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Alt 02.07.2018, 01:35
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Gott sandte den Menschen Offenbarungen (Wahy) und Propheten, um sie zu leiten. Das letzte offenbarte Buch ist der Koran. Die Offenbarung des Korans an den Gesandten Gottes, Muhammad (saw), durch den Engel Gabriel begann im Jahre 610. Muhammad (saw) empfing somit – wie vor ihm die Propheten Moses (as), Jesus (as) oder David (as) – als ein von Allah auserwählter Mensch die Botschaft Gottes, um sie in erster Linie an seine Mitmenschen und die gesamte Menschheit zu vermitteln.

Die Muslime akzeptieren alle von Gott gesandten Propheten und machen keinen Unterschied zwischen ihnen. So heißt es im Koran: „Sprich: „Wir glauben an Allah und an das, was auf uns herabgesandt worden ist und was auf Abraham und Ismael und Isaak und Jakob und die Stämme herabgesandt worden war und was Moses und Jesus und den Propheten von ihrem Herrn gegeben wurde. Wir machen keinen Unterschied zwischen einem von ihnen, und ihm sind wir ergeben.“ (Sure Âli Imrân, [3:84])

Als der letzte dieser Kette von Propheten erhielt Muhammad (saw) ab seinem vierzigsten Lebensjahr die göttliche Botschaft kontinuierlich, bis zu seinem Versterben, über eine Zeitspanne von 23 Jahren. Die ersten offenbarten Verse, die Muhammad (saw) empfing, lauten: „Lies! Im Namen deines Herrn, der erschuf – erschuf den Menschen aus einem sich Anklammernden. Lies! Denn dein Herr ist gütig, der durch die (Schreib-)Feder gelehrt hat – den Menschen gelehrt hat, was er nicht wusste.“ (Sure Alak, [96:1-5]) Die Offenbarung gelangte mit dem Vers „Heute habe ich eueren Glauben für euch vollendet und habe meine Gnade an euch erfüllt, und es ist mein Wille, dass der Islam euer Glaube ist.“ (Sure Maîda, [5:3]) zur Vollendung.



Aufbewahrung und Niederschrift des Korans

Wenn der Prophet eine Offenbarung empfing, teilte er sie unverzüglich seinen Mitmenschen mit und ließ einen seiner Schreiber – unter ihnen Zayd bin Thâbit (ra) – auf Materialien wie Papyrus, Leder, Knochen, flachen Steinen, Palmenblättern usw. festhalten. Die neuen Verse wurden zudem von den Muslimen auswendig gelernt, da sie unter anderem auch beim Gebet (Salâh) rezitiert werden. Ein weiterer Weg, den koranischen Text zu bewahren, ist die Lesung der bis dahin offenbarten Verse, die der Prophet jedes Jahr im Ramadan gemeinsam mit Gabriel vornahm. In seinem Todesjahr trug er ihn sogar zweimal vor. Der größte Garant für die Erhaltung des Korans, welcher somit bis zum Jüngsten Gericht Gültigkeit haben wird, ist jedoch Allah. Diesbezüglich heißt es im Koran: „Wahrlich, wir sandten die Ermahnung herab, und wir wollen fürwahr ihr Bewahrer sein.“ (Sure Hidschr, [15:9])

Nach dem Tode des Propheten hatte man nur eine Loseblattsammlung des Korans. Da der Prophet die Offenbarung in einer Zeitspanne von 23 Jahren erhielt, konnte der Koran zu seinen Lebenszeit nicht in eine abgeschlossene Form gebracht werden. So gab der erste Kalif Abû Bakr (ra) Zayd bin Thâbit (ra) den Auftrag, den Text in Beratung mit den anderen Korankennern in einem Band, also dem „Mushaf“, zusammenzustellen. Nach dem Tode des Kalifen wurde dieses Einzelstück an Umar (ra) und nach dessen Tod an seine Tochter und gleichzeitig verwitwete Gattin des Propheten Hafsa (ra) übergeben.

Unter dem dritten Kalifen Uthmân (ra) wurden mehrere Abschriften von diesem Koranexemplar angefertigt und in die islamischen Zentren der Zeit gesandt. Somit wollte man den kontroversen Diskussionen, die aufgrund verschiedener Lesarten und Deutungen, die durch die Eigenart der arabischen Sprache zustande kamen, entgegenwirken.

Nach Europa gelangte der Koran 1143 über die lateinische Sprache – und zwar nach Toledo, einem der bedeutendsten europäischen Zentren des Mittelalters. Es waren die christlichen Übersetzer Hermannus Dalmata und Robertus Ketenensis den Koran ins Lateinische übersetzten. Der erste Druck erfolgte jedoch erst 1543 in Basel. Die erste ungefähre Übersetzung des Korans in die deutsche Sprache geschah dann erstmals durch Salomon Schweigger. Sie erschien im Jahre 1616. Mittlerweile existieren viele Exemplare, die von verschiedensten Übersetzern angefertigt wurden.



Der Koran im Rahmen der vorherigen Offenbarungen

Der Koran ist nicht nur die einzige unverändert bis in unsere Tage erhalten gebliebene Offenbarung, er ist auch das letzte göttliche Buch. Doch genauso wie Muhammad (saw) nicht der einzige Prophet war, ist auch der Koran nicht die einzige Offenbarung. Vielmehr steht er als letztes Buch in einer Reihe von Offenbarungen. Vor ihm schickte Allah dem Propheten Moses (as) die Thora, Jesus (as) das Evangelium und David (as) die Psalmen.

Im Koran wird der Leser auf diese Offenbarungen Gottes hingewiesen: „Und dieser Koran konnte von niemand ersonnen werden, außer von Allah. Er ist eine Bestätigung dessen was ihm vorausging, und – kein Zweifel ist daran – eine (vollständige) Darlegung der (schriftlichen) Offenbarungen des Herrn der Welten.“ (Sure Yûnus, [10:37]) Diejenigen, die eine schriftliche Offenbarung erhielten, werden als „Ahl al-Kitâb“ (Leute der Schrift) bezeichnet. Darunter versteht man üblicherweise die Juden, denen durch Moses (as) und die Christen, denen durch Jesus (as) eine Offenbarung zuteil wurde. Auf Grund der Tatsache, dass die Leute der Schrift ebenfalls ein Glied in der Offenbarungskette bilden, haben sie in der islamischen Theologie und Geschichte einen gesonderten Status.

Hierbei handelt es sich jedoch nicht nur um eine historische Verbindung, sondern auch eine inhaltliche. Gott entsandte den Koran nicht nur als eine neue Botschaft, sondern bestätigte, berichtigte und ergänzte mit ihm die vorherigen Offenbarungen. Dies bezeugt folgender Vers: „Und wir sandten zu dir in Wahrheit das Buch hinab, (vieles) bestätigend, was ihm an Schriften vorausging, und (über ihren Wahrheitsgehalt) Gewissheit gebend. Darum richte zwischen ihnen nach dem, was Allah hinabsandte. Folge nicht ihren Neigungen, um nicht von der Wahrheit, die zu dir gekommen ist, abzuweichen…“ (Sure Mâida, [5:48])

Das zentrale Thema aller ursprünglich göttlichen Offenbarungen ist der Glaube an den einen Gott (Tawhîd). Zudem teilen die monotheistischen Religionen etwa auch den Glauben an den Jüngsten Tag (Kiyâma), die Existenz von Engeln (pl.Malakût) und die Entsendung von Propheten sowie die Offenbarung von Büchern. Ferner haben die monotheistischen Religionen eine gemeinsame ethische Basis. Sie möchten einen Menschen, der an den einen Gott glaubt, nur ihn anbetet und ein aufrichtiges und rechtschaffenes Leben führt. Neben diesen unveränderlichen Glaubensgrundlagen gibt es den Gottesdienst (Îbada). Die Formen des Gottesdienstes haben sich bis zum Islam je nach Ort und Zeit verändert und mit dem Islam seinen Abschluss gefunden. So kommt es, dass es in den monotheistischen Religionen Gottesdienste, wie das Gebet (Salâh), das Fasten (Sawm) und die Almosensteuer (Zakat) gibt, sich die Formen aber teilweise erheblich unterschieden.

Autor: Kevser Erol
Filed Under: Al Qur'an al Karim