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Alt 13.01.2015, 13:49
huhusanane
 
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Das Fasten im Ramadan ist für jeden gesunden, erwachsenen Muslime vorgeschrieben, wohingegen die Schwachen, Kranken, Kinder, Reisende und menstruierenden Frauen von dieser Pflicht ausgenommen sind [allerdings müssen einige dieser Gruppen das Fasten, wenn sie wieder in der Lage dazu sind, nachholen]. Von den das Fasten befolgenden Muslimen wird nicht nur verlangt, von der Nahrungsaufnahme, Trinken, Rauchen und Geschlechtsverkehr abzusehen, sondern auch von der Einnahme oraler Medizin und der Injektion flüssiger Pharmazeutika. Jedoch wollen nicht alle Muslime, die krank sind, von der Möglichkeit der Ausnahme Gebrauch machen und bestehen darauf, um jeden Preis am Fasten teilzunehmen.

Das Fasten von kranken Muslimen, kann, wenn nicht unter ärztlicher Begleitung stattfindend, zu ernsten gesundheitlichen Problemen führen. Auch für eine sonst gesunde Person können sich gesundheitliche Schwierigkeiten ergeben, weshalb auch für sie Ernährungsratschläge hilfreich sein können.

Während der letzten Jahre - zumindestens für die auf der Nordhalbkugel lebenden Muslime - fand und findet der Ramadan in den Winter- und Herbstmonaten statt. Da in dieser Zeit Hitze und lange Tage die geringeren Probleme sind, ergeben sich gesundheitliche Spannungsfelder vor allem als Folge von zu großen Mahlzeiten und einem anhaltenden Schlafmangel.

Es ist gibt keine Notwendigkeit, beim Iftar [jene Mahlzeit, die als Brechen des Fastens direkt nach dem Sonnenuntergang eingenommen wird], beim Abendessen oder beim Suhur [jene Mahlzeit, die morgens vor Einsetzen der Sonnendämmerunng verzehrt wird] übermäßige Mengen an Nahrung zu sich zu nehmen. Die Gründe dafür sind zweierlei Art. Erstens, und am bedeutendsten, widerspricht solch ein Lebensstil dem Geist und den grundlegenden Prinzipien des Fastens im Monat Ramadan. Übermäßiges Essen in der Zeit nach und vor dem Fasten kann als Reflexion einer schwachen Disziplin und von Verantwortungslosigkeit betrachtet werden. Und zweitens besitzt der Körper regelnde Mechanismen, die die Stoffwechselrate während des Fastens reduzieren und eine effizientere Ausnutzung des Körperfetts sichern. Außerdem nehmen viele Muslime in dieser Zeit einen ruhigeren Lebenswandel ein. Als Endergebnis bleibt, dass eine ausgewogene Ernährung, die aus weniger als der normal zugeführten Nahrung besteht, ausreichend ist, um eine Person während des Ramadan gesund und aktiv zu halten.

Um in dieser segensreichen Zeit gesund zu bleiben, empfehlen sich folgende wichtige Nahrungsgruppen: Brot und Getreideprodukte, Milch- und Milchprodukte, Fisch, Fleisch und Geflügel, Bohnen, Gemüse und Obst - Vegetarier und Veganer sollten dementsprechend die Liste ihrer Nahrung ergänzen. Das Essen von Früchten am Ende einer Mahlzeit ist sehr empfohlen. Die Ernährung im Ramadan sollte sich nicht von den üblichen Gewohnheiten unterscheiden und so einfach wie möglich sein. Außerdem sollte sie darauf hin ausgerichtet sein, das Gewicht zu halten und weder zu Gewichtsverlust, noch zu Zunahme führen. Jedoch gilt, dass für jemanden, der übergewichtig ist, der Ramadan eine gute Zeit zum Abnehmen ist.

Angesichts von langen Fastenzeiten sollten die langkettigen Kohlenhydrate, oder auch Ballaststoffe, zum Suhur gegessen werden, damit das Essen länger - ungefähr acht Stunden - für den Tag wirksam ist. Diese komplexe Kohlenhydrate finden sich in Getreide und Saaten, wie Gerste, Weizen, Hafer, Semolina, Bohnen, Linsen, Vollkornmehl und ungeschältem Reis. Im Gegensatz dazu halten die raffinierten Kohlenhydrate oder schnell verdauliche Nahrungsmittel nur drei oder vier Stunden und sollten besser zum Iftar gegessen werden, um den Blutzuckerspiegel schneller anzuheben. Zu den schnell zu verbrennenden Lebensmitteln gehören jene, die Zucker und weißes Mehl enthalten. Datteln sind eine exzellente Quelle für Zucker, Fasern, Kohlenhydrate, Kalium und Magnessium und sind seit den Tagen des Propheten Muhammad ein sehr gutes Mittel, um das Fasten zu brechen.

Gebratene und frittierte Speisen, stark gewürztes Essen und solche mit zu viel Zucker, wie beispielsweise Süßigkeiten, können gesundheitliche Probleme verursachen und sollten während des Ramadan besser gemieden werden. Sie verursachen Verdauungsprobleme, Sodbrennen und Gewichts-probleme. Das Fasten kann häufig den Säurespiegel des Magens erhöhen und ein brennendes Gefühl hinterlassen. Dem kann man entgegenwirken, indem man Lebensmittel mit viel Fasern wie beispielsweise Vollkornbrot, Gemüse, Hummous, Bohnen und Früchte zu sich nimmt. Diese Speisen regen die muskuläre Aktivität der Verdauung an, die das Essen mischt und in kleinere Teile aufbricht und helfen so dem Magen, den Säurespiegel abzubauen.

Ganz wichtig ist das Trinken von ausreichend Wasser und Säften zwischen dem Iftar und dem Schlaf, um Dehydrierung zu verhindern und um eine Entgiftung des Verdauungsapparates sicherzustellen. Jedoch sollte eine umfangreiche Aufnahme von großen Mengen an koffeinhaltigen Getränken vermieden werden, insbesondere zum Suhur. Da diese entwässernd wirken, können sie zu einem übermäßigen Verlust an wertvollen Mineralien führen. Es wird allerdings von vielen Fastenden berichtet, dass sie eventuelle Kopfschmerzen während eines Fastentages legen, wenn sie nach dem Iftar eine Tasse Kaffee getrunken haben.

Es ist empfohlen, dass sich jeder auf die eine oder andere Art und Weise einer leichten Form von Übung unterziehen sollte, wie beispielsweise längeren Spaziergängen oder dem Stretching. Übergewichtige Menschen sollten die Menge an Bewegung erhöhen, während sie gleichzeitig die der zugeführten Nahrung verringern sollten.

Es ist für manche Muslime auch nicht unwichtig, während des Ramadans ihre Zeitverteilung zu korrigieren und die ihnen verfügbare Zeit zwischen den Handlungen der Anbetung, Arbeit, Studium, Schlaf und körperlichen Aktivitäten aufzuteilen. Übermäßige Arbeit oder überlanger Schlaf, insbesondere während des Tages, schaden der Gesundheit und reduzieren den spirituellen Nutzen eines Fastentages. Man sollte auch nicht vergessen, dass bei vielen Fastenden - gerade zum Fastebrechen hin - gelegentlich die Konzentration nachlässt. Dementsprechend sollte auch der eigene Tagesablauf ausgelegt sein.

Das Fasten im Ramadan ist für den gesunden Erwachsenen verpflichtend gemacht worden, aber wenn das Fasten die Gesundheit des Einzelnen ernsthaft bedroht oder der Fastende wirklich krank ist, hat Allah eine Ausnahme vorgesehen: „Allah will es euch leicht, Er will es euch nicht schwer machen.“ (Al-Baqara, 185)

Von einem muslimischen Standpunkt bedeutet diese Ausnahme mehr als eine einfache Erlaubnis, nicht zu fasten. Der Gesandte Allahs sagte: „Allah liebt es, seine Erlaubnis befolgt zu sehen, genau so wie Er es liebt, dass seinem Willen gehorcht wird.“ Aus diesem Grund sind viele Muslime der Ansicht, dass eine kranke Person oder jemand, dessen Wohlbefinden durch eine Krankheit während des Fastens stark eingeschränkt wird, nicht fasten darf beziehungsweise sein Fasten umgehend brechen muss.

Jedoch besteht eine Gruppe von Patienten, aus welchen Gründen auch immer, auf einer Teilnahme am Fasten. Jene Kranken sollten auf jeden Fall den Rat eines Arztes einholen.

Diejenigen, die an geringeren Problemen leiden, haben in der Regel keine Schwierigkeiten beim Fasten. Jene aber, die unter akuten Problemen leiden, müssen sich möglicherweise umstellen. So gibt es Medikamente, die es normalerweise regelmäßig einzunehmen gilt, wie Antibiotika. Für fastende Patienten können sich hierbei Probleme ergeben. Jedoch hat die steigende Verfügbarkeit von alternativen Präparaten mit einer lang anhaltenden Halbwertszeit eine Lücke für fastende Patienten geschaffen. Zum Beispiel können Muslime mit einer akuten Infektion der oberen Atemwege, wie beispielsweise schmerzhaften Halzschmerzen, trotzdem in der Lage sein zu fasten. Im Falle einer Antibiotikabehandlung bieten sich in einem derartigen Fall solche Mittel an, die nur einmal am Tag oder alle zwölf Stunden genommen werden müssen. Bei Krankheiten, die man als Zivilisationskrankheiten“ bezeichnen kann, wie erhöhtem Blutdruck oder Übergewicht, hat sich eine Denkrichtung entwickelt, die es den Patienten geradezu empfiehlt, am Fasten teilzunehmen, da dieses sowohl den Blutdruck als auch das Körpergewicht senken helfen kann. Allerdings sollten diese Patienten vorher einen Arzt aufsuchen, um im Falle einer Medikamentierung diese dem Fasten anzupassen. So gilt für die Einnahme von entwässernden Mitteln, dass diese natürlich im Ramadan geringer dosiert werden sollten.

Nicht wenige Muslime, insbesondere jene aus Asien, stehen unter einem gesteigerten Risiko, unter einer der verschiedenen Formen von Diabetes zu leiden. Ein Fachgruppe über Gesundheit im Ramadan hat folgende Richtlinie für fastende Muslime mit Diabetes entwickelt: „Diabetes-Patienten, die ihre Krankheit nur über ihre Ernährung kontrollieren, können fasten und hoffentlich kann sich, durch eine Gewichtsreduktion, ihre Diabetes durchaus verbessern. Diabetiker, die Hypoglycämische Mittel in Tablettenform einnehmen und diese mit einer Diät begleiten, sollten extreme Vorsicht walten lassen, wenn sie sich entschließen, am Fasten teilzunehmen. Diese Patienten sollten auf jeden vorher einen Mediziner konsultieren. Sollten sie während des Tages Symptome eines niedrigen Blutzuckerspiegels entwickeln, müssen sie ihr Fasten sofort beenden.“ Bei allen Fällen des Fastens mit Diabetes sollte die Blutzuckerspiegel genau überwacht werden. Dies gilt insbesondere vor und nach den Mahlzeiten.

Professor S. Akhtar leitet die pharmazeutische Fakultät der Universität von Kuwait.