner Gaben
Voll gemessen!
Ach, ich merk' es! Wehe! Wehe!
Hab' ich doch das Wort vergessen!

Ach, das Wort, worauf am Ende
Er das wird, was er gewesen.
Ach, er läuft und bringt behände!
Wärst du doch der alte Besen!
Immer neue Güsse
Bringt er schnell herein,
Ach! und hundert Flüsse
Stürzen auf mich ein.

Nein, nicht länger
Kann ich's lassen;
Will ihn fassen.
Das ist Tücke!
Ach! nun wird mir immer bänger!
Welche Miene! Welche Blicke!

Oh, du Ausgeburt der Hölle!
Soll das ganze Haus ersaufen?
Seh' ich über jede Schwelle
Doch schon Wasserströme laufen.
Ein verruchter Besen,
Der nicht hören will!
Stock, der du gewesen,
Steh doch wieder still!

Willst's am Ende
Gar nicht lassen?
Will dich fassen,
Will dich halten
Und das alte Holz behände
Mit dem scharfen Beile spalten.

Seht, da kommt er schleppend wieder!
Wie ich mich nun auf dich werfe,
Gleich, o Kobold, liegst du nieder;
Krachend trifft die glatte Schärfe!
Wahrlich, brav getroffen!
Seht, er ist entzwei!
Und nun kann ich hoffen
Und ich atme frei!

Wehe! Wehe!
Beide Teile
Stehn in Eile
Schon als Knechte
Völlig fertig in die Höhe!
Helft mir, ach! ihr hohen Mächte!

Und sie laufen! Nass und nässer
Wird's im Saal und auf den Stufen.
Welch entsetzliches Gewässer!
Herr und Meister! Hör' mich rufen! -
Ach, da kommt der Meister!
Herr, die Not ist groß!
Die ich rief, die Geister,
Werd' ich nun nicht los.

In die Ecke,
Besen! Besen!
Seid's gewesen!
Denn als Geister
Ruft euch nur, zu seinem Zwecke,
Erst hervor der alte Meister."
  #17  
Alt 17.07.2009, 20:18
atroi
 
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Jörn Pfennig
Strategie

Strategie

Er tut so, als würde sie ihn nicht interessieren.
Sie tut so, als würde sie es nicht merken,
dass es nur so tut.

Ihr Desinteresse interessiert ihn,
deshalb tut er so, als wüsste er genau,
dass sie nur so tut.

Sein Interesse interessiert sie,
deshalb tut sie so, als täte sie nur so, wie sie tut....
Oh heiliger Sankt Josef, wann tut sich denn
endlich was?!
  #18  
Alt 17.07.2009, 20:59
unixxx
 
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kannst du auch das hexeneinmaleins deuten?
  #19  
Alt 17.07.2009, 21:16
atroi
 
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Zitat:
Zitat von unixxx Beitrag anzeigen
kannst du auch das hexeneinmaleins deuten?
Selbstüberschätzung führt meist zu einem Desaster.....
  #20  
Alt 17.07.2009, 22:09
unixxx
 
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Ach warum denn. Wenn man im internet sucht wird man auch fündig. Jeder deutet es auf seine weise. Ich habe nicht alle versionen gefunden.

Du mußt verstehn!
Aus Eins mach’ Zehn,
Und Zwei laß gehn,
Und Drei mach’ gleich,
So bist du reich.
Verlier die Vier!
Aus Fünf und Sechs,
So sagt die Hex’,
Mach’ Sieben und Acht,
So ist's vollbracht:
Und Neun ist Eins,
Und Zehn ist keins.

zuverstehn wie folgt:

Eine häufig zu lesende Interpretation dieses Gedichts ist, daß in den Versen ein magisches Quadrat verborgen sei, wie es hier abgebildet ist. Demnach bedeuten die Verse:

15 15 15 15
10 2 3 15
0 7 8 15
5 6 4 15


„Aus Eins mach’ Zehn” — an Stelle der 1 ist eine 10 zu schreiben
„Und Zwei laß gehn, Und Drei mach’ gleich” — die 2 bleibt eine 2, auch die 3 bleibt.
Die Summe dieser Reihe ist 15.

„Verlier die Vier!” - weglassen, also 0
„Aus Fünf und Sechs ... Mach’ Sieben und Acht” — die Zahlen werden in den folgenden vier Feldern vertauscht, dazu die „verlorene” 4 wiedergefunden.

„Und Neun ist Eins, Und Zehn ist keins” die neun Zahlen ergeben das eine Quadrat, ein zehntes Feld gibt es hier nicht. Somit sollen die Verse ein magisches Quadrat ergeben.

--------------------------------

weiter


Ein anderes soll der Tradition des Templerordens entstammen und soviel wie „An der Härte dieses Schildes soll das Böse abgleiten” bedeuten:

S A T A N
A D A M A
T A B A T
A M A D A
N A T A S

(nach MALA, 84f.; Adamas = Diamant, der härteste aller Edelsteine)

Den Kreuzpunkten magischer Quadrate werden auch die Namen der Erzengel zugeordnet, wobei die Reihung der Namen Michael, Gabriel, Raphael und Uriel entsprechend der Kompaßrose ist (Michael: Osten, vgl. MALA).

Ähnlich den magischen Buchstabenquadraten sind die besonders als spielerische Rechenknobelei beliebten magischen Zahlenquadrate. Hierbei ergeben eingetragen Zahlen orthogonal wie vertikal addiert stets die gleiche Summe. Ein bekanntes Gedicht aus GOETHEs Tragödie „Faust”, das „Hexeneinmaleins”, soll in diesem Sinne zu deuten sein.
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