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Alt 13.12.2007, 19:08
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garakedi garakedi ist offline
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Standard Warum wir Türkei lieben und hassen

Einmal im Jahr gehen unsere Träume in Erfüllung. Für einige sogar mehr als ein mal im Jahr. Endlich rückt der lang ersehnte Urlaub in der Türkei näher, je mehr das Wetter wärmer wird. Die Stimmung steigt, weil man dem langweiligen monotonen Leben in Deutschland für kurze Zeit entkommen kann. Und die unfreundlichen und unhöfflichen Gesichter man immerhin für einen Monat vergessen möchte. Manchmal nimmt man das Auto, und die jenigen die die Autoreise nicht auf sich nehmen möchten, nehmen das Flugzeug, das ca. in 2,5 Stunden in der Türkei ist. Natürlich zittern die Fluggäste einige sogar haben Flugangst. (Mein größter Albtraum Nummer 1: Zahnarztbesuche und Nummer 2: Fliegen). Ich liebe das Ankommen, wenn die Brieseluft auf mein Gesicht trifft, wenn ich aus dem Flugzeug aussteige, das hat gewisse etwas. Und nach der Checkin wünscht mir der freundliche Beamte „VATANA HOSGELDIN!“. Und nach einer kurze Busreise oder mit dem gemieteten Auto komme ich zu Hause an. Nach eine Runde Schlaf am nächsten Tag, im besten Lokal der Stadt richtig schön frühstücken. Ich liebe Türkei, das Essen schmeckt super. Immer scheint die Sonne und die Menschen sind freundlich. Ein kleiner Smalltalk mit den Passanten über irgendwelche Läden. Mein Nachfragen löst bei den Leuten Freundlichkeit und Neugierde aus, was einem in Deutschland sicherlich nie passieren wird. Das geistige Ankommen in der Türkei dauert eben noch ein paar Tage. Wir gehen erstmal Einkaufen, Shoppen und ein paar Leute besuchen. Fahren aufs Land und die Natur erleben. Alles ist wunderbar. Nach dem ich ein paar Tage später eingelebt habe, vergesse ich meinen unfreundlichen Nachbarn Hans und Helga, und meine fast immer gleichgültigen Arbeitskollegen Franz und Katlin. Das Leben hat wieder einen Sinn. Okay zwischendurch mal vermisse ich das Vollkornbrot und die Mohnschneken. Das ist aber alles. Ein paar Wochen später fangen wir an, die andere Realität in der Türkei wahrzunehmen. Das Geld zerinnt aus unseren Händen als wäre es Sand. Man kann sich gar nicht vorstellen, wie viel alles kostet. Immer wieder merke ich das später. Das Leben in der Türkei ist teuer. Das ist leider nicht so gut. Die lieben Verwandten sind nur dann lieb, wenn Du ihnen Geschenke oder Geld mitbringst. Bescheiden sind ihre Wünsche gar nicht. Das Handy sollte schon mindestens Samsung U700 sein und die Digitalkamera bitte schön mit 12 Megapixel. Söylemesi ayip Ayran icmeye paralari yok, wenn man sie fragt was sie gerne haben wollen, immer das Beste vom Besten. Ich mit meinem alten Nokia-Handy komme ich mir wie aus dem Steinzeit vor. Die Leute sind in der Hinsicht total merkwürdig.
Und die andere Kehrseite die Leute betrachten Dich als laufenden Geldbeutel. Du bist kein Mensch sondern die Quelle des Geldes, du bist so eine Art Geldmaschine. Die Leute in der Türkei haben gar keine Vorstellung davon, wie die Leute hier für ihr Geld arbeiten müssen. Die denken alles liegt auf der Straße man holt sich einen Beutel besser einen Sack und sammelt das Geld um in der Türkei auszugeben. Es wird viel mehr Wert auf Aussehen, Image und Geld wert gelegt. In einem Gespräch mit einem Nachbarn fragte er mich was mein Auto so kostet, statt mich zu fragen, wie es mir geht oder wie die Reise so wahr. Das ist absolut Bullshit! Und einmal kaufte ich ein elektronisches Gerät und eine Woche später ging das Teil kaputt, der Verkäufer meinte, so etwas wie Geldzurück gibt es nicht. Ich müsse etwas anderes kaufen. Hätte nicht gedacht dass ich mal Saturn oder Mediamarkt in der Türkei vermissen werde, wo man alles beim Kaputtgehen einfach zurück gibt und das Geld bekommt.